Ebenso entscheidend für den Erfolg wie die Operation selbst ist auch das, was rundherum geschieht. Doch ein bevorstehender operativer Eingriff sorgt bei vielen Patienten für ein mulmiges Gefühl. Was gilt es davor zu beachten? Was passiert währenddessen? Bin ich danach mit Drainagen und Schnabeltasse ans Bett gefesselt? Professor Reichel im Gespräch über die Reise des selbstbestimmten und informierten Patienten.
Herr Professor Reichel, wie sieht ein typischer Tag in der Orthopädie aus?
Prof. Reichel: „Der Tag beginnt um 7 Uhr mit der Morgenvisite auf den Stationen, um 7.30 Uhr folgt die Morgenbesprechung im Team mit allen orthopädischen Kollegen. Um 8.15 Uhr beginnt dann der erste operative Eingriff, je nach Spezialisierung z. B. im Bereich der Knie- und Hüftgelenke, Wirbelsäule, Schultern oder Füße. Wir arbeiten an vier OP-Tischen mit jeweils drei bis fünf Eingriffen bis etwa 16 Uhr. Danach informieren wir unsere Patientinnen und Patienten über den Ablauf des Eingriffs persönlich. In einem Patienteninformationsfilm wurden wir übrigens erst kürzlich zu Darstellern. Wie bei einer persönlichen Visite erklären wir im Film am Hüft- oder Kniemodell den Ablauf der Operation. Wir nehmen unsere Patienten mit auf die Reise – und nehmen ihnen damit hoffentlich die Angst.
Eine tolle Idee! Wo sehe ich den Film?
Ab heute auf unserer Homepage und über den beigefügten QR-Code.
Sie stellen im Team die gesamte Patientenreise vor?
Exakt. Vom Erstkontakt in der Hochschulambulanz, den ärztlichen und pflegerischen Aufnahmegesprächen, dem Transport in den OP bis hin zum ersten Aufstehen nach der OP und dem Übergang in unsere klinikeigene Reha. Wer es ganz genau wissen will, kann auch zu unseren Patienteninformationsveranstaltungen im Frühjahr oder Herbst in den Hörsaal kommen! Hier erfahren Patienten und Angehörige, wie eine Knie- oder Hüftgelenk-OP abläuft. Das Ganze ist natürlich freiwillig, kostenfrei und soll den Patienten darüber informieren, was ihn während und nach der OP erwartet, falls er sich für einen Eingriff in unserer Klinik entscheidet.
Was erwartet den Patienten denn?
Der Patient kommt nach einer weichteil- und knochenschonenden Operation aus dem Aufwachraum zurück auf Station, kann sich sofort anziehen, aufstehen und mit dem neuen Gelenk die ersten Schritte gehen. Für viele eine überraschende und erleichternde Erkenntnis! Die Aufenthaltsdauer beträgt je nach Alter und Nebenerkrankungen fünf bis sieben Tage – dann kann der Patient von der operativen Station direkt in das hauseigene Reha-Hotel „Recover“ wechseln. Unsere Botschaft: „Sie sind nicht krank, Sie sind bloß operiert.“ Heute haben wir den aufgeklärten Patienten, der weiß, was auf ihn zukommt und dass es im postoperativen Verlauf entscheidend ist, dass er mitmacht. Also nicht die Bettdecke bis zur Nasenspitze hochzieht (lacht).
Mit der AOK Baden-Württemberg hat das RKU einen Qualitätsvertrag bei Hüftimplantationen und beim Kniegelenksersatz geschlossen.
Die AOK setzt auf Behandlungsqualität statt Gelegenheitschirurgie. Von ihren Versicherten weiß die Krankenkasse, ob es im Nachgang zu Komplikationen, wie Folgeoperationen, Lockerungen oder Brüchen, kommt. Nur zertifizierte Endoprothesenzentren der Maximalversorgung und mit nachgewiesener Qualität werden in diesen Vertrag übernommen. Patienten profitieren von besonders hohen medizinischen Standards bei Hüft- und Kniegelenkimplantationen. Neben besagtem Aufklärungsfilm haben wir Patientenbegleit- und Schulungshefte erstellt. Eine App zur digitalen Patientenedukation ist außerdem gerade in der Entwicklung.
