Wie groß das Risiko der bemannten Raumfahrt ist, zeigt sich am Bangen über die Rückkehr des deutschen Astronauten Alexander Gerst. In der vergangenen Nacht raste er nach seinem sechsmonatigen Aufenthalt auf der Raumstation ISS mit hoher Geschwindigkeit auf die Erde zu. Gewissheit haben auch Experten erst, wenn die Kapsel sicher geborgen wird.
Das All und der Weg dorthin sind lebensfeindlich – existieren kann der Mensch dort nur dank einem enormen technischen Aufwand, und das auch nur für eine begrenzte Zeit. Dennoch bleibt es eines der großen Ziele der Menschheit, den Mond, ferne Galaxien und alles dazwischen zu erkunden. Abenteurertum und die romantische Sehnsucht nach der Ferne spielen eine Rolle – da ergeht es den heutigen Raumfahrern kaum anders als den Entdeckern fremder Kontinente in früheren Jahrhunderten. Aber mindestens ebenso wichtig sind die wirtschaftlichen wie politischen Motive der staatlichen sowie privaten Geldgeber.

Ein Überblick über die aktuellen Projekte

USA: Fast ein halbes Jahrhundert nach der ersten Landung nehmen die USA den Mond wieder in den Blick. 2021 will die US-Raumfahrtagentur Nasa den Erdtrabanten wieder anfliegen, aber zunächst ohne Menschen. Intensiver als um den Mond haben sich die USA in den vergangenen Jahren um den Mars gekümmert. Nach fast halbjährigem Flug ist Ende November die Sonde „InSight“ auf dem Planeten gelandet. Eine der erfolgreichsten Nasa-Unternehmungen aller Zeiten sind die beiden „Voyager“-Missionen. „Voyager 2“ ist 1977 gestartet und hat bereits 18 Milliarden Kilometer zurückgelegt. Die Sonde schickt theoretisch noch Bilder, wenn sie das Sonnensystem verlassen hat, also in 300 Jahren.
Russland: Der größte Erfolg der russischen Raumfahrt der jüngeren Vergangenheit ist der Betrieb der ISS – auch wenn die Raumstation derzeit arg reparaturbedürftig ist. Raumfahrer zahlreicher anderer Nationen waren dort zu Gast: US-Amerikaner, Kanadier, Italiener und zuletzt der Deutsche Alexander Gerst. Vernachlässigt hat man den Mond, wohl auch weil man sich gegen die Nasa keine Chance ausrechnete. Nun die Wende: In den neuen Plänen, die bis 2030 reichen, spielt der Erdtrabant eine zentrale Rolle. So will man sich am US-Projekt einer Raumstation beteiligen, die um den Mond kreisen soll. Viel Geld steht wegen eines Chaos bei der staatlichen Raumfahrtorganisation Roskosmos nicht zur Verfügung.
EU: Auch die europäische Raumfahrtagentur drängt zum Mond. Ein „Moon Village“ (Monddorf) wolle man dort errichten, sagte deren Chef Jan Wörner. Vorbild sei die ISS. „Bei allen technischen Schwierigkeiten, die es bei der ISS gab – politische gab es nie. Das darf man sehr hoch einschätzen.“ Wie konkret die Pläne sind, ist noch unklar. Experten sprechen von einer Vision. Auf einem Versuchsfeld bei Köln trifft die Esa aber Vorbereitungen. Eine 1000 Quadratmeter große Fläche will man dort in eine Mondlandschaft mit Sand und Kratern verwandeln, damit Astronauten und Wissenschaftler dort für künftige Einsätze trainieren können.
China: Ein sehr ehrgeiziges Mondprogramm hat China aufgelegt. Anfang Dezember ist eine Rakete gestartet, um die Mondsonde „Chang’e“ zum Erdnachbarn zu schicken. Als erste Raumfahrtnation will China eine Landung auf der Rückseite des Mondes versuchen. Bis 2030 soll dort ein Taikonaut landen. Die Staatsführung bekennt sich klar zu militärischen Interessen. Künftige Kriege würden im All gewonnen, heißt es. Diese Sichtweise dürfte US-Präsident Donald Trump teilen, der angekündigt hat, seine Armee um eine Weltraum-Streitmacht erweitern zu wollen.
Richard Branson: In friedlicher Mission ist das Unternehmen Virgin Galactic des Briten Richard Branson unterwegs. Er plant, Privatleuten einen Flug ins All für umgerechnet 220.000 Euro anzubieten, und hat bereits 600 Kunden gewonnen. Das Projekt ist weit gediehen: Vor wenigen Tagen erreichte ein Testflieger 60 Sekunden nach dem Start eine Höhe von mehr als 80 Kilometern. Nach US-Rechnung beginnt dort der Weltraum; nach internationalem Standard jedoch erst bei 100 Kilometern.
Elon Musk: Bransons Rivale Elon Musk will sich nicht mit Touristenflügen begnügen, sondern möchte die Kunden von 2023 mit seiner Firma Space X direkt zum Mond befördern. Der Erste soll der japanische Milliardär Yusaku Maezawa sein. Für sich selbst plant der Chef des E-Autobauers Tesla angeblich eine weitere Reise: Er wolle in sieben Jahre eine Zeitlang auf dem Mars leben. Experten geben dem Projekt keine Chance. Aber Musk sagte, er wolle es trotzdem versuchen. Aber er gibt zu: „Es wird hart.“

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