Sie feierten ihren ersten Erfolg nach Wochen der Demütigung wie einen Titelgewinn. Der 2:0-Sieg beim 1. FC Nürnberg löste in den Spielern des VfB Stuttgart so etwas wie eine Explosion der Freude aus. Es waren Momente zum Genießen, die die Profis vor zehntausend mitgereisten Fans im Max-Morlock-Stadion aufsogen, als sie über den Rasen tollten wie kleine Kinder.
Selbst der Blick auf die Tabelle lehrt die Schwaben nicht mehr das Fürchten, obwohl sie nach diesem elften Spieltag trotz des vollen Erfolges durch die Treffer von Baumgartl (68. Minute) und Thommy (82.) zum „Lohn“ alleiniger Tabellenletzter sind. Diese Fußnote konnte die Stuttgarter Party in Franken nicht weiter stören. Schließlich hätte bei einer Niederlage der Abstand beispielsweise zum „Club“ auf acht Punkte anwachsen können.
So aber blieben die siegreichen Schwaben und Düsseldorfer den ebenfalls erfolgreichen Hannoveranern auf den Fersen und verkürzten die Distanz zum Aufsteiger Nürnberg auf gerade mal zwei Pünktchen.
Kapitän Christian Gentner ging in Nürnberg mit anderen erfahrenen Stuttgartern wie Ron-Robert Zieler, Andreas Beck oder Dennis Aogo voran, als es galt, die veränderte Strategie des VfB auf dem Platz umzusetzen. Trainer Markus Weinzierl hatte seine Führungsspieler, zu denen auch der diesmal noch unter den Altlasten der vergangenen Wochen leidende Mario Gomez gehört, in die Pflicht genommen, den jungen Kollegen festen Halt zu geben. Der 43-jährige setzte zudem auf eine Viererkette.
Die 4-1-4-1-Grundformation setzte auf zentral geballte Abwehrpower. Und auf Standards. Die Schwaben hatten bisher noch kein einziges Saisontor nach Eckbällen oder Freistößen erzielt und dazu noch keinen Elfmeter zugesprochen bekommen.
In Nürnberg trafen sie diesmal jeweils nach Eckstößen von Aogo. Ein Verdienst des neuen Standardtrainers Halil Altintop, der in der vorigen Woche nach 351 Bundesligaspielen (darunter drei Jahre unter Weinzierl in Augsburg) den Trainerstab als Standardspezialist bereicherte. Seine Empfehlungen setzten Thommy und Baumgartl als Erste in die Tat um. Der 22 Jahre alte Innenverteidiger, der in seinem 78. Bundesligaspiel sein erstes Bundesligator schoss, hatte gut reden, als er beim Blick auf den Kollegen Gomez sagte: „Ich bin heute für Mario eingesprungen.“