Das Rennen um die Präsidentschaft in der Türkei geht in die Verlängerung. Bei der Wahl am 14. Mai 2023 gab es keinen Gewinner mit einer absoluten Mehrheit. Sowohl Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan also auch Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu verfehlten die 50-Prozent-Marke. Nun muss die Entscheidung in einer Stichwahl fallen. Wann ist die? Welche Fristen müssen Wähler aus dem Ausland beachten? Hier gibt es alle Infos:

Termin zur Stichwahl in der Türkei

Die rund 64 Millionen Wahlberechtigten dürfen zur Wahl ihres Präsidenten noch einmal an die Wahlurnen. Die Stichwahl findet zwei Wochen nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen statt, also am Sonntag, 28. Mai 2023.

Ergebnis der Präsidentschaftswahl am 14. Mai 2023

Am Montag nach der Wahl wurde das Endergebnis verkündet. So sahen die Zahlen im Rennen um die Präsidentschaft aus:
  • Erdogan: 49,51 Prozent
  • Kilicdaroglu: 44,88 Prozent
  • Ogan: 5,17 Prozent
  • Ince: 0,44 Prozent
Da also keiner der Bewerber um das Präsidentenamt auf eine Mehrheit von 50 Prozent kommt, muss die Stichwahl zwischen dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu entscheiden. Alle Infos zu den Ergebnissen der Präsidentschafts- und Parlamentswahl gibt es in diesem Extra-Beitrag:

Termine und Fristen zur Stichwahl in der Türkei

An die Wahlurnen dürfen dann auch wieder mehr als drei Millionen türkische Staatsbürger, die im Ausland leben. Auch in Deutschland gibt es 1,5 Millionen Stimmberechtigte. Diese dürfen seit dem 20. und noch bis zum 24. Mai ihre Stimme abgeben. Bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahl gab es Wahlmöglichkeiten in den türkischen Landesvertretungen in ganz Deutschland.

Wie stehen die Chancen bei der Stichwahl?

Die Karten bei einer Stichwahl werden wieder komplett neu gemischt. Präsident Erdogan könnte aber wohl mit dem Ausgang der Parlamentswahlen einen kleinen Vorteil für sich verbuchen. Alle Augen schauen nämlich nun auf die Große Nationalversammlung in Ankara. Erdogans islamisch-konservative AKP und ihr ultranationalistischer Partner MHP werden dort ihre absolute Mehrheit voraussichtlich halten können. Erdogan kann in dem Fall vor der Stichwahl mit der Gefahr einer Regierungskrise argumentieren. Und er machte das prompt schon in der Nacht zu Montag. Er sei sich sicher, dass die Wähler in einer Stichwahl „Sicherheit und Stabilität“ bevorzugten, sagte er.
Erdogan spielte darauf an, dass sich Parlament und Präsident theoretisch blockieren könnten, sollte die Mehrheit der Abgeordneten an die Regierungsallianz fallen, das Präsidentenamt aber an die Opposition oder umgekehrt. Zwar kann der Präsident ohne Zustimmung des Parlaments ein Dekret erlassen, verabschiedet das Parlament aber ein Gesetz zum selben Thema, würde das Dekret ungültig. Es kommen in jedem Fall schwierige zwei Wochen auf die Türkei zu. Die Landeswährung Lira könnte durch die unsichere Situation weiter an Wert verlieren.

Sinan Ogan gibt Wahlempfehlung für Erdogan ab

Der in der ersten Runde gescheiterte türkische Präsidentschaftskandidat und Ultranationalist Sinan Ogan hat seine mit Spannung erwartete Wahlempfehlung ausgesprochen und dabei Staatschef Recep Tayyip Erdogan für die Stichwahl am Sonntag seine Unterstützung zugesagt. „Ich rufe die Wähler, die im ersten Wahlgang für uns gestimmt haben, auf, im zweiten Wahlgang für Erdogan zu stimmen", sagte Ogan am Montag in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache. Damit steigen die Chancen auf einen Wahlsieg für den Favoriten Erdogan weiter.