Die Schattenwirtschaft in Deutschland wird auch in diesem Jahr weiter zurückgehen. Das prognostizieren Experten des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung in Zusammenarbeit mit Professor Friedrich Schneider von der Johannes Keppler Universität Linz. Gründe für den anhaltenden Rückgang sehen die Experten im langjährigen Zuwachs der offiziellen Beschäftigung und im Wirtschaftswachstum. Auch Entlastungen würden dazu beitragen, dass sich die Schattenwirtschaft in diesem Jahr um circa 1,8 Prozent verringert. Das Verhältnis von Schattenwirtschaft zu offizieller Wirtschaft reduziert sich dadurch weiter auf 10,4 Prozent.
Unter Schattenwirtschaft versteht man Schwarzarbeit; wenn also geleistete Arbeit an der Steuer vorbei (meist bar) bezahlt wird oder die Ausführenden nicht bei Sozialversicherungen oder Behörden gemeldet sind. Zur Schattenwirtschaft gehören auch andere illegale Tätigkeiten und Beschäftigung, wie beispielsweise illegale Leiharbeit.
„Die Bauwirtschaft liegt in Sachen Schwarzarbeit sicherlich auf dem ersten Platz“, sagt Bernhard Boockmann vom Tübinger Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung. Auch in der Logistikbranche, in der Gastronomie sowie bei bezahlten Beschäftigungen im Haushalt – vor allem im Bereich Pflege und Gebäudereinigung – sei vergleichsweise viel Schwarzarbeit zu finden.
Nach der aktuellen Prognose  wird sich die Schattenwirtschaft 2017 gegenüber dem Vorjahr um rund 6 Mrd. € reduzieren. Gut die Hälfte dieses Effekts geht auf die günstige wirtschaftliche Situation zurück. „Bessere Beschäftigungsmöglichkeiten in der offiziellen Wirtschaft führen dazu, dass weniger Personen ihre Arbeitskraft in der Schattenwirtschaft anbieten“, heißt es in der gestern veröffentlichten Studie.
Etwas  geringer  sei  der  Einfluss  steuerlicher  Entlastungen: Dazu zählen die Erhöhung  des  Grundfreibetrags  und die  Tarifkorrektur zum  Ausgleich  der so genannten  kalten  Progression.  Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Erhöhung  des  gesetzlichen Mindestlohns  zum 1. Januar dieses Jahres nur einen geringen Einfluss auf die Schwarzarbeit haben wird und sie die Schattenwirtschaft lediglich geringfügig erhöhen wird.
Aus  methodischen  Gründen  könnten  Sondereffekte  durch  die  Zuwanderung  von  Geflüchteten  nicht  in die Prognose mit einfließen. „Je  nach  dem  Umfang  der  schattenwirtschaftlichen Aktivitäten   von   Geflüchteten kann   der   tatsächliche Wert der   Schattenwirtschaft auch höher   ausfallen“, heißt es. Nahe liegend jedoch sei, dass dies den Trend zur Reduzierung der Schattenwirtschaft allenfalls verlangsamen wird. „Die  Zuwanderung  von  Geflüchteten  wird  sich  ab  dem  Jahr  2017 in  hohem  Maße  in  höheren Beschäftigten-  und  Arbeitslosenzahlen widerspiegeln.“
Die Wirtschaftsexperten aus Linz und Tübingen gehen davon aus, dass die Schattenwirtschaft im Jahr 2017  nicht nur in Deutschland, sondern auch in den meisten OECD-Ländern zurückgehen  wird.  Deutschland  liegt  beim  Vergleich  des  Schattenwirtschaftsvolumens  in ausgewählten  OECD-Ländern  mit  der  Größe  seiner  Schattenwirtschaft etwas  unterhalb  des Durchschnitts.

Südeuropa an der Spitze

Südeuropäische Länder (Griechenland, Italien, Portugal und Spanien) sind mit einem Ausmaß der Schattenwirtschaft  zwischen  17,2  Prozent  und  21,5  Prozent  des  offiziellen  Bruttoinlandsprodukts  nach  wie vor Spitzenreiter. Besonders gering ist das Ausmaß in den USA, der Schweiz, Neuseeland, Österreich und den Niederlanden. Diese Unterschiede sind laut Boockmann vor allem bedingt durch langfristige Faktoren wie Abgabenbelastung, Arbeitsmarktsituation und Steuermoral.
Wie viel Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung es in Deutschland gibt, kann allerdings nur geschätzt werden: zum Beispiel anhand von Bargeldumlauf, Arbeitslosigkeit, Selbstständigenquote und Steuerbelastung. Ein Durchschnittswert für ganz Deutschland blendet laut Friedrich Schneider von der Universität Linz regionale Unterschiede aus. In Baden-Württemberg, Bayern und Hessen ist der Anteil der Schwarzarbeit seinen Angaben zufolge geringer. „Diese Länder boomen.“ In Mecklenburg und Sachsen-Anhalt sei die wirtschaftliche Entwicklung schwächer, dort werde mehr schwarz gearbeitet.

Regional gibt es große Unterschiede

Wie viel Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung es in Deutschland gibt, kann nur geschätzt werden: zum Beispiel anhand von Bargeldumlauf, Arbeitslosigkeit, Selbstständigenquote und Steuerbelastung. Ein Durchschnittswert für ganz Deutschland blendet laut Friedrich Schneider von der Universität Linz regionale Unterschiede aus. In Baden-Württemberg, Bayern und Hessen ist der Anteil der Schwarzarbeit seinen Angaben zufolge geringer. „Diese Länder boomen.“ In Mecklenburg und Sachsen-Anhalt sei die wirtschaftliche Entwicklung schwächer, dort werde mehr schwarz gearbeitet. dpa

Ausmaß an Schwarzarbeit