Die süddeutschen Atomkraftwerke (AKW) Neckarwestheim und Isar 2 werden Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zufolge wohl auch über das Jahresende hinaus weiterlaufen. „Stand heute halte ich das für notwendig“, sagte der Grünen-Politiker Dienstagabend in Berlin. Aufgrund der schlechten Versorgungssituation in Frankreich, wo mehr als die Hälfte der AKW nicht am Netz sind, erscheine die ursprünglich geplante Reserve nun als unwahrscheinlich. Das AKW Emsland in Niedersachsen hingegen soll wie geplant Ende des Jahres vom Netz.
„Die Daten aus Frankreich haben sich in den letzten Wochen immer weiter nach unten entwickelt“, so Habeck. Ende Februar werde die erwartete Leistung dort derart niedrig sein, dass das Extremszenario des kürzlich durchgeführten Stresstests der deutschen Stromnetzbetreiber erreicht sei.
Die AKW alleine werden laut Habeck womöglich nicht ausreichen, um Netzstabilität zu gewährleisten. Nötig seien auch Einsparungen im Stromverbrauch, ebenso könnten Verbraucher mittels sogenannter Lastabwürfe vom Netz genommen werden.
Die Betreiber seien nun angewiesen „alles Erforderliche in die Wege zu leiten“, um die Anlagen weiterbetreiben zu können. In Neckarwestheim soll dafür der Reaktorkern rekonfiguriert werden, wofür das Kraftwerk heruntergefahren werden muss. Im bayerischen Kraftwerk Isar 2 muss bis Ende Oktober eine Druckhalter-Leckage repariert werden. Bis Anfang Dezember müsse die offizielle Entscheidung über einen Weiterbetrieb erfolgen. Spätestens Mitte April müssen die AKW dann endgültig abgeschaltet und der Rückbau eingeleitet werden.
Der FDP reichen diese Beschlüsse nicht aus. Bundestags-Fraktionsvize Lukas Köhler kritisierte, sie seien in der Ampelkoalition nicht abgestimmt und blieben „hinter dem zurück, was in der angespannten Lage auf dem Strommarkt notwendig“ sei. Die Liberalen fordern einen Weiterbetrieb aller drei verbliebenen Kernkraftwerke bis 2024.