Er gehört zu Deutschlands bekanntesten TV-Stars: In einer neuen Krimi-Reihe ist Hannes Jaenicke (58) jetzt als deutscher LKA-Beamter undercover auf Gaunerjagd in den Niederlanden.
Herr Jaenicke, Sie ermitteln in der Krimireihe undercover in Amsterdam. Was ist Ihr Ermittler für ein Typ?
Hannes Jaenicke: Es gibt so viele Krimis im deutschen Fernsehen und so viele gute Kommissare, dass ich etwas anderes machen wollte. Wir haben über drei Jahre mit diversen Autoren an den Drehbüchern gearbeitet, es war eine unfassbar schwere Geburt. Aber es hat sich gelohnt. Jetzt ist meine Figur ein in die Jahre gekommener, etwas abgewrackter verdeckter Ermittler, der aus dem Verkehr gezogen werden musste und nun eine junge, ehrgeizige Kollegin undercover in die Drogenszene einschleust. Als sie plötzlich spurlos verschwindet, macht er sich auf die Suche nach ihr in Amsterdam.
Von den bekannten Holland-Klischees rund um Gouda, Tulpen und Holzschuhe ist in den Filmen wenig zu spüren . . .
Ehrlich gesagt sollten wir ursprünglich im Sommer drehen, um unseren Thriller im Postkarten-Holland spielen zu lassen. Aber weil die Drehbücher nicht fertig waren, wurde der Drehbeginn immer wieder verschoben, am Ende mussten wir mitten im Winter drehen und es hat ungelogen drei Monate lang durchgeregnet. Jetzt sind aber alle froh, dass Amsterdam in den Filmen grau und nass ist, es passt hervorragend zur Story. Die Klischees von Tulpen, Windmühlen und Fritten kennen sowieso die meisten, das wollten wir nicht unbedingt nochmal zeigen. Klischees sind ja lustig, aber ich möchte schon gerne Filme machen, die in irgendeiner Form relevant sind, sorry. Ich fühle mich zu alt, um belanglose Filme zu machen . . .
Sprechen Sie Niederländisch?
Nein, in der Hinsicht bin ich nicht begabt. Ich kann zwar ein paar Floskeln wie „Guten Tag“, „Danke“ und „Guten Appetit“, aber sprechen kann ich die Sprache nicht.
Dabei haben Sie doch sogar Verwandtschaft in den Niederlanden . . .
Stimmt, ich kenne Holland gut, ich habe väterlicherseits Verwandte dort. Seit meiner frühesten Kindheit haben wir die Sommerferien in Holland verbracht, meine wunderbare Großmutter mietete immer im Seebad Domburg eine Ferienwohnung, und dann bin ich mit meinen Geschwistern mit Eimerchen, Schäufelchen und Drachen am Strand herumgetobt.
Welche Stationen würden Sie einem Wochenendtouristen in Amsterdam empfehlen?
Wer das erste Mal hinfährt, sollte einfach mal die Grachten entlanglaufen, einen Kaffee trinken, Bötchen fahren. Außerdem hat die Stadt ein großartiges Kulturangebot. Ich war völlig überfordert, wo ich anfangen soll, wenn ich mal einen freien Tag hatte. Ich habe mir als erstes die Banksy-Ausstellung angeschaut, das ist der Künstler, der kürzlich sein Bild bei einer Auktion schreddern ließ. Und wer gern mal einen Joint raucht, kann in einen der Coffee-Shops gehen, das ist dort ja legal.
Als Ermittler bekämpfen Sie in den beiden Auftaktfilmen die Drogenmafia. Waren Sie mal in einem Coffee-Shop, vielleicht ja zu Recherchezwecken?
Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich für die Freigabe von Cannabis an Volljährige bin. Viele Länder wie zuletzt Kanada haben es freigegeben und noch ist keines von ihnen untergegangen. Davon abgesehen geht es in unseren Filmen nicht um so genannte weiche Drogen, sondern um synthetische und Party-Pillen. Holland ist der größte Produzent und Umschlagplatz dieser Pillen, die dort in gewaltigen Mengen hergestellt und in ganz Europa verkauft werden.
Sie sind im deutschen Fernsehen regelmäßig mit Filmen über bedrohte Tiere zu sehen. Was haben Ihre holländischen Kollegen zu Ihrem Engagement als Umweltschützer gesagt?
Ich trage das ja nicht wie eine Monstranz vor mir her und binde das niemandem auf die Nase. Aber mir ist aufgefallen, dass das ganze Team seine eigenen Tassen dabei hatte und grundsätzlich von Geschirr gegessen wurde, nicht von Papp- oder Plastiktellern. Ganz anders als in Deutschland, wo das Catering an einem Filmset täglich hunderte von Pappbechern verballert. Das ist bei denen anders.
Sind die Niederlande beim Umweltschutz insgesamt weiter als Deutschland?
In gewissen Dingen hinken sie uns hinterher. Sie setzen zum Beispiel kaum auf regenerative Energien, obwohl sie definitiv genug Wind hätten. Für Vegetarier ist Amsterdam auch eher schwierig. Ich bin bei den Dreharbeiten nicht verhungert, aber die Auswahl jenseits von Fleisch oder Fisch ist bescheiden. In anderen Dingen wiederum sind sie uns weit voraus.
Zum Beispiel?
Bei uns regiert das Auto. Viele Autos werden hierzulande besser behandelt als Kinder, deutsche Städte werden für Autos geplant, nicht für Menschen. In holländischen Städten bewegt sich jeder auf dem Rad, egal ob alt, jung, arm oder reich. Und wer kein Rad fährt, der fährt ein Stromauto, das man dort überall laden kann. Schon am Flughafen Schipohl stehen keine Diesel-, sondern nur Elektro-Taxis.
Info „Der Amsterdam-Krimi“ läuft am kommenden Donnerstag, um 20.15 Uhr, in der ARD. Die zweite Folge wird eine Woche später (29. November) ausgestrahlt. Weitere Fälle für Hannes Jaenicke als verdeckter Ermittler Alex Pollack sind in Vorbereitung.
In den USA
aufgewachsen
Hannes Jaenicke kam 1960 in Frankfurt am Main zur Welt, er verbrachte einen Teil seiner Kindheit in den USA und absolvierte in Wien seine Schauspielausbildung. Seit seinem Debüt im Thriller „Abwärts“ (1984) an der Seite von Götz George ist er als Darsteller im Dauereinsatz.
Seit einigen Jahren dreht er fürs ZDF Dokumentationen über bedrohte Tierarten, außerdem hat der Star bereits einige Bücher über Umwelt- und Verbraucherschutz veröffentlicht. Für sein Engagement erhielt Jaenicke mehrere Auszeichnungen. Der Schauspieler lebt am Ammersee in Bayern und in Kalifornien. ski