Die Bilder tun weh. Tränengas und Blendgranaten an der griechisch-türkischen Grenze, Warnschüsse gegen ein Flüchtlingsboot in der Ägäis. Es wird deutlich: Der Umgang Europas mit Geflüchteten hat sich seit der Krise 2015 verändert.

Durch Wüste und Wälder geschleust

Diesmal kommen nicht nur Menschen an die EU-Grenzen, die von Schleusern durch Wüste und Wälder dorthin geführt wurden. Diesmal werden sie mit staatlicher türkischer Duldung per Bus dorthin gekarrt. Die meisten kommen nicht direkt aus dem syrischen Kriegsgebiet, denn das ist zur Türkei hin abgeriegelt. Sie sitzen teils seit Jahren in der Türkei fest. Dort sind sie aber nicht erwünscht, Übergriffe sind an der Tagesordnung.

Campieren unter unwürdigen Bedingungen

Die EU kann sie aber nicht einfach so aufnehmen, ohne das Zeichen von 2015 zu setzen, als ebenfalls Menschen unter unwürdigen Bedingungen in Budapest campierten und in einer humanitären Geste nach Deutschland gebracht wurden. Die Dämme, die damals brachen, will die EU diesmal unter allen Umständen halten. Das macht die Situation so schwierig.

Skandalöse Situation

Müssen wir also den dramatischen Bildern einfach so zusehen? Die Antwort lautet: Wenn Europa es richtig anfängt, dann nicht. Die erste EU-Hilfe, die nun an Griechenland fließen soll, wird hoffentlich zunächst die skandalöse Situation in den Lagern auf den griechischen Inseln entschärfen. Und dann führt kein Weg an Verhandlungen mit der Türkei vorbei. Die 3,6 Millionen Flüchtlinge dort brauchen weiter Europas Unterstützung. Das hat nichts mit Präsident Erdogan zu tun. Sondern mit der Hilfe für Menschen in Not. Die EU kann so ein Zeichen für Humanität setzen und gleichzeitig die eigene Überforderung durch Zuwanderung verhindern.