Weiße T-Shirts mit der Aufschrift „Augsburg hält zusammen“ hatte der FC Augsburg vor dem Heimspiel gegen den Hamburger SV an die Zuschauer verteilt. Und weil sich die meisten Fans das Stück während der Begegnung übergestreift hatten, sahen die Ränge der WWK-Arena von der Ferne betrachtet aus wie ein in voller Blüte stehender Obstgarten. Darüber strahlte der blaue Himmel.
„Augsburg hält zusammen“ – diese Botschaft ist angekommen. Bei den Profis, denen der Ernst der Lage vollauf bewusst war. Angesichts des schweren Restprogramms mit Spielen in Mönchengladbach, gegen Borussia Dortmund  und zum Saisonfinale in Hoffenheim musste die Begegnung gegen den HSV unter allen Umständen gewonnen werden. Und auch bei den Zuschauern, die ihr Team so leidenschaftlich wie selten in der nunmehr sechsjährigen Bundesliga-Geschichte des FCA unterstützten.
Aus dieser Gemengelage wurde eine Symbiose. Die Fans feuerten ihre Spieler an. Die Elf auf dem Rasen gab alles, was wiederum die Zuschauer anspornte. Sie motivierten die Spieler, als deren Kräfte in der Schlussphase zur Neige zu gehen drohten, zu einem furiosen Endspurt, der durch die herrlichen Kontertore von Philipp Max (76.) und Raul Bobadilla (85.) gekrönt wurde. Ihre Treffer sorgten für den höchsten Bundesliga-Sieg der FCA-Geschichte. In der ersten Halbzeit hatte Routinier Halil Altintop mit zwei Toren (28./43.) die Grundlage für den so wichtigen Erfolg gegeben.
Aber auch diejenigen, die nicht getroffen haben, haben alles gegeben. Linksverteidiger So Konstantinos Stafylidis, der an vielen torgefährlichen Situationen beteiligt war, oder Jonathan Schmid, der sein wohl bestes Spiel im FCA-Trikot zeigte. „Alle haben ein Superspiel gemacht. Wenn wir so auftreten und weiter so Gas geben, können wir jedem Paroli bieten“, behauptete Altintop hinterher. Für Manager Stefan Reuter war kein Superlativ zu groß. Er sprach von einer „gigantischen Leistung“, die Spieler seien „über ihre Grenzen gegangen.“
Und der Hamburger SV, der Verein, der seit 54 Jahren ununterbrochen in der Bundesliga dabei ist? Der trat in seinem 1829. Spiel so leidenschaftslos auf, als könnte ihm nichts passieren, als sei er „unabsteigbar“. Bisher war ja – spätestens in der Relegation – immer alles gut gegangen. Selbst einer wie Abwehrhüne Kyriakos Papadopoulos, dem man sonst Kampfgeist und Engagement nicht absprechen kann,  ließ sich von der unerklärlichen Lethargie bei den Hanseaten anstecken. Beim zögerlichen Gang zu den wütend pfeifenden Fans machten die Hamburger auf halbem Weg kehrt, und nach der Begegnung war lediglich der erst seit der Winterpause für den HSV spielende Mergim Mavraj bereit, Rede und Antwort zu stehen. „Das war definitiv nicht Erstliga-würdig“, sagte er nach der dritten Niederlage in Folge.
Sprach- und ratlos war zunächst HSV-Trainer Markus Gisdol. Eine Stunde nach dem Abpfiff hatte er sich wieder gefangen. „Unsere zwischenzeitliche Aufholjagd in dieser Saison hat mental und körperlich einiges an Kraft gekostet“, suchte er nach einer Erklärung, „in den letzten 20 Tagen werden wir jetzt alles reinhauen.“ Was auch dringend nötig ist. Anderenfalls könnte das 1832. Bundesliga-Spiel am 20. Mai das vorläufig letzte sein.
Der FC Augsburg hingegen hat sich seine Blütenträume von einer möglichen siebten Bundesliga-Saison bewahrt.

Ersatzkeeper verhindert noch höhere Pleite

Bester Mann beim 0:4 des Hamburger SV in Augsburg war bezeichnender Weise Torhüter Tim Mickel. Der Torhüter Nummer drei, der den verletzten Stammkeeper Rene Adler und dessen ebenfalls lädierten Ersatzmann Christian Mathenja vertrat, verhinderte mit etlichen Paraden ein noch schlimmeres Debakel. „Die Niederlage tut extrem weh, leider haben wir sie uns selbst zu zuschreiben.“ gek