„Gut besucht“ ist gar kein Ausdruck für den enormen Andrang, den die Neu-Ulmer Musikschule am Samstag erlebte. Bis in den Flur hinein und auf den Tischen am Rand drängelten sich Zuhörer, um das Festkonzert zum 50-jährigen Bühnenjubiläum des Konzertbajanisten Peter Gerter mitzuerleben. Es passte einfach alles, und der Abend rundete sich nach zwei beglückenden Stunden zu einem Gesamtkunstwerk, dem nichts mehr hinzuzufügen war.
Letztlich war es ein Tripel, das gefeiert wurde: Gerter steht nicht nur seit einem halben Jahrhundert auf der Bühne; der aus Kasachstan stammende Bajan-Virtu­ose ist auch seit 25 Jahren in Deutschland und hat kürzlich seinen 65. Geburtstag gefeiert. „Ich stehe heute aber trotzdem eher im Hintergrund“, sagte Gerter mit Verweis auf seine beiden Töchter Anja (Violine) und Maria (Klavier), die den Abend maßgeblich gestalteten.
Passend zum eiskalten Wetter begannen die drei Familienmitglieder mit zwei Ton-Gemälden von Georgi Swiridow nach Pusch­kins Erzählung „Schneesturm“ – russische Seele pur und ein perfekter „Aufwärmer“. Danach trug Anja einen kleinen Fragekatalog vor, den ihr Vater möglichst spontan beantworten sollte. So erfuhr das Publikum beispielsweise, dass Gerters Liebe zu „seinem“ Instrument von einer Tante geweckt worden war, die ihm  ein Bajan schenkte. „Die meiste Zeit unterrichte ich aber“, ließ Gerter wissen. Wie zum Beweis dafür kamen drei seiner Schüler – Maximilian Bosch, Daniel Gross und Lukas Eberenz – auf die Bühne, die ein Stück für drei Bajane zum Besten gaben.
Dann glänzte Maria als Sopranistin. Zuerst küssten ihre „Lippen so heiß“ (Franz Lehár), dann war sie „von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ (Friedrich Hollaender). Anschließend spielte ihre Schwester auf der Geige und in Bajan-Begleitung ihres Vaters Bravourstücke von Edward Elgar, Astor Piazzolla und Robert Stolz. Den Applaus kommentierte Gerter mit trockenem Humor: „Jetzt verstehen Sie hoffentlich, warum ich kein Solo spiele.“
Gegen Ende hin wurde es melancholisch: „Illusionen sind das Schönste auf der Welt“ nach einem Songtext von Hildegard Knef und – besonders eindringlich – „La Soledad“ (Die Einsamkeit) von Piazzolla. Die eigentliche Überraschung hatten sich Anja und Maria für den Schluss aufgespart: ein selbst komponiertes Lied – eigens für den Vater geschrieben. „Wer Papa kennt, der weiß: Für Musik brennt sein ganzes Herz.“ Die Begeisterung im Saal war mit Händen zu greifen. Ein Erlebnis!