- Die türkische Riviera war wochenlang schwer getroffen von Waldbränden. In der türkischen Urlaubsregion Antalya waren mehr als 100 Brände ausgebrochen
- Es gab viele Tote und mehrere Verletzte durch das Feuer und den giftigen Rauch
- Kaum ließen die Waldbrände in der Türkei nach, wurde der Norden des Landes von einer Überschwemmung heimgesucht
Kurz nach der Entspannung in vielen Waldbrandgebieten sind im Norden der Türkei zahlreiche Menschen durch eine Flut getötet worden. Nach starken Überschwemmungen in der türkischen Schwarzmeerregion laufen die Rettungsarbeiten dort weiter. Einige Regionen seien noch ohne Strom, teilte die Katastrophenschutzbehörde Afad am Dienstag mit. Bisher seien mindestens 77 Tote gefunden worden. Bei 14 sei die Identität noch nicht geklärt. 34 Menschen gelten weiter als vermisst.
Heftige Regenfälle hatten in den vergangenen Tagen zu den schlimmsten Überflutungen seit Jahren in der Region geführt. Besonders betroffen sind die Provinzen Kastamonu, Sinop und Bartin. Mehrere Häuser und Brücken wurden von den Fluten zum Einsturz gebracht. Nach Ansicht von Experten sind neben dem Klimawandel auch die Begradigung von Flüssen und die Einengung des Flusses Ezine im Bezirk Bozkurt Faktoren für die starken Überschwemmungen.
Waldbrand in der Türkei: Lage nach Wochen gebessert
Die Lage in der Türkei hatte sich mit Blick auf die Waldbrände zuletzt etwas gebessert. Die Feuerwehr brachte in der südwesttürkischen Provinz Mugla zwei Wochen nach seinem Ausbruch einen Großbrand unter Kontrolle. Sie seien dabei, das Gebiet im Bezirk Köycegiz abzukühlen, schrieb Forstminister Bekir Pakdemirli Ende vergangener Woche. Zuvor hatten starke Winde die Löscharbeiten in der Region noch behindert.
Mehr als 200 Feuer in der Türkei seit Ende Juli
Seit Ende Juli waren in der Türkei mehr als 200 Feuer ausgebrochen, darunter 16 große Waldbrände. Mehr als die Hälfte der 81 Provinzen waren betroffen. Inzwischen wurden die meisten Brände unter Kontrolle gebracht. Besonders in den Küstenprovinzen Antalya und Mugla hat das Feuer große Zerstörung angerichtet. Acht Menschen kamen ums Leben.
Landesweit wurden laut Doganay Tolunay, Forstingenieur an der Istanbul-Universität, schätzungsweise mehr als 150.000 Hektar Land verbrannt, darunter Wald, Feld, Wiesen und ganze Dörfer - eine Fläche mehr als doppelt so groß wie der Bodensee.
Türkische Sender müssen nach Berichten über Brände Strafe zahlen
Wegen der Berichterstattung über die Brände in der Türkei hat die Rundfunkbehörde des Landes (Rtük) Strafen gegen fünf TV-Sender verhängt. Rtük begründete die Entscheidung damit, dass Beiträge Angst und Panik verbreitet hätten und beleidigend gegenüber der Regierung gewesen seien, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Mittwoch.
Die Strafen richten sich demnach gegen Fox TV, KRT, Tele 1, Halk Tv und Haber Türk. Die Sender hätten sich unter anderem abwertend über die Reaktion der Regierung Erdogan auf die Feuer geäußert. In dem Gremium haben die islamisch-konservative Regierungspartei AKP und ihr ultranationalistischer Partner MHP eine Mehrheit. Rtük hatte vor ein paar Wochen bereits eine Warnung an Medien hinsichtlich der Berichterstattung über die Brände ausgesprochen.
Suche nach Ursache für Waldbrände in der Türkei – Brandstiftung?
War es die berühmte weggeworfene Kippe, der Funke eines Strommastes oder wirklich Brandstiftung? Angesichts der Feuer in Südeuropa wird heiß diskutiert. Auch in der Türkei wird über die Ursachen spekuliert. Zumindest in Marmaris hatte das Feuer aber wohl einen banalen Hintergrund: Türkische Medien berichteten, zwei Zehnjährige hätten Bücher verbrannt. Die Kinder hätten zu Protokoll gegeben: „Die Flammen sind größer geworden. Wir haben Colaