- Der Flughafen Hahn hat Insolvenz angemeldet
- Er gehört mehrheitlich einem chinesischen Unternehmen
- Außerdem ist das Land Hessen beteiligt
Der Flughafen Frankfurt-Hahn im Bundesland Rheinland-Pfalz ist insolvent. Das zuständige Amtsgericht Bad Kreuznach teilte dies am Dienstag mit. Zunächst hatte die "Wirtschaftswoche" darüber berichtet. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Amtsgericht den Insolvenzanwalt Jan Markus Plathner von der Kanzlei Brinkmann & Partner.
Der Flughafen war auf einem ehemaligen US-Militärflugplatz entstanden und wurde früher mehrheitlich von Rheinland-Pfalz kontrolliert. Im Jahr 2017 übertrug das Land seine Anteile von 82,5 Prozent an die chinesische HNA Airport Group, die restlichen 17,5 Prozent sind weiterhin im Eigentum des Landes Hessen.
Flughafen Hahn: Hier startete Ryanair eine „neue Ära des Flugverkehrs“
Der Flughafen hatte 2019 vor der Corona-Krise 1,5 Millionen Passagiere. Im April 1999 war dort die erste Passagiermaschine gelandet – ein Flugzeug des irischen Billigfliegers Ryanair. Mit diesem "historischen Datum" sei für ganz Deutschland eine neue Ära des Flugverkehrs eingeläutet worden: die des Billigfliegers, heißt es auf der Seite des Flughafens. Zuletzt wurden von Frankfurt-Hahn aus 30 Urlaubsziele angeflogen.
Der Flughafen hatte eine 24-Stunden-Betriebserlaubnis; er war daher auch ein wichtiger Frachtstützpunkt. 2019 wurden dort über 170.000 Tonnen Fracht umgeschlagen.
Flughafen Frankfurt-Hahn insolvent: Besitzer festgenommen, Ryanair streicht viele Flüge
Zuletzt hatte die Festnahme der Führungsspitze des finanziell angeschlagenen HNA-Konzerns für Aufsehen gesorgt. Der Hunsrück-Flughafen betonte seinerzeit, dass dies keine Auswirkungen auf den Hahn habe. Der Flughafen sei auf gutem Kurs, hieß es Anfang Oktober.
Der Flughafen Hahn verbuchte zuletzt Zuwächse beim Frachtgeschäft, dabei profitierte der einstige US-Militärflughafen unter anderem vom Boom des Online-Handels und von Container-Engpässen im Seegeschäft. Beim Passagiergeschäft musste der Hahn dagegen immer wieder Rückgänge hinnehmen, auch schon vor den Corona-Reisebeschränkungen 2020. Einst zählte der Regionalflughafen jährlich bis zu vier Millionen Passagiere, davon ist er mittlerweile weit entfernt. Auch der Platzhirsch im Passagiergeschäft am Hahn, der irische Billigflieger Ryanair, verringerte sein Angebot im Hunsrück und verlagerte Flüge an benachbarte, größere Flughäfen.
Flughafen-Betriebsleiter Christoph Goetzmann betonte Anfang Oktober, „den Hahn“ ohne Beihilfen und ohne Kurzarbeit durch die Corona-Pandemie gesteuert zu haben. Die Flughafen-Geschäftsführung erwartete laut ihrem im Bundesanzeiger veröffentlichten Bericht für 2020 nichtsdestotrotz einen Fehlbetrag. Je nach Verlauf der Pandemie plane man, „dass bis zum Jahr 2024 ein positives Konzernjahresergebnis erreicht werden kann“, hieß es darin. Danach dürfen Flughäfen gemäß EU-Recht generell keine staatlichen Subventionen mehr bekommen.
Ein Rechtsstreit um Steuergeld in Millionenhöhe für den Flughafen Frankfurt-Hahn war in diesem Sommer entschieden worden. Seinerzeit wies der Europäische Gerichtshof (EuGH) eine Klage von Lufthansa zurück. Der EuGH bestätige damit ein vorangegangenes Urteil. In dem Streit ging es um staatliche Beihilfen seit 1997 für den Hunsrück-Flughafen und um Verträge mit Ryanair über Flughafenentgelte.
Insolvenz: Flughafen Hahn hatte in Rheinland-Pfalz kein Fördergeld mehr beantragt
Der Hunsrück-Flughafen Hahn hat in den vergangenen zwei Jahren keine Anträge mehr auf Auszahlung von Fördergeld des Landes Rheinland-Pfalz gestellt. Das teilte eine Sprecherin des Innenministeriums in Mainz am Dienstag mit. Das Land ist zwar seit mehreren Jahren nicht mehr an dem Airport beteiligt, unterstützt ihn aber nach eigenen Angaben gemäß der vertraglichen Vereinbarungen aus dem Verkauf der Anteile an den chinesischen Großkonzern 2017 weiterhin – bei einem Nachweis der entsprechenden Fördervoraussetzungen, wie das Innenministerium betonte.
Gründung, Lage, Ryanair – Details zum Flughafen Hahn
- Der ehemalige Militärflugplatz wurde im Jahr 1993 zum Verkehrsflughafen für Passagiere umgebaut.
- 1999 war „der Hahn“ der erste deutsche Flughafen, den die irische Billigfluglinie Ryanair angeflogen hat.
- Außerdem starten dort Frachtflüge
- Der Airport hat schon seit mehreren Jahren finanzielle Probleme
- 2017 wurde der Flughafen zum größten Teil an die chinesische HNA Airport Group verkauft