Das Robert-Koch-Institut (RKI) stuft das Gesundheitsrisiko durch das Coronavirus in Deutschland als „hoch“ ein. Gründe für die Änderung der Risikoeinschätzung sind laut RKI-Präsident Lothar Wieler die Dynamik und der starke Anstieg der Fallzahlen. Auch waren Alarmsignale aus öffentlichen Gesundheitsdiensten und Kliniken ausschlaggebend. Ein weiterer Grund war, dass die Infektionsketten nicht mehr nachvollziehbar sind. Es gebe immer mehr Fälle, die nicht auf bekannte Fälle zurückzuführen sind. An Krankenhäuser richtet Wieler ein Appell: Sie sollen die Kapazität auf Intensivstationen ausbauen.
In manchen Regionen sei das Risiko sogar „sehr hoch“
Das Risiko variiere von Region zu Region. Im Landkreis Heinsberg und in Nordrhein-Westfalen könne es auch „sehr hoch“ sein. Zuvor noch wurde die Gefährdung für die Gesundheit der Bevölkerung als mäßig eingestuft. Wieler sagte zugleich, dass man davon ausgehen muss, dass die Zahl der Erkrankten wesentlich höher ist, als sie dem RKI übermittelt werden. Bis Montagabend gab es laut RKI in Deutschland 6012 Infizierte – das waren mehr als 1100 Fälle mehr als am Tag zuvor. Die in der US-Stadt Baltimore ansässige Johns-Hopkins-Universität ging am Dienstag bereits von mehr als 7200 bestätigten Infektionen in Deutschland aus.
RKI-Chef Wieler: Corona-Dunkelziffer liegt höher
Wieler räumte ein, es müsse davon ausgegangen werden, dass die Erkrankungszahlen wesentlich höher seien, als sie dem RKI übermittelt würden. Entscheidend für die Experten sei die "Dynamik", also die Geschwindigkeit, mit der sich die Fallzahlen entwickelten. Der RKI-Präsident bekräftigte zugleich, es müsse weiterhin alles getan werden, um die Ausbreitung einzudämmen, damit das Gesundheitssystem nicht überlastet werde.
Wieler sprach von "Alarmzeichen" aus Krankenhäusern. In einem Teil der Kliniken nehme die Zahl der Schwerkranken und jener Patienten zu, die intensivmedizinisch behandelt und beatmet werden müssten. Auch eine Reihe von Gesundheitsämtern spreche von einer "sehr dynamischen Lage", fügte Wieler hinzu. Es gebe aber nach wie vor Regionen in Deutschland, wo es bislang ruhiger zugehe.
Corona in Deutschland: Krankenhäuser sehen sich gerüstet
Die deutschen Krankenhäuser sehen sich für die steigenden Patientenzahlen gerüstet. Sollte es bis Ende der Woche 20.000 bestätigte Infektionsfälle in Deutschland geben, sei damit zu rechnen, dass davon bis zu 1500 Patienten in den Krankenhäusern behandelt werden müssten, sagte der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe vom Dienstag.
Dies wäre nach seinen Angaben eine Verdreifachung der Zahl der derzeit stationär behandelten Coronapatienten. Das würde die Krankenhäuser aber "nicht überfordern". Gaß zufolge gehe es jetzt um den Ausbau der Intensivkapazitäten. In zwei oder drei Monaten sei es möglich, die Zahl der Intensivbetten von derzeit 28.000 auf rund 34.000 aufzustocken. Auch die Zahl der Beatmungsgeräte von derzeit 20.000 Stück müsse erhöht werden.
Dauer der Coronavirus-Pandemie ist ungewiss
Die Frage über die Dauer der in Wellen verlaufenden Pandemie lässt sich Wieler zufolge nach wie vor schwer beantworten. Ein internationales Beratergremium, dem der RKI-Chef selbst angehört, gehe von einem geschätzten Zeitraum von zwei Jahren aus. Dies hänge auch davon ab, wann es einen Impfstoff gebe. Dieser würde erst im kommenden Jahr zur Verfügung stehen, so Wieler.
Die Bundesärztekammer sagte wegen Corona den Deutschen Ärztetag im Mai ab. Ärzte sowie deren berufsständische Organisationen seien bei der Eindämmung der Coronaausbreitung "in besonderem Maße gefordert", erklärte Ärztepräsident Klaus Reinhardt.
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