Nach einer Gewalttat, bei der drei Menschen ums Leben kamen, und einem Vorfall mit einem Lieferwagen, bei dem drei Personen verletzt wurden, sperrte die britische Polizei am Dienstag das Zentrum von Nottingham ab und nahm einen 31-jährigen Mann unter dem Verdacht des Mordes fest. Laut Aussagen der Polizei gibt es derzeit keine Hinweise auf weitere Täter neben dem 31-Jährigen. Zusätzlich wurde die Anti-Terror-Polizei hinzugezogen, um bei den Ermittlungen zu unterstützen.
Tote in Nottingham - Tatorte über die ganze Stadt verteilt
Von einem „schrecklichen und tragischen Vorfall“, spricht Chief Constable Kate Meynell in einer ersten Reaktion. Die Tatorte erstrecken sich über die gesamte Stadt. Gegenüber der BBC berichtete ein Anwohner, dass um kurz nach 4 Uhr morgens (5 Uhr MESZ) in der Ilkeston Road im Westen zwei Tote gefunden wurden. Er wurde durch das Klopfen einer Polizistin an seiner Tür geweckt, die nach Aufnahmen von Überwachungskameras fragte. Der Anwohner gab an, jedoch nichts mitbekommen zu haben.
Ein weiterer Zeuge berichtete der BBC, dass er Schreie gehört habe und daraufhin aus dem Fenster geschaut habe. Er sah einen schwarz gekleideten Täter mehrmals auf einen jungen Mann einstechen und dann auf eine junge Frau.
Kurz darauf wurde die Polizei zu einem Vorfall im Stadtzentrum gerufen, bei dem offenbar ein weißer Lieferwagen versuchte, drei Menschen zu überfahren. Sie wurden verletzt und in Krankenhäuser gebracht. Schließlich wurde in der Magdala Road ein weiteres Todesopfer entdeckt. Chefermittlerin Meynell zufolge besteht vermutlich ein Zusammenhang zwischen den Taten. Die Tatorte liegen jeweils etwa eine Meile (1,6 Kilometer) voneinander entfernt.
Polizei stellt mutmaßlichen Täter
Nachdem sie zunächst von einem „schwerwiegenden Vorfall“ berichtet hatte, präsentiert die Polizei am Vormittag den mutmaßlichen Täter, einen 31-Jährigen.
Berichten zufolge stellten die Beamten im Nordwesten von Nottingham einen weißen Lieferwagen, der möglicherweise das gleiche Fahrzeug wie bei dem Vorfall in der Innenstadt war. Der Bereich wurde abgesperrt. Ein verwackeltes Video eines Anwohners zeigt angeblich, wie drei Polizisten den Mann festnahmen. Dies soll gegen 5.30 Uhr geschehen sein.
Eine Augenzeugin namens Lynn Haggitt berichtete der BBC, sie habe gesehen, wie ein Lieferwagen absichtlich zwei Menschen überfuhr und von Polizeiautos verfolgt wurde. „Ich bin ganz zittrig, ich habe so etwas noch sie gesehen“, sagte sie.
Hintergründe zunächst noch unklar
Die Behörden gaben vorerst keine Informationen zu den möglichen Hintergründen bekannt. Laut Sky News ermittelt die Polizei derzeit wegen Mordes und nicht wegen eines terroristischen Akts. Die Behörden riefen Zeugen dazu auf, sich zu melden und Überwachungsaufnahmen von Kameras sowie Dashcam-Aufzeichnungen zur Verfügung zu stellen.
Etwa einige hundert Meter von einem der Tatorte entfernt stürmten bewaffnete und zum Teil maskierte Einsatzkräfte am Mittag ein Gebäude. Mohammed Qasim, der in einem Friseursalon nebenan arbeitet, erklärte, dass das Gebäude seit langem leerstehe. Im vergangenen Jahr habe es dort eine Razzia gegeben. In letzter Zeit sei das Gebäude zum Verkauf angeboten worden. „Wir haben seitdem niemanden gesehen“, sagte Qasim. Bei einer Mahnwache wollten die Menschen in Nottingham der Opfer gedenken und sich gegenseitig Halt geben.
Der britische Premierminister Rishi Sunak dankte den Einsatzkräften für ihre Arbeit. Innenministerin Suella Braverman zeigte sich „schockiert und traurig“. „Unsere Stadt ist wegen des Todes von drei Menschen heute Morgen am Boden zerstört“, teilten die drei Parlamentsabgeordneten der Oppositionspartei Labour für die mittelenglische Stadt in einer gemeinsamen Erklärung mit. Der französische Präsident Emmanuel Macron sprach sein Beileid aus.
Polizei sperrt Stadtzentrum von Nottingham ab
Als Reaktion auf die Tat wurden mehrere Straßen im Stadtzentrum abgesperrt, Straßenbahnen gestoppt und Buslinien umgeleitet. Chief Constable Kate Meynell erklärte, dass die Sperrungen noch eine Weile andauern würden.Zuvor hatte die Polizei mitgeteilt, dass es in der mittelenglischen Stadt einen „andauernden schwerwiegenden Vorfall“ gebe, aber keine weiteren Details genannt.
(mit Material von dpa und afp)
