• Wegen der Corona-Maßnahmen haben viele Kinder die üblichen Erkältungs- und Grippewellen im vergangenen Jahr verpasst
  • Durch Lockerungen der Maßnahmen werden diese nachgeholt: Immer mehr Kinder haben Atemwegsinfekte
  • Betroffen sind vor allem Kinder unter sechs Jahren
  • Welche Atemwegsinfekte sind bei Kindern üblich?
  • Gegen welche Infektionen kann man Kinder impfen lassen?
  • Worauf können Eltern achten und wann muss ein Arzt her?
Durch die Corona-Maßnahmen haben viele Kinder im vergangenen Winter die typischen Infekte nicht mitgenommen: Grippe, Erkältungen, RSV. Hier lest ihr, was Eltern diesen Winter über Atemwegsinfektionen bei Kindern wissen müssen.

Infekte im Kindesalter durch Corona verpasst

Mütter und Väter wissen: Gerade im Kindergartenalter läuft die Nase der Kleinen gefühlt den ganzen Winter. Manchmal haut es sie richtig um. Mit Husten, hohem Fieber, Ohrenschmerzen, Erbrechen oder Durchfall. Unschön, aber normal.
„Im ersten Kindergartenjahr haben die Kleinen durchaus 10 bis 15 Infekte, die teilweise bis zu vier Wochen dauern können“, sagt der Berliner Kinder- und Jugendarzt Jakob Maske. Doch je länger das Kind die Kita und später die Schule besucht, desto mehr läuft sich diese Anfälligkeit aus. Weil das kindliche Immunsystem immer mehr Erreger kennengelernt hat und deswegen zunehmend robuster auf sie reagiert.
Nur der vergangene Winter war anders. Durch die strengen Corona-Regeln gingen auch andere Infektionen kaum um, die Kinder waren selten krank. Doch es zeigt sich schon jetzt: Die Infekte kommen zurück und die Kinder holen das „Verpasste“ nach - das bedeutet: Sie werden krank, teilweise recht heftig.
„Das war und ist unsere große Sorge: Dass vor allem kleine Kinder bis zwei Jahre, die relativ wenige Infekte hatten, jetzt davon eingeholt werden“, sagt der Kinder- und Jugendmediziner Professor Reinhard Berner. Aber es betreffe durchaus auch etwas ältere Kinder.

RSV: Respiratorische Synzytial-Virus bei Kindern

Insbesondere zwei Erreger machen dem Fachmann für Infektionskrankheiten vom Uniklinikum Dresden Sorgen: das RS-Virus und das Influenzavirus. „Diese Infekte werden uns beschäftigen, weil sie sich enorm verbreiten und auf eine Population von Kindern treffen, die einen Winter gar keinen Kontakt damit hatten und deren Immunsystem deshalb keine Immunität aufbauen konnte“, sagt Berner.
Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) geht normalerweise in den Monaten kurz vor und nach dem Jahreswechsel um. Doch diesmal ist das anders: Mediziner beobachten schon seit einigen Wochen viele Infektionen mit dem Erreger.
„Der macht erstmal nur harmlose Erkältungsinfekte. Gerade kleinere Kinder mit Vorerkrankungen und Frühgeborene können aber stärker erkranken“, sagt Kinderarzt Maske.
Manchmal müssen die Kinder dann ins Krankenhaus. Bei Reinhard Berner in der Dresdner Klinik lagen in der letzten Septemberwoche nach seinen Angaben mehr als ein Dutzend Kinder mit RSV-Infektion auf der Normalstation, drei Kinder bekamen Beatmung auf der Intensivstation. Berner sagt: „Wir haben innerhalb von wenigen Tagen mehr Kinder mit RS-Virus aufgenommen, als in 18 Monaten Pandemie Kinder mit Covid-19-Erkrankung.“
Das sind die wichtigsten Symptome einer RSV-Erkrankung:
  • Fieber
  • Schnupfen
  • Husten – teilweise keuchhustenartig
  • Atembeschwerden
  • Bronchiolitis
  • Lungenentzündung
  • Krankheitsdauer: 3-8 Tage

Grippe und Erkältung bei Kindern nach Corona-Lockdown

Nicht nur das RS-Virus ist unterwegs. Gerade unter Kindern werden sich viele Erkältungsviren diesen Winter wieder stark ausbreiten.
Mit Blick auf die kalte Jahreszeit stellt sich auch die Frage: Kommt die Grippewelle? Vergangenen Winter fiel sie aus, auch hier dürften - wie bei der geringen Verbreitung anderer Infektionen - die Corona-Regeln der Hauptgrund gewesen sein.
Ob und wie stark die Welle, die meist Anfang des Jahres losrollt, in dieser Saison ausfällt, lässt sich noch nicht sicher sagen. Doch die Sorge, dass es auch bei der Grippe Nachholeffekte und damit weitaus mehr Fälle geben könnte, sei sehr berechtigt, sagt Reinhard Berner.
Symptome von Grippe:
  • Plötzlicher Beginn der Erkrankung
  • hohes Fieber (bis 41 Grad)
  • Appetitlosigkeit
  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • Trockener Husten
  • Halsschmerzen
  • Krankheitsdauer: 7-14 Tage
Erkältungssymptome sind oft ähnlich wie Grippesymptome – nur ist bei der Grippe Fieber oft sehr hoch, was bei Erkältungen nicht der Fall ist. Die wichtigsten Unterschiede zwischen Corona, Grippe und Erkältung gibt es hier in einer Tabelle nachzulesen.

Schwere Symptome bei Erkältung, Grippe, RSV im Herbst 2021

Wann müssen Eltern sich Sorgen machen?
Vor allem, wenn die Kinder Probleme mit dem Atmen haben. „Wenn die Kinder schwere Luftnot haben oder die Atmung die Babys beispielsweise so sehr anstrengt, dass sie nicht mehr richtig trinken“, sagt Berner. Die Kleinen sind häufig durch die Luftnot panisch und sehr unruhig.
Als Folge einer Erkältung bekommen Kinder oft eine Mittelohrentzündung. Diese sollte auf jeden Fall von einem Arzt behandelt werden, manchmal auch mit Antibiotika.
Zudem sollten Eltern einen Arzt aufsuchen, wenn das Fieber auch nach dem dritten Tag nicht abklingt.

Atemwegsinfekte bei Kindern: Was hilft?

Was Eltern bei Atemwegsinfektionen tun können:
  • Abschwellende Nasensprays oder das Hausmittel Zwiebelsäckchen (Nicht für Säuglinge und Kleinkinder)
  • Ruhe
  • Genug Flüssigkeit
  • Inhalation
  • Schmerzmittel in bestimmten Fällen (Ibuprofen oder Paracetamol)
  • Frische Luft

Impfungen für Kinder: Wann gegen Grippe impfen?

Auch Kinder können sich vorbeugend gegen die Grippe impfen lassen. Die Grippeschutzimpfung kann ab einem Alter von sechs Monaten verabreicht werden. Alternativ zur Spritze steht für Kinder zwischen 2 und 17 Jahren auch ein Lebendimpfstoff gegen Influenza zur Verfügung, der als Nasenspray gegeben wird.
Empfohlen wird die Influenza-Impfung von der Ständigen Impfkommission (Stiko) für Kinder mit bestimmten Grunderkrankungen - das heißt aber nicht, dass sie für gesunde Kinder ausgeschlossen ist. Bei ihnen verläuft eine Influenza in der Regel ohne schwerwiegende Komplikationen, so das Robert Koch-Institut (RKI).
Gegen das RS-Virus gibt es keine Impfung und auch kein bestimmtes Medikament.