Die Vorweihnachtszeit ist eine besonders gemütliche Zeit: Im Kamin brennt das Feuer, im Ofen backen die Plätzchen, eine Tasse Glühwein steht auf dem Tisch. Was gemütlich ist, kann jedoch gerade für die Kleinen auch gefährlich werden. Denn in der Vorweihnachtszeit gibt es mehr Gefahrenquellen als im Sommer. Das sagt Andreas Kalbitz, Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft „Mehr Sicherheit für Kinder“.
Brandverletzungen passieren gerade mit kleinen Kindern im Haushalt schnell, oft sind sie gravierend. „Dabei sind die meisten brandverletzten Kinder jünger als fünf Jahre, die Null- bis Zweijährigen sind besonders betroffen“, sagt Adelheid Gottwald, stellvertretende Vorsitzende von „Paulinchen – Initiative für brandverletzte Kinder“. Deswegen sollten Eltern in der Adventszeit besondere Vorsicht walten lassen.
Das gilt etwa für den Umgang mit Kerzen. Für viele Familien gehören echte Kerzen am Weihnachtsbaum einfach dazu. „Aber kleine Kinder sind neugierig, sie gehen zum Baum, ziehen vielleicht an den Zweigen, und schon kann es brennen“, sagt Andreas Kalbitz. Er empfiehlt statt echten Kerzen geprüfte LED oder Lichterketten.
Gänzlich verbannen müssen Familien Kerzen aus Wachs aber nicht. „Der Adventskranz auf dem Tisch gehört ja auch zu Weihnachten“, sagt Kalbitz. Allerdings sollten die Gebinde nie auf einem Tischläufer stehen, denn der ist schnell runtergezogen. Besser ist eine nicht brennbare Unterlage, auf dem der Kranz stabil steht.
Eine weitere Gefahrenquelle ist der Backofen. Gemeinsam Plätzchen ausstechen macht nicht zuletzt Kindern Spaß. Wenn es jedoch darum geht, die Bleche in den Ofen zu schieben, sind ausschließlich die Erwachsenen dran. „Rund um heiße Flächen wie Backofen oder Kamin muss man klare Regeln kommunizieren“, sagt Andreas Kalbitz. „Der Ofen ist tabu. Wenn ich die Backofentür aufmache, müssen kleine Kinder drei bis vier Meter Abstand halten.“ Zwar sind neuere Öfen anders als ältere nach außen hin isoliert. Aber: „Kinder können nicht unterscheiden, dass die Tür außen kalt und innen heiß ist.“ Wer ganz sichergehen will, platziert ein Schutzgitter um die Gefahrenquelle herum.
Erwachsene sollten gegenüber Kindern auch auf Distanz zur Herdplatte pochen. Die Schokoglasur für die Kekse beispielsweise wird am besten auf den hinteren Kochplatten angerührt – damit der Nachwuchs nicht auf die Idee kommt, von der heißen Flüssigkeit zu naschen und sich dabei die Finger an der Platte zu verbrennen.
Ist trotz aller Vorsicht ein Verbrennungs- oder Verbrühungsunfall passiert, lautet der Rat der Experten, den Notruf 112 zu wählen. Verletzungen lassen sich einstufen: Beim ersten Grad ist die Haut oberflächlich gerötet wie bei einem Sonnenbrand. „Das heilt narbenfrei ab“, sagt Gottwald. Beim zweiten Grad bilden sich Blasen, die Haut löst sich. „Diese Verletzung kann Narben hinterlassen.“ Beim dritten Grad sind alle Hautschichten zerstört, eine Operation ist nötig.
Bis im Falle eines Unfalls der Notarzt eintrifft, sollten Eltern zur Schmerzlinderung die Verletzung mit handwarmem Wasser kühlen. „Niemals das ganze Kind kalt abduschen, es besteht Unterkühlungsgefahr“, sagt Gottwald. „Man kann ein sauberes Tuch in Wasser tunken und dann sanft etwa zehn Minuten auf die Wunde legen.“ Für den Kreislauf von Babys ist eine solche Kühlung allerdings zu anstrengend. Und auch bei großflächigen Verletzungen, wenn 15 Prozent und mehr der Hautoberfläche betroffen sind, lässt man das Kühlen besser, so der Rat von „Paulinchen“.
„Geben Sie niemals Zahnpasta, Öl oder Mehl auf die Wunde“, sagt Adelheid Gottwald. „Die Wunde später zu reinigen wird nach solchen Anwendungen schwieriger und schmerzhafter, sie helfen auch nicht.“ Eiswürfel sind ebenfalls tabu, denn Eis kann wie Hitze einen Gewebeschaden verursachen.
Bei Verbrühungen muss der Stoff vom Körper entfernt werden, denn er speichert die heiße Flüssigkeit. „Auch die Windel muss weg“, sagt Gottwald. Anders sieht es bei Verbrennungen aus: In einem solchen Fall sollten Eltern die Kleidung nicht selbst entfernen. „Manchmal entsteht bei der Ablösung des eingebrannten Pullovers ein größerer Schaden.“ Das Ausziehen überlässt man deshalb besser den Ärzten.

Vorsicht mit Flüssigkeiten

Heiße Flüssigkeiten sollten immer ­außer Reichweite eines Kindes sein. Und auch nicht getrunken werden, wenn man gerade ein Baby auf dem Arm hat. Eine Tasse mit heißem Inhalt sollte zudem möglichst nicht am Tischrand oder auf einem Tischläufer stehen, damit sie nicht leicht herunterfallen oder heruntergezogen werden kann. Eine heiße Tasse Tee reicht aus, um bei einem Baby bis zu 30 Prozent der Körperoberfläche zu verbrühen, warnen Experten. Eine Verbrühung in diesem Umfang kann lebensgefährlich werden. dpa