Die Zahlen an Neuinfektionen in Deutschland steigen, der Trend zeigt steil nach oben, Experte sind besorgt. Am Samstag, 22.08.2020 zum Beispiel wurden 2034 neue Fälle gemeldet - ein Rekord in den vergangenen vier Monaten. Auch in Baden-Württemberg gibt es einen starken Anstieg. In BW wurde am Samstag die Marke von 40.000 Fällen überschritten, in einigen Bundesländern gibt es Überlegungen, Lockerungen zurückzunehmen und Corona-Regeln insbesondere bei privaten Feiern zu verschärfen.

Mehr Corona-Infektionen wegen Reiserückkehrern aus dem Ausland

Warum steigen diese Zahlen in Deutschland und BW so stark? Sicher ist: Neben zunehmender Sorglosigkeit bei der Einhaltung der Hygieneregeln gibt es mittlerweile eine Verbreitung des Coronavirus in der Fläche. Und: Ein großer Teil der Infektionen kommt aus dem Ausland durch Reiserückkehrer: 39 Prozent der zuletzt in Deutschland positiv auf das Coronavirus getesteten Menschen haben sich im Ausland angesteckt, berichtet das Robert-Koch-Institut (RKI).

So entwickelt sich der Anteil der Corona-Infektionen aus dem Ausland

Der Anteil der Auslandsinfektionen nimmt stark zu, vermutlich auch wegen des Endes der Ferien in einigen Bundesländern.
  • So lag der Wert der Infektionen durch Rückkehrer aus dem Ausland in der Woche vom 27.07.2020 bis 02.08.2020 (KW 31) noch bei 21 Prozent.
  • In der Woche darauf (KW 32) hatten sich bereits 34 Prozent der Menschen im Ausland mit dem Coronavirus infiziert.
  • Jetzt stehen fast 40 Prozent der Ansteckungen in Deutschland mit Auslandsaufenthalten im Zusammenhang.

Corona BW: So viele Menschen infizieren sich im Ausland

In Baden-Württemberg ist der Anteil von Auslands-Infektionen noch höher. Die Zahl der aus dem Ausland in den Südwesten importierten Corona-Fälle steigt signifikant: Laut Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg wurden seit der Aufhebung der Reisewarnung für die EU-Länder und weiteren europäischen Staaten am 15. Juni insgesamt 1402 Sars-CoV-2-Fälle übermittelt, deren Ansteckung mutmaßlich im Ausland stattgefunden hat. In den vergangenen zwei Wochen (KW 33 und KW 34) wurde demnach jeder zweite Corona-Fall - 837 Fälle - im Südwesten wohl aus dem Ausland importiert. Das sind 53 Prozent aller Fälle. Der Wert steigt im Südwesten stark, denn: Zuvor lag die Rate - Stand 13.08.2020 - noch bei deutlich geringeren 22 Prozent.

Aus diesen Ländern kommen Infizierte nach Baden-Württemberg

Doch in welchen Ländern finden die meisten Infektionen mit dem gefährlichen Virus statt? Wo stecken sich die Menschen in Baden-Württemberg an? Unter den ersten drei Ländern ist auch Kroatien. Teile des Landes - Šibenik-Knin sowie Split-Dalmatien - sind denn auch am Donnerstag vom RKI zum Risikogebiet erklärt worden. Kurz darauf wurde auch eine Reisewarnung ausgesprochen. Hier die aktuellen Zahlen für Baden-Württemberg, Stand: Donnerstag, 20.08.2020. Die Werte in Klammern stammen aus der Vorwoche und dienen dem Vergleich, sie verdeutlichen den teils dramatischen Anstieg. So ist Kroatien nun vom 3. auf den 2. Platz gewandert. Auch die Türkei ist um einen Platz nach oben gestiegen.
  • Kosovo: 327 (161)
  • Kroatien: 295 (71)
  • Serbien: 119 (110)
  • Bosnien und Herzegowina: 93 (42)
  • Türkei: (77) 32
  • Rumänien: 67 (40)
  • Bulgarien: 62 (25)
  • Spanien: (50) 23
  • Mazedonien: 39 (18)
  • Frankreich: 29 (11)
  • Italien: 25 (7)
  • Albanien: 20 (10)
  • Österreich: 19 (8)
  • Schweiz: 18 (14)
  • Malta: 15 (7)
  • Niederlande: 13 (11)
  • Griechenland: 12 (1)
  • Polen: 11 (10)
  • Ukraine: 10 (2)
  • Tschechiche Republik: 9 (4)
  • Ungarn: 8 (5)
  • Slowenien: 7 (4)
  • Andere EU-Schengen-Länder: 20
  • Asien: 28
  • Afrika: 14
  • Amerika: 13
  • Australien: 2
  • Gesamt: 1402

In diesen Ländern stecken sich die Deutschen mit dem Coronavirus an

Und wo stecken sich die Menschen aus Deutschland insgesamt an? Bei den Zahlen zu den Infektionen im Ausland für ganz Deutschland stehen Kosovo, die Türkei und der West-Balkan relativ weit oben. Die Liste der RKI zählt die Länder auf, aus denen das Virus nach Deutschland eingeschleppt wurde. Sie bezieht sich auf einen Zeitraum von vier Wochen bis einschließlich 16.08.2020. Die Werte in Klammern zeigen die Zahlen der Länder der KW 29 (13.07.2020 - 19.07.2020), für die angaben vorlagen. Sie verdeutlichen den Anstieg der Infektionen:
  • Kosovo: 1755 (55)
  • Türkei: 1134 (22)
  • Kroatien: 786 (13)
  • Bulgarien: 322 (11)
  • Bosnien und Herzegowina: 297 (33)
  • Spanien: 222 (-)
  • Serbien: 211 (190)
  • Rumänien: 193 (22)
  • Polen: 163 (8)
  • Mazedonien: 161 (11)
  • Albanien: 152 (-)
  • Österreich: 101 (14)
  • Frankreich: 90 (-)
  • Italien: 79 (-)
  • Malta: 72 (-)
  • Andere: 685
  • Summe: 15.952
Leider berücksichtigen diese Zahlen nicht, wie hoch der Anteil der getesteten Reiserückkehrer an der Gesamtzahl der in diesen Zeiträumen getesteten Menschen war. Nur wenn man diese Zahl weiß, kann man genau einschätzen, wie groß der Anteil der eingeschleppten Infektionen tatsächlich ist. Denn es könnte sein, dass Rückkehrer im Schnitt häufiger aus Corona getestet werden als der Rest der Bevölkerung.

RKI: Regeln einhalten und bei Einreise aus Risikogebiet Test oder Quarantäne

Das RKI sagt zu den steigenden Infektionen aus dem Ausland, dass es „weiterhin essenziell“ bleibe, dass Menschen die AHA-Regeln
  • Abstand
  • Hygiene
  • Alltagsmaske
befolgen und Menschenansammlungen meiden würden. Jeder, der Covid-19-Symptome habe, solle sich umgehend testen lassen. Zudem müssten Reisende, die sich innerhalb von 14 Tagen vor der Einreise in einem Risikogebiet aufgehalten hätten, eine 14-tägige Quarantäne einhalten, sofern sie kein negatives Testergebnis vorweisen könnten.