Gibt es noch etwas, das Ihnen am Herzen liegt, Professor Reichel?
Aus Angst vor der Narkose gehen viele ältere Betroffene erst gar nicht in die Klinik. Eine künstliche Hüfte oder ein künstliches Kniegelenk betrifft nun mal eher ältere Personen. Manche befürchten außerdem Komplikationen wie Gedächtnisstörungen nach der OP. Dabei sind es heutzutage standardisierte Eingriffe mit wenig Blutverlust und einer besonders schonenden Narkose, sodass man vor der künstlichen Hüfte oder dem Kniegelenkersatz keine Angst mehr haben muss. Besonders geschulte Pfleger setzen sich außerdem unmittelbar nach dem Eingriff mit dem Patienten auseinander. Operative Eingriffe sollen den Schmerz nehmen und die Lebensqualität wiederherstellen. Wenn die Hüfte oder das Knie Ihr Leben bestimmt, jemand anders vielleicht sogar den Einkauf erledigen muss, dann ist es an der Zeit, einen Spezialisten zu befragen!
Am RKU gibt es einen „Roboterkollegen“ beim Kniegelenksersatz. Übernimmt bald die KI den OP-Saal?
Keineswegs! Das Robotersystem CORI ersetzt niemals den erfahrenen Operateur. Das System ist lediglich das Quäntchen mehr Präzision, das das Bewegungsmuster und die Bandspannung des Knies zuerst genau analysiert und danach den Operateur bei der individuellen, hochpräzisen Ausrichtung des künstlichen Kniegelenkes unterstützt. Gerade bei Patienten mit bestimmten X- oder O-Beinen kann das eine zusätzliche Hilfe sein, da eine „schulmäßig gerade“ eingesetzte Knieendoprothese bei diesen Patienten unter Umständen nicht immer optimal funktioniert.
Über die Orthopädische Universitätsklinik am RKU
Die Orthopädische Universitätsklinik Ulm mit Querschnittgelähmtenzentrum am RKU betreut als Klinik der Maximalversorgung alle Patienten mit angeborenen oder erworbenen Erkrankungen der Haltungs- und Bewegungsorgane. Die Orthopädische Klinik deckt den gesamten Bereich der konservativen und operativen Orthopädie ab, einschließlich der speziellen orthopädischen Schmerztherapie sowie der Akutbehandlung und Langzeitbetreuung querschnittgelähmter Patienten. Die Klinik ist seit 2014 als EndoprothetikZentrum der Maximalversorgung (EPZmax) zertifiziert. Im Jahr 2022 wurden in der Klinik über 1200 Endoprothesen an Hüft- und Kniegelenk implantiert.
Neben dem Akutbereich hält das Haus als zweite Säule ein Zentrum für Integrierte Rehabilitation vor. Dort werden stationäre und ganztägig ambulante medizinische Rehabilitationsmaßnahmen durchgeführt.
Die Qualitätsverträge
Erstklassige Patientenversorgung: Mit der AOK Baden-Württemberg hat das RKU zwei Qualitätsverträge abgeschlossen, bei denen Versicherte von besonders hohen medizinischen Standards bei Hüftimplantationen und beim Kniegelenkersatz profitieren. Neben einem Aufklärungsfilm wurden Patientenbegleit- und Schulungshefte erstellt.
Hier geht´s zum Film! „Ihr Weg zum neuen Gelenk“.
Gelenke. Bewegen. Menschen.
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
heute darf ich Ihnen auf dieser Seite wieder einige wichtige Schwerpunkte der Orthopädischen Universitätsklinik Ulm zum Thema „Mobilität erhalten und wiederherstellen“ vorstellen. Leben ist bekanntlich Bewegung – solange unsere Gelenke gesund sind, halten sie uns fit, machen uns beweglich und mobil, geben uns Lebensqualität. Und dies, ohne dass wir dies immer wahrnehmen. Kommt es aber zu einem Sportunfall, einer Verletzung oder einer Abnutzung, so ist unser Alltag unter Umständen empfindlich gestört: wir haben Schmerzen, können unserer Arbeit, unserem Hobby oder unserer sportlichen Betätigung nicht mehr wie gewohnt nachgehen, können nicht mehr mit den Kindern oder Enkeln spielen, nicht Tanzen gehen oder entspannt ein Konzert oder ein Theaterschauspiel genießen.
Viele dieser Gelenkprobleme lassen sich konservativ, durch gelegentliche oder vorübergehende Schmerzmittel-Einnahme, durch Physiotherapie oder gezielte Injektionen beheben oder längerfristig bessern. Reicht dies nicht mehr aus, sind gelenkerhaltende oder gelenkersetzende Eingriffe angezeigt. Um zuverlässige Ratschläge zu bekommen, wann welche Behandlung am erfolgversprechendsten ist, sollten betroffene Patienten einen Gelenkspezialisten oder eine entsprechend spezialisierte Klinik aufsuchen. Beides bieten wir Ihnen in unserer Hochschulambulanz am RKU an: 14 Spezialsprechstunden, die von den jeweiligen Spezialisten geleitet werden: zum Beispiel die Schulter- und Sportsprechstunde (Leitung: Prof. Dr. Kappe), die Sprechstunden der Sektion Wirbelsäule (PD Dr. Zippelius, OA Dr. Dobrinth), die Ambulanz der hüftgelenkerhaltenden Chirurgie (PD Dr. Dornacher) oder die Fußsprechstunde (OÄ Dr. Taurman, Dr. Lutz).
Ein großer Schwerpunkt der Klinik ist natürlich auch der Gelenkersatz an Hüfte und Knie. Hier bieten wir Ihnen in den Arthrose- und Endoprothesensprechstunden (Prof. Dr. Faschingbauer, PD Dr. Freitag) die Möglichkeit, sich mit unseren Spezialisten über einen möglichen Gelenkersatz oder eine endoprothetische Wechseloperation an der unteren Extremität auszutauschen. Wir haben unsere Abläufe inzwischen so standardisiert, dass wir die Risiken der Eingriffe stark minimieren konnten und unsere Patienten nach der Operation wieder sehr schnell auf die Beine bringen (sog. Enhanced-Recovery-Konzept). Dazu gehört auch, dass wir unsere Patientinnen und Patienten zügig von der operativen Station in die hauseigene Anschlussheilbehandlung im Patientenhotel RECOVER überführen wollen. Den Weg unserer Patienten zum neuen Gelenk und durch unsere Einrichtung haben wir in einem kleinen Video nachgezeichnet, das Sie sich über den untenstehenden QR-Code anschauen können. Ihr Wohl hat für uns oberste Priorität – wir kümmern uns um Ihre Bewegung.
Ein großer Schwerpunkt der Klinik ist natürlich auch der Gelenkersatz an Hüfte und Knie. Hier bieten wir Ihnen in den Arthrose- und Endoprothesensprechstunden (Prof. Dr. Faschingbauer, PD Dr. Freitag) die Möglichkeit, sich mit unseren Spezialisten über einen möglichen Gelenkersatz oder eine endoprothetische Wechseloperation an der unteren Extremität auszutauschen. Wir haben unsere Abläufe inzwischen so standardisiert, dass wir die Risiken der Eingriffe stark minimieren konnten und unsere Patienten nach der Operation wieder sehr schnell auf die Beine bringen (sog. Enhanced-Recovery-Konzept). Dazu gehört auch, dass wir unsere Patientinnen und Patienten zügig von der operativen Station in die hauseigene Anschlussheilbehandlung im Patientenhotel RECOVER überführen wollen. Den Weg unserer Patienten zum neuen Gelenk und durch unsere Einrichtung haben wir in einem kleinen Video nachgezeichnet, das Sie sich über den untenstehenden QR-Code anschauen können. Ihr Wohl hat für uns oberste Priorität – wir kümmern uns um Ihre Bewegung.
Mit besten Grüßen
Ihr Prof. Dr. Heiko Reichel
Kontakt
Orthopädische Universitätsklinik Ulm am RKU
Oberer Eselsberg 45, 89081 Ulm
E-Mail:sekretariat.orthopaedie(at)rkue.de
Tel.:0731 177-0