Über einen versteckten Legostein und ein ausverkauftes Spiel im Degerloch-Stadion: Im sechsten Teil unserer Interviewreihe blickt Ulrich „Uli“ Frommer zurück, der bei der TSG Söflingen das Fußballspielen anfing und beim FV Illertissen in der Saison 1979/80 seine Laufbahn ausklingen ließ und in der Zwischenzeit seinen Bautechniker machte, die Fachhochschulreife absolvierte und 1970 für ein Ingenieursstudium nach Stuttgart wechselte. Vom 1. SSV Ulm 1928, wo er im Anschluss an die TSG Söflingen kickte, ging es für ihn zu dieser Zeit zu den Stuttgarter Kickers. Bis 1975 spielte Frommer für die „Blauen“ zweitklassig, zunächst in der Regionalliga Süd und nach erfolgreicher Qualifikation in der 2. Bundesliga Süd. Nach Abschluss seines Studiums verließ Frommer die Landeshauptstadt – ihn zog es beruflich zum Tiefbauamt der Stadt Neu-Ulm. Sportlich wechselte er zum FV Biberach in die 3. Liga, ehe er anschließend beim FV Illertissen seine Fußball-Karriere beendete. Beruflich stieg Uli Frommer bei der Stadt Neu-Ulm bis zum Abteilungsleiter für Stadtentwässerung und Wasserbau auf, 2015 verabschiedete sich der heute 70-Jährige in den Ruhestand.
Was war das schönste Erlebnis Ihrer Fußball-Laufbahn?
Natürlich gab es viele schöne Ereignisse, aber mir sind die lustigen Ereignisse besser im Gedächtnis. Wir hatten bei den Stuttgarter Kickers einen Spieler namens Otto Garhofer. Dieser wurde bei einem Auswärtsspiel eingewechselt und der dortige Stadionsprecher hat ihn als „Otto Gasofen“ angekündigt. Auf dem Platz konnten wir damals das Lachen nicht verkneifen. Auch schön ist die folgende Anekdote: Ein Mitspieler hat sich nach dem Spiel beklagt, dass sein rechter großer Zeh während des Spiels sehr schmerzte. In der Kabine kam dann ein kleiner Legostein aus seinem Kickschuh zum Vorschein, den wohl sein Sprössling dort versteckt hatte.
Der beste Kicker, mit dem Sie in einer Mannschaft zusammen gespielt haben...
Damals und auch noch heute mein bester Freund aus Kickers Zeiten – Rainer Potschak – mit einer überragenden Balltechnik, einem guten Auge für die Mitspieler und einer tollen Trefferquote. Leider kam sein Potenzial aufgrund beruflicher Gegebenheiten (Schichtarbeiter) und seiner – eventuell daraus resultierender – Verletzungsanfälligkeit nicht ausreichend zum Tragen. Vom Können jedenfalls eindeutig ein Erstligaspieler.
Bei welchem Verein hatten Sie als Aktiver Ihre schönste Zeit...
Abgesehen von der Jugend bei der TSG Söflingen waren das zwei Vereine: der FV Biberach und der FV Illertissen.
Das fußballerische Vorbild Ihrer Jugendzeit...
Franz Beckenbauer
Was nervt Sie am heutigen Fußballgeschäft...
Die zum Teil astronomischen Gehälter und Ablösesummen, Verträge die gebrochen werden, aber auch die unsinnige Pyrotechnik auf den Rängen und das Spucken der Spieler in Großaufnahme.
Haben Sie irgendetwas in Ihrer Laufbahn bereut?
Ich wurde von der süddeutschen A- Jugendauswahl in die deutsche A- Jugendauswahl zu einem 14- tägigen Lehrgang eingeladen, den ich aber aus Sorge, bei meinem Studium etwas zu verpassen, abgesagt habe. Wie gesagt die Lehrgangsteilnehmer bildeten hernach die deutsche Nationalmannschaft. Aber das hat dann ja später mein Sohn Nico besser gemacht.
Ihre Lieblingsrückennummer...
9 oder 7.
Gibt es ein Spiel, das Sie nie vergessen werden?
Im ausverkauften Degerloch-Stadion gegen den 1. FC Nürnberg mit zwei Toren von mir. Aber das Schönste: Mein Vater und mein Bruder Rolf waren damals stolze Augenzeugen.
Der beste Trainer, den Sie hatten?
Mein ehemaliger Mitspieler beim SSV Ulm und Freund Peter Struhtz.
Die sinnloseste Regel im Fußball...
Video-Abseits. Man kann sich bei einem erzielten Tor nicht mehr freuen. Es sollte wie früher die Regel „gleiche Höhe“ gelten, nämlich das, was Schiri und Linienrichter sehen, gilt.
Die größte Enttäuschung Ihrer Karriere...
Da gab es sicher genug, aber so richtig fällt mir dazu nichts ein. Außerhalb meines Wirkungskreises ist es aber der Umgang Fußball-Deutschlands mit Franz Beckenbauer.
Wo haben Sie auswärts nie gerne gespielt?
Bei Bayern Hof. Lange Fahrt mit Übernachtung und regelmäßig dort verloren.