In eine völlig neue Gefühlswelt taucht momentan der Fußball-Kreisligist SC Lehr ein. Jahrelang gehörte der Klub aus dem Ulmer Norden in der Staffel B/Donau zu den Hinterbänklern. Der Vogel wurde in der Saison 2013/2014 mit dem vorletzten Platz, fünf Punkten und einem Torverhältnis von 20:145 abgeschossen.
Nun schnuppern Abteilungsleiter Markus Schied und Co. nach der Rückkehr in die B/Alb mit der Idealausbeute von sechs Punkten aus zwei Partien ungewohnte Höhenluft. Und viel deutet darauf hin, dass auch nach der Partie morgen (15 Uhr) gegen den punktlosen SV Feldstetten die Erfolgsstory fortgesetzt wird. „Die Saison ist noch jung. Wir haben jetzt deswegen noch kein Fass aufgemacht“, meint der 52-jährige Schied, ein Mitglied der fußballverrückten Lehrer Familie.
 Sein Vater Siegfried war 1967 Gründungsmitglied des Vereins und 17 Jahre lang Vorsitzender. Sabine Droll, Schwester von Markus Schied, ist Jugendleiterin. Drolls Söhne Timo, früher im Nachwuchsbereich beim TSV Neu-Ulm und dem SSV Ulm 1846, und Felix sind Stammkicker bei der derzeitigen Himmelsstürmer­elf. Und Schieds Schwager Thomas Droll ist Juniorentrainer und hat seit gestern interimsmäßig auch für Cheftrainer Günther de Munter, der vier Wochen in Tibet im Urlaub ist, die aktiven Kicker übernommen.
 Schied, Lehrer Eigengewächs und zu A-Junioren-Zeiten beim SSV Ulm 1846 Mannschaftskollege  des heutigen Nationalmannschafts-Co-Trainers Marcus Sorg und von Ex-Profi Thomas Schmidt, ist der letzte Mohikaner in einer Funktionärstätigkeit beim Verein aus der kurzen goldenen sportlichen SC-Ära. Insgesamt drei Jahre, dabei letztmals 1996, jagte der Klub in der A/Donau auch dank des damals regelmäßigen Zuwachses von Studenten der Universität Ulm, dem runden Leder hinterher. Seitdem war der SC Lehr in den fußballerischen Niederungen der Kreisliga B verschwunden. Kurzzeitig drohte dann Ende des zurückliegenden Jahrtausends wegen personeller Engpässe sogar das Aus. „Wir hatten ziemlich zu knapsen, dass wir den Spielbetrieb aufrecht erhalten konnten. Es gab Spiele, wo wir nur zu Neunt angetreten sind“, erinnert sich Schied an die dunklen Tage in der Klubhistorie.
 Nun werden die Kicker aber wieder von der Sonne geküsst. Mit dem Einstieg von Trainer de  Munter als Nachfolger von Lehrs Funktionärs-Allzweckwaffe Schied vor der vergangenen Saison war ein Aufwärtstrend erkennbar. Dank de Munters Kontakte bekam der SC Lehr personellen Zuwachs. Zudem stießen auch Talente aus der Junioren-Spielgemeinschaft mit dem SV Jungingen und dem SV Mähringen hinzu. Platz acht in der B/Donau war der sportliche Höhepunkt der letzten zehn Jahre.
 Und zum 50-jährigen Vereins-Jubiläum, welches vom 15. bis 17. September auf dem eigenen Sportgelände gefeiert wird, gelang dann auch die Rückkehr in die B/Alb. „Den Staffelwechsel hatten wir schon länger beantragt. Zu den Albvereinen haben wir gute Kontakte. Man kennt sich aus früheren Zeiten. Von der Ligazusammensetzung her hatte der Wechsel bislang aber nicht funktioniert“, sagt Schied. Bis Ende der 70er Jahre war der SC Lehr nämlich noch im Spielbetrieb der Albstaffel eingegliedert.

Krisenjahre abschütteln

 Der sportliche Höhenflug in der neuen alten Umgebung wird aber vom kaufmännischen Angestellten Schied nicht überbewertet, auch wenn nun regelmäßig 25 Spieler im Training den Kommandos von de Munter  lauschen. „Es sind gerade einmal zwei Spiele absolviert. Wir haben zu viele schlechte Jahre hinter uns. Da können wir uns nicht zu weit aus dem Fenster lehnen“, tritt Schied verbal auf die Euphoriebremse.
Zumal die bisherigen Gegner SV Göttingen und SSC Stubersheim nicht zu den großen Kalibern in der Kreisliga gezählt werden. Schied meint: „Ich würde die Hand dafür nicht ins Feuer legen, dass die Albstaffel schwächer besetzt ist. Wir müssen uns nach den Krisenjahren erst einmal stabilisieren. Alles andere ist Zukunftsmusik.“

50

Jahre gibt es den SC Lehr bereits als Hauptverein. Zur Feier findet am Wochenende des 16. und 17. September das Funsport-Festival mit Angeboten für Groß und Klein statt.