Die Linkspartei versucht sich immer mehr von ihr zu distanzieren, insbesondere wegen ihren umstrittenen Positionen zu Corona und zum Ukraine-Krieg: Sahra Wagenknecht gilt mittlerweile als Außenseiterin bei den Linken. Und doch ist sie zugleich eine der Personen, die noch viel Einfluss hat. Zuletzt sorgte Sahra Wagenknecht mit einem von ihr mitinitiierten „Manifest für Frieden“ für Schlagzeilen. Aktuell denkt sie laut dpa über eine Parteineugründung nach und kündigte an, bei der nächsten Bundestagswahl nicht mehr für die Linke zu kandidieren.
Hier wollen wir die wichtigsten Fragen über Sahra Wagenknecht beantworten: Wie ist ihr Lebenslauf, welche Ausbildung hat sie gemacht? Hat sie einen Mann und Kinder, wie tickt Wagenknecht privat? Alles wichtige auf einen Blick.
Mann, Kinder, Ausbildung, Twitter: Sahra Wagenknecht im Steckbrief
- Name: Sahra Wagenknecht
- Geburtstag: 16. Juli 1969
- Geburtsort: Jena
- Wohnort: Merzig, Saarland
- Eltern: persischer Vater (verschollen), deutsche Mutter (Kunsthändlerin)
- Ehe: Ralph-Thomas Niemeyer (geschieden 2013), Oskar Lafontaine (seit 2014)
- Kinder: keine
- Beruf: Politikerin
Lebenslauf und Ausbildung: Der Werdegang von Sahra Wagenknecht
Sahra Wagenknecht ist 1969 in der DDR geboren als Tochter eines iranischen Vaters und einer deutschen Mutter. Ihr Vater verschwand, als Wagenknecht noch sehr jung war, während einer Reise in den Iran. Als Mädchen und junge Frau war sie in der Freien Deutschen Jugend (FDJ) aktiv. 1989 trat sie der SED bei, kurz vor der Wende. Nach der Wende begann Wagenknecht ihr Studium in Philosophie. 1996 schloss sie ihr Magister mit einer Arbeit über Hegel und Karl Marx ab. Danach begann sie eine Promotion in der Volkswirtschaftslehre. Ihre Dissertation trägt den Namen „Die Grenzen der Wahlfreiheit. Sparentscheidungen und Grundbedürfnisse in entwickelten Ländern“.
Während ihres Studiums hat Sahra Wagenknecht parallel ihre politische Karriere begonnen. Seit 1991 war sie im Parteivorstand der PDS. Sie war ebenfalls von 1991 bis 2010 Teil der Kommunistischen Plattform, die vom Verfassungsschutz als linksextremistisch eingestuft wurde. Von vielen wird Sahra Wagenknecht als Kommunistin beschrieben.
2004 wurde Sahra Wagenknecht ins Europaparlament gewählt. Hier blieb sie bis 2009, als sie zum ersten Mal in den Bundestag gewählt wurde. Von 2015 bis 2019 war sie die Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag und bei der Bundestagswahl 2017 waren sie und Dietmar Bartsch Spitzenkandidaten. 2021 wurde sie wieder in den Bundestag gewählt.
Positionen: Sahra Wagenknecht und Ukraine, Putin, Corona
Sahra Wagenknecht gehört zum linken Flügel der Linkspartei. In der Kritik steht sie insbesondere seit der Corona-Pandemie, da sie wissenschaftliche Erkenntnisse zu Covid-19 zum Teil infrage stellte. So sprach sie sich gegen eine allgemeine Impfpflicht aus und behauptete, die Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung seien umstritten. Sie sagte außerdem, dass die Impfung möglicherweise unsicher sei.
Ihr Platz als Außenseiterin bei den Linken festigte sich dann im Februar 2022 durch den Beginn des Ukraine-Krieges. Wagenknecht vertritt öffentlich die Meinung, dass Präsident Wladimir Putin und seine Sicherheitsbedenken ernst zu nehmen seien. Sie macht die USA und die Nato für den Krieg mitverantwortlich. Allerdings sagte sie auch, dass Putins Angriff auf die Ukraine zu weit gehe.
Eine Gruppe innerhalb der Linken um Wagenknecht forderte vor dem Parteitag Ende Juni 2022 drastische Änderungen am Leitantrag der Parteispitze, um eine Mitverantwortung der Nato für den russischen Angriff auf die Ukraine zu betonen.
„Wir verurteilen den russischen Angriffskrieg, auch unser Antrag sagt ganz klar, dass es für diesen Krieg keine Rechtfertigung gibt“, sagte Wagenknecht am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. „Aber der Krieg hat trotzdem eine Vorgeschichte und es gibt eine Mitverantwortung des Westens, insbesondere der USA.“ Es gehe nicht darum, die Solidarität mit der Ukraine zu streichen, sondern den Krieg historisch einzuordnen.
Sahra Wagenknecht privat: Kinder, Ehe, Oskar Lafontaine
Über das Privatleben von Sahra Wagenknecht ist relativ wenig öffentlich bekannt. Sie war von 1997 bis 2013 mit dem Filmproduzenten Ralph-Thomas Niemeyer verheiratet. Nach der Trennung und Scheidung wurde bekannt, dass Wagenknecht und ehemaliger Linken-Chef Oskar Lafontaine eine Beziehung führten. 2014 heiratete das Paar. Sie leben an der Grenze zu Frankreich im Saarland. Sahra Wagenknecht hat keine Kinder, Lafontaine hat jedoch zwei Söhne und drei Enkelkinder.
Sahra Wagenknecht und das „Manifest für Frieden“
Kurz vor dem ersten Jahrestag des Krieges von Russland in der Ukraine veröffentlichte Sahra Wagenknecht gemeinsam mit Alice Schwarzer ein „Manifest für Frieden“. Die dazugehörige Petition sammelte innerhalb von zwei Wochen mehr als 600.000 Unterschriften im Internet ein. Am 25.2.2023 rief die Linkenpolitikerin zu einer Demonstration unter dem Motto „Aufstand für Frieden“ in Berlin auf. Alles zu den Aktionen, den Zielen und der Kritik daran gibt es in diesem Extra-Artikel.
Linke distanziert sich weiter von Sahra Wagenknecht
Spitzenfunktionäre der Linken gingen am Samstag, 10.12.2022, auf einem Treffen in Leipzig auf Distanz zur früheren Fraktionschefin Wagenknecht. Diese hatte die Parteispitze kritisiert und eine eigene Parteigründung in den Raum gestellt. Die Bundesvorsitzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan luden alle wichtigen Funktionsträger nach Leipzig, um sich Rückendeckung zu holen. Wagenknecht war nicht dabei.