Der Wolf gilt als ein geschützes Wildtier, sein Abschuss ist strengstens verboten. Doch damit könnte es zumindest in Bayern bald vorbei sein. Denn der Freistaat will zur Abwehr von Gefahren und zum Schutz seiner Alm- und Bergbauern den Schutzstatus des Wolfs zurückfahren. Von einer künftig „kontrollierten Entnahme“ ist die Rede, sprich dem gezielten Abschuss einzelner Wölfe.
Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (FW) sagte am Dienstag nach einer Sitzung des Kabinetts, er erwarte, dass es Bewegung in der Sache gebe und der Wolf in der FFH-Richtlinie Natura 2000 der EU nicht mehr als strikt geschützte Tierart aufgelistet werde. Stattdessen könnte der Wolf dort als Art gelistet werden, bei dem eine „kontrollierte Entnahme“ möglich sei. Die bayerische Staatsregierung forderte zudem von der Bundesregierung, die bisherigen Möglichkeiten der europäischen Richtlinie voll auszuschöpfen. Bereits jetzt sei dort vorgesehen, dass der Wolf in Ausnahmefällen abgeschossen werden könne. Diese Möglichkeit sei bisher von Deutschland aber nicht umgesetzt worden.
Streit um den Wolf: Bestie oder scheues Wildtier?
Es gibt wohl kein Natur-Thema, bei dem die Gemüter derart schnell heiß laufen, wie das Thema Wolf. Zeitweise in deutschen Wäldern fast ausgerottet, wandert er nun – vor allem über die östlichen Nachbarländer – wieder ein und sorgt für viel Streitigkeit. Die einen lieben ihn, die anderen hassen ihn. Unter den Wolf-Gegnern sind meist Bauern, die sich um ihr Vieh sorgen.
Zurecht, finden einige Kabinettsmitglieder. Es gehe darum, die harte Arbeit der Alm- und Bergbauern zum Erhalt einer diversen Kulturlandschaft in Bayern zu würdigen und zu schützen, sagte der bayerische Umweltminister Glauber. Bayerns Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) betonte darauf, man müsse sich die einzelnen Regionen Bayerns genauer ansehen. Der Zaunbau als Schutz gegen den Wolf sei in Regionen mit steiler Hanglage schlicht nicht möglich. Bis Herbst, so Kaniber, soll daher eine rechtlich belastbare Grundlage erarbeitet werden, damit Wölfe „ordentlich entnommen“ werden könnten, sollte es zu Übergriffen auf Weidetiere kommen.
Wie viele Wölfe gibt es in Bayern?
Doch ist ein gezielter Abschuss wirklich zu rechtfertigen bei einem Tier, das gerade erst wieder heimisch zu werden beginnt? Oder ist die Zahl an Wölfen in Bayern inzwischen deutlich gewachsen?
Laut Experten streifen derzeit in elf Regionen Bayerns Wölfe durch die Lande und vermehren sich. Dieses Jahr gibt es insgesamt zwischen 15 und 25. Mit einer Wachstumsrate von rund 30 Prozent deutschlandweit kämen jedes Jahr weitere dazu. Der Wolf war in Deutschland für 150 Jahre ausgerottet. Der Bestand erholt sich derzeit gut, auch weil das Tier streng geschützt ist.