Seit einigen Wochen liegt die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland deutlich unter 1000 pro Tag. Doch inzwischen steigen die Zahlen regional wieder an. Und international ist in Ländern wie Südkorea und Iran - sowie möglichwerweise auch bald die USA - bereits von einer zweiten Welle von Corona-Infektionen die Rede. Auch in Deutschland wächst die Furcht vor einer zweiten Welle. Einer Umfrage zufolge hat jeder zweite Deutsche Angst vor einer zweiten Welle des Coronavirus in den Sommerferien.
Auslöser für die örtlich steigenden Zahlen sind die Ausbrüche unter anderem
- in einer Wohnanlage in Göttingen,
- im Schlachthof Tönnies in Gütersloh,
- in der Wiesenhof-Schlachterei in Niedersachsen
- und in einem Berliner Wohnhaus.
Virologe mahnt zur Vorsicht im Umgang mit Corona
Bedeuten regionale Hotspots eine bundesweite Gefahr? Der Wissenschaftler und Virologe von der Berliner Charite, Christian Drosten, befürchtet eine unbemerkte Ausbreitung des Coronavirus in der Bevölkerung. Es gebe eindeutige Anzeichen, dass das Virus wieder kommt. Mit Blick auf eine mögliche zweite Welle sagt Drosten: „Ich bin nicht optimistisch, dass wir in einem Monat noch so eine friedliche Situation haben wie jetzt, was die Epidemietätigkeit angeht" sagt der Experte. "In zwei Monaten, denke ich, werden wir ein Problem haben, wenn wir nicht jetzt wieder alle Alarmsensoren anschalten."
RKI-Chef Wieler ist optimistisch
Der Chef des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, sagte dieser Tage zwar, dass die Menschen in Deutschland sich darauf einstellen müssten, lange Zeit mit dem Virus und lokalen Ausbrüchen zu leben. Laut „Tagesschau“ aber ist er "sehr optimistisch" bei der Frage, ob eine zweite Infektionswelle verhindert werden kann. "Es liegt in unserer Hand, in unserer Verantwortung."
Öffentliches Leben in Hotspot-Gebieten wieder eingeschränkt
Durch den Corona-Ausbruch in der Fleischfabrik Tönnies wurde das Leben der Bevölkerung in zwei Kreisen in Nordrhein-Westfalen wieder eingeschränkt. Das betrifft insgesamt 640.000 Einwohner im Landkreis Gütersloh und Warendorf. So dürfen sich nur noch zwei Personen oder Menschen aus einem Haushalt.treffen. Auch Bars und Fitnessstudios bleiben bis zum 30. Juni weiterhin geschlossen. Geschäfte und Restaurants bleiben aber geöffnet.
Kann ein Lockdown auch meinen Urlaub beeinträchtigen?
Viele werden sich fragen, ob geplante Urlaubsreisen durch eine mögliche zweite Welle oder durch lokale Ausbrüche und Lockdowns wie in den westfälischen Kreisen Gütersloh und Warendorf beeinträchtigen könnten.
Abwegig ist das nicht. Die bisherigen Aufhebungen der Reisebeschränkungen erfolgten wie alle Lockerungen stets unter dem Vorbehalt, sie wieder einzuführen, sollte der Grenzwert für Neuinfektionen lokal überschritten werden. Deswegen treten auch viele der im übrigen Bundesgebiet inzwischen weitgehend aufgehobenen Corona-Einschränkungen in der Region Gütersloh und Warendorf zumindest bis zum 30. Juni wieder in Kraft.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) weist mit Blick auf geplante Urlaubsreisen immerhin darauf hin, dass der Lockdown kein Ausreiseverbot bedeute. „Wer Urlaub plant, kann das natürlich machen.“
Jetzt schon Einreise für Urlauber nur unter strengen Auflagen
Andererseits reagieren einige Urlaubsregionen jetzt schon auf den Ausbruch in NRW. Einige Beispiele:
- Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Bayern wollen Bürger aus Risikogebieten nur unter strengen Auflagen einreisen lassen.
- In Schleswig-Holstein müssen sich Gäste zunächst zwei Wochen in Quarantäne begeben.
- Auf Usedom wurden Urlauber aus dem Kreis Gütersloh aufgefordert, nach Hause zureisen.
- Bayern dürfen keine Gäste beherbergen die aus einem Landkreis kommen in dem der Grenzwert überschritten wurde, also die Zahl der Neuinfektionen in den zurückliegenden sieben Tagen bei mehr als 50 pro 100.000 Einwohner liegt. Ausnahmen gibt es nur für Personen die einen Corona-Test mit negativem Ergebnis vorweisen können. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder dazu: „Wir möchten nicht, dass der Urlaub in Bayern für viele Leute unsicher wird.“
Was versteht man unter einer zweiten Welle?
Zweite Welle bedeutet ein erneuter Anstieg der Infektionszahlen. und wenn es dabei zur Überforderung unseres Gesundheitssystem kommt. Obwohl die Lage in Deutschland gerade relativ stabil ist, wird befürchtet, dass bis zum Ende des Jahres mehr Menschen sich mit dem Virus infiziert haben und neue Hotspots entstehen. Eine klare Definition gibt es aber nicht.
Reproduktionszahl deutlich angestiegen
Die Reproduktionszahl, die lange Zeit unter 1 lag, ist seit dem 21. Juni wieder zwischen 2 und 3 angestiegen. Zuletzt lag der R-Wert bei 2,02. (Datenstand 23.6., 0.00 Uhr, Vortag: 2,76). Das sogenannte Sieben-Tage-R lag bei 1,67 (Vortag: 1,83).