Beruflicher Druck, der auf den Fahrerinnen und Fahrern von Bussen und Straßenbahnen laste, rechtfertige keineswegs rassistisches oder sexistisches Verhalten, sagt die Mannheimer Rechtsanwältin Ruhan Karakul.
Sie hat als Ombudsfrau über Monate versucht, den Skandal aufzuarbeiten, der seit langem auf der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) lastet und zu fünf Entlassungen geführt hat, zwei davon fristlos. Karakul erhob am Mittwoch auch Vorwürfe gegen die Geschäftsleitung: „Wegschauen führte dazu, dass sich derlei verfestigen konnte.“ Die Staatsanwaltschaft prüft noch, ob die Vorfälle – etwa Hitlergruß oder Leugnen des Holocaust – strafrechtliche Konsequenzen haben.
Hitlergruß im Pausenraum
RNV-Geschäftsführer Martin in der Beek hatte die Anwältin im Juni als Ombudsfrau engagiert, nachdem klar geworden war, dass die Vorkommnisse in den Verkehrsbetrieben der Städte Heidelberg, Ludwigshafen und Mannheim ein Ausmaß angenommen hatten, die eine interne Aufarbeitung unmöglich erscheinen ließ. Mit Karakuls am Mittwoch vorgelegtem Abschlussbericht ist die Sache für die RNV nicht vorbei, in der Beek spricht von einem „langen Prozess, der vor uns liegt“, und: „Wir müssen an die Strukturen ran“, sagt er. Das Thema werde das Unternehmen dauerhaft beschäftigen.
Äußerungen wie „Ausländer im KZ eliminieren“ seien teils verharmlost worden. Entschuldigt wurden die Vorgänge laut Karakul durch eine „rustikalere Sprache bei Personen ohne akademischen Hintergrund“. Schauplatz war häufig der Pausenraum. Auch sei der der Hitlergruß als „römischer Gruß“ verharmlost worden.
Amateuraufnahmen halfen bei Aufklärung
Videoaufnahmen von Kollegen ermöglichten die Aufklärung. Die Hürden freilich waren hoch. Karakul spricht von einer Blockadehaltung: Sie sei wiederholt an eine Mauer des Nichterinnerns gestoßen. Auch seitens einzelner Betriebsräte habe es Widerstand gegeben, bei einem sehr gravierenden Vorwurf gegen einen Mitarbeiter habe ein Betriebsrat etwa mit den Worten interveniert, die Sache sei doch „nicht so schlimm“. Von „Denunziation“ sei die Rede gewesen und „Hexenjagd“. Dabei habe man die Befragten „keineswegs an den Pranger gestellt“. In der Beek spricht von einer „Daueraufgabe“.
Auch künftig sollen Ansprechpartner intern und extern verfügbar sein. Des Weiteren soll die Zivilcourage der Mitarbeiter gestärkt werden. Zudem sollen auch aus offenbar rassistischen Motiven schikanierte Kunden unterstützt werden. Ein Betroffener klagte etwa, er sei insgesamt acht Mal stehengelassen worden.