Aus bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland nach drei Vorrundenspielen. Abstieg in die Gruppe B in der neu gegründeten Nations League. Erstmals seit 33 Jahren wieder eine negative Bilanz mit nur vier gewonnenen, aber sechs verlorenen Partien bei drei Unentschieden. Nur 14 Treffer nach 43 Toren im Vorjahr. Die Konsequenz dieser sportlichen Talfahrt: In der Weltrangliste stürzte die Fußball-Deutschland, das 2017 mit einem jungen Team den Confed-Cup gewonnen und mit der U-21-Mannschaft Europameister geworden war, innerhalb eines Jahres von Platz eins auf Rang 16 ab, noch hinter der Schweiz und Dänemark.
Auch außerhalb des Platzes – Stichwort Mesut Özil – hat das vorgeblich so sehr um Integration bemühte Weltmeisterteam von 2014 in den vergangenen zwölf Monaten viel Renommee verspielt. 2018 wird als „annus horribilis“, als schreckliches Jahr, in die Geschichte der deutschen Fußball-Nationalmannschaft eingehen.
Ein ganz anderes Bild ergibt sich mit Blick auf den Vereinsfußball. Der hatte seine Krise bereits im vergangenen Jahr. Nur der FC Bayern hatte damals die Gruppenphase der Champions-League überstanden, die drei deutschen Vertreter der Europa-League waren vor zwölf Monaten alle schon vorzeitig aus dem Rennen. In dieser Saison sind noch fünf deutsche Mannschaften in der K.o.-Phase des Europapokals dabei, nur zwei Teams flogen raus: bezeichnenderweise die Retortenklubs 1899 Hoffenheim und RB Leipzig. Statt 40 Punkten in der Gruppenphase vor einem Jahr holten die deutschen Klubs in dieser Saison 79 Zähler.
Dem fürs Achtelfinale qualifizierten Champions-League-Trio Borussia Dortmund, Schalke 04 und FC Bayern München steht die große Herausforderung aber erst noch bevor. Die Begegnungen gegen die englischen Spitzenklubs Tottenham Hotspur, Manchester City und FC Liverpool werden zur Standortbestimmung. Die Fans fiebern schon heute auf sechs Fußballfeste im Februar und März hin. Dazu ist die Bundesliga nach zuletzt sechs Meistertiteln in Folge für den FC Bayern so spannend wie seit Jahren nicht mehr.
Deutsches Know-how ist im internationalen Fußball weiterhin gefragt. Jürgen Klopp hat den FC Liverpool vom Mittelmaß auf Platz eins der Premier League geführt, Thomas Tuchel ist mit Paris Saint- Germain Spitzenreiter der französischen Liga. Beide sind Kandidaten als Nachfolger für Joachim Löw. Der Bundestrainer hat sowohl nach seinem persönlichen Höhepunkt, dem WM-Titel 2014 in Brasilien, als auch nach dem Tiefpunkt in Russland 2018 einen Anlass zu einem möglichen Rücktritt verstreichen lassen. Den Neuaufbau hat Löw nur zögerlich eingeleitet, ehe er nach der 0:3-Niederlage gegen die Niederlande der Nationalelf mit Joshua Kimmich, Niklas Süle, Patrick Kehrer, Timo Werner, Serge Gnabry und Leroy Sané ein neues Gesicht gab. Bis zur Europameisterschaft 2020 bleibt ihm Zeit für den nötigen Neuaufbau. Danach dürfte für ihn Schluss sein. In der Hoffnung auf ein „annus mirabilis“, ein wunderbar erfolgreiches Jahr.