Es gab mit Sicherheit bereits größere Skandale in der Bundesrepublik als die Affäre um Robert Habecks Staatssekretär Patrick Graichen (beide Grüne), dem Vetternwirtschaft vorgeworfen wird. Dennoch ist der Vertrauensverlust enorm. Es entsteht der Eindruck, dass man sich selbst Posten und Aufträge zuschiebt, während man in Leben und Eigentumsrechte der Bürger eingreift. In dieser Schärfe ist der Vorwurf zwar übertrieben. In einer aufgeheizten Gemengelage wie der aktuellen aber nur den Anschein zu erwecken, Personal nach persönlicher Nähe einzustellen, ist fatal. Politiker, auch der Grünen, sind bereits wegen weniger zurückgetreten.
Man kann sich daher vorstellen, wie die Partei reagiert hätte, säße sie in der Opposition. Umso deplatzierter wirken daher ihre Ablenkungsmanöver. Keine Frage: Graichen hat sich viele Feinde gemacht, seine Energie­politik lässt sich nicht unbedingt als pragmatisch beschreiben. Die Vorwürfe jedoch als „Kampagne“ abzustempeln, führt in die Irre. Dafür liegt das Fehlverhalten viel zu offen zutage. Allzu viele Fehler wird er sich wohl nicht mehr leisten können.