Sechs Wochen lang hatten sich die Spieler des SSV Ulm 1846 Fußball intensiv auf die neue Regionalliga-Saison vorbereitet. In den Testspielen, unter anderem beim 2:0 gegen Drittligist VfR Aalen und beim 2:3 gegen Bundesligist FC Augsburg,  hatten die Ulmer phasenweise ihre neue Philosophie mit mehr spielerischen Elementen und gepflegterem Fußball vorgeführt. Entsprechend selbstbewusst gingen die Spatzen in das Saison-Auftaktspiel gegen den 1. FC Saarbrücken. „Auch wenn einige Spieler verletzt ausfallen: Wir sind eine starke Mannschaft“, hatte Kapitän Florian Krebs, der nach einer Leisten-OP noch einige Wochen lang ausfallen wird, unmittelbar vor dem Anpfiff noch betont.
90 Minuten später war von all der Ulmer Euphorie nichts mehr übrig geblieben. Das 1:4 (1:1) im Regionalliga-Eröffnungsspiel gegen den 1. FC Saarbrücken erwies sich als wahrer Stimmungskiller. Wütend und frustriert stampften die Spieler gen Kabine. Janik Michel hatte an seinem 25. Geburtstag ebenso vergeblich auf eine Einwechslung gehofft wie sein Stürmerkollege David Braig – und reagierten entsprechend. So wütend wurden beide im Donaustadion nicht gesehen.

Auf dritten Wechsel verzichtet

„Beide sind Strafraumstürmer. Doch bis dahin sind wir in der Schlussphase gar nicht mehr gekommen“, begründete Trainer Stephan Baierl ihre Nicht-Berücksichtigung. Stattdessen wechselte er für Thomas Rathgeber, der die 1:0-Führung (10.) erzielt hatte, in der Schlussphase Nachwuchsmann Stjepan Saric ein – und beorderte Steffen Kienle von der rechten Seite in die Sturmspitze. Die beiden sollten in der Schlussphase mit ihrem Tempo für Gefahr sorgen. Vergeblich. Wie es geht, zeigte stattdessen Saarbrückens Stürmer-Ass Patrick Schmidt, der zwei Musterkonter mit dem Saarbrücker 3:1 und 4:1-Endstand abschloss.
Auf einen weiteren möglichen Wechsel – der nervöse und indisponierte Neuzugang David Kammerbauer war in der 54. Minute erlöst worden –  verzichtete Baierl, weil er sein Team bis zur umstrittenen Gelb-Roten Karte für Tim Göhlert (74.) auf Augenhöhe gesehen hatte und deswegen nicht ins Spiel eingreifen wollte. Allerdings hatten die spielstarken Saarländer zu dieser Phase längst schon das Zepter übernommen. Das Team von Dirk Lottner hatte vier Neuzugänge in seiner Startelf stehen und wechselte drei weitere Neue ein, die jeweils die Tore zwei, drei und vier vorbereiteten. Der Ex-Ulmer Pierre Fassnacht kam nicht zum Zuge.
„Die Mannschaft ist nach der Führung in alte Verhaltensmuster zurückgefallen und hat nur noch verteidigt“, monierte Lutz Siebrecht, Sportlicher Leiter beim SSV 46 Fußball. Beim Samstagstraining konnten sich Braig, Michel und alle Spieler, die nicht über 90 Minuten zum Einsatz kamen, austoben. Heute will Baierl die Partie anhand von Video-Bildern mit der Mannschaft analysieren. Am Dienstag (18 Uhr) erhalten Braig, Michel wie auch Marcel Schmidts und die diesmal noch geschonten Innenverteidiger Michael Schindele und Johannes Reichert die Chance, es in der ersten Runde des WFV-Pokals beim Bezirksligisten SV Sigmaringen besser zu machen als die Kollegen am Freitag gegen Saarbrücken.

Angekündigte Bengalos

Großes Polizeiaufgebot rund ums Donaustadion. Die Begegnung zwischen dem SSV Ulm 1846 Fußball und dem  1. FC Saarbrücken ist als „Sicherheitsspiel“ eingeordnet worden – wie auch das nächste Ulmer Heimspiel am 12. August gegen Kickers Offenbach. Im Stadion gab es am Freitag zwei Vorfälle. Im mit 400 Zuschauern besetzten Saarbrücker Block wurden kurz nach der Halbzeit Bengalos gezündet. Die FCS-Fans hatten die Aktion in der Halbzeit mit dem Banner „Fackeln statt China-Böller“ quasi angekündigt. Auch auf Ulmer Seite hieß es auf einem Transparent: „Nein zur Chinaauswahl“. Zudem wurde im D-Block im zweiten Durchgang ein lautstarker Böller gezündet. gek