Der britische Premierminister Boris Johnson ist von seinem Amt als Parteichef der britischen Konservativen zurückgetreten. Er sei damit in Kürze auch sein Amt als Regierungschef los, wie die BBC am Donnerstag unter Berufung auf Regierungskreise berichtete.
In seiner Rede an die Bevölkerung hat er unter anderem betont, der Brexit sei erfolgreich abgeschlossen, die Pandemie gemeistert und „Großbritannien hat den Westen im Kampf gegen Putin geführt.“ Dass er nun von seiner Partei nicht mehr als Chef gewollt werde, liege an einer Lawine, die sich gegen ihn in Bewegung gesetzt habe: „When the herd moves, it moves.“ – Wenn sich die Herde bewegt, sei sie nicht zu stoppen.
Zu den Affären, unter anderem um die Lockdown-Partys der Regierung, der fatalen Folgen des Brexits für das Land und dem zögerlichen Einsetzen der Corona-Maßnahmen, fand er keine Worte. Seine Rede wurde von Musik, Zwischenrufen und Pfiffen gestört.
Der Guardian hat die Rücktrittsrede live übertragen:
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Johnson war in den vergangenen Tagen massiv unter Druck geraten. Mehrere Kabinettsmitglieder waren zurückgetreten. Zuletzt hatte ihn sogar der erst am Dienstag ins Amt berufene Finanzminister Nadhim Zahawi zum Rücktritt aufgefordert.
Noch am Abend zuvor hatte ein enger Johnson-Vertrauter verkündet, der Premier werde nicht aufgeben. „Der Premierminister ist in einer optimistischen Stimmung und wird weiterkämpfen“, sagte Johnsons parlamentarische Assistent James Duddridge dem Sender Sky News. Johnson habe bei der vergangenen Parlamentswahl das Mandat von 14 Millionen Wählern bekommen und „so viel zu tun für das Land“.
Doch am Donnerstag drehte sich der Wind. Johnson wolle noch bis zur Wahl eines Nachfolgers als Regierungschef im Amt bleiben, berichtete der Nachrichtensender Sky News unter Berufung auf Regierungskreise.
Ausgelöst wurde die jüngste Regierungskrise in Westminster durch eine Affäre um Johnsons Parteikollegen Chris Pincher, dem sexuelle Belästigung vorgeworfen wird. Zuvor war herausgekommen, dass Johnson von den Anschuldigungen gegen Pincher wusste, bevor er ihn in ein wichtiges Fraktionsamt hievte. Das hatte sein Sprecher zuvor jedoch mehrmals abgestritten.
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Brexit