Ist das Duzen oder Siezen? „Chill mal, Frau Freitag“, heißt das Buch einer Lehrerin über ihren Schulalltag. Sie könnte irgendwo in der Mitte zwischen Hamburg und Dresden leben. Denn eine neue Studie sagt aus, dass Grundschüler im Norden und Westen ihre Lehrer eher duzen, im Süden und Osten dagegen siezen. Und wo mischt sich beides? Wahrscheinlich in Berlin – wie so vieles.
Dabei ist es kein Zufall, wer auf welche Weise seine Lehrer anredet. Der Studienautor Wolfgang Steinig sieht im Duzen, wie die „Zeit“ berichtet, ein Zeichen für einen freundschaftlichen Umgang miteinander. Siezen stehe für Höflichkeit und Respekt. Und was ist besser? Was die Leistungen betrifft, ist die Sache eindeutig. Denn bei Pisa-Tests liegen die „Du“-Länder Bremen und Hamburg hinten, die „Sie“-Staaten Sachsen und Bayern vorn. Die meisten Schulen mit Kuschelpädagogik befinden sich in Wahlkreisen mit einer starken SPD. Streng geht es dort zu, wo die Linke gut abschneidet. Grund ist die DDR-Tradition, die in diesem Punkt in den östlichen Ländern fortwirkt.
Der Forscher schlägt sich übrigens klar auf die Seite der Siezer – weil es angeblich die sozialen Aufstiegschancen der Kinder erhöht. Denn hat ein junger Mensch die Karriereleiter erst einmal erklommen und wird zum Beispiel Arzt, dann gilt es, die Etikette zu wahren. Und nicht dem Patienten zu sagen: „Du da, komm mal her!“