Seit etwa 100 Jahren werden die Miss-Germany-Wahlen abgehalten. Bis vor wenigen Jahren stellten dazu Frauen unter anderem auch in Bademode ihre Schönheit auf dem Laufsteg zur Schau. 2019 vollzog das Oldenburger Unternehmen, das die Wahlen alljährlich organisiert, eine radikale Wendung. Seitdem stehen unter dem Motto „Schärpe trägt, wer bewegt“ die Persönlichkeit und die „Missionen“ der Teilnehmerinnen im Vordergrund.
Eine von ihnen ist die 19-jährige Saskia von Bargen aus Friedrichsfehn im niedersächsischen Ammerland. Als Transfrau ist ihre Mission „Menschen und vor allem Transpersonen zu zeigen, dass auch eine nicht biologische Frau eine Frau ist“. So schreibt sie in ihrer Kurzvorstellung auf der Seite der Miss-Germany-Wahl.

„Ich will meine Geschichte erzählen“

Bei ihrer Geburt wurde Saskia als Junge gesehen. Bereits als fünfjähriges Kind erklärte sie aber, dass sie ein Mädchen sei. Als sie volljährig war, ließ sie sich geschlechtsangleichend operieren. Die Miss-Germany-Wahl ist für von Bargen die „perfekte Plattform“, um ihre Geschichte zu erzählen. „Ich will Außenstehende darüber aufklären, was es bedeutet, eine Transfrau zu sein.“
Ihre Eltern hätten sie immer unterstützt, erzählt die 19-Jährige, die aktuell eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau in einem Modehaus macht. Um Mobbing zu verhindern, sollte sie in der Schule Jungenkleidung tragen – zu Hause und im Urlaub durfte sie aber anziehen, was sie wollte. Ihren neuen Vornamen hat sie sich selbst ausgesucht.

Auch 2022 gab es eine Transfrau im Finale

Bereits im vorigen Jahr kam eine Transfrau bis ins Finale. Saskia hofft nun auf den Titel. Im Finale stehen unter anderem auch eine Schornsteinfegerin, die sich für Frauen im Handwerk engagiert, sowie eine Hebamme, die ein Geburtszentrum gründen will. „Es ist herausfordernd, einzelne, gänzlich unterschiedliche Missionen im Zuge der Auszeichnung zu vergleichen“, sagt Jil Andert vom Unternehmen Miss Germany Studios. Erwogen werde daher, ob in Zukunft mehrere Preise in unterschiedlichen Kategorien vergeben werden. Den bekannten Markennamen „Miss Germany“ zu ersetzen – das steht jedoch nicht zur Debatte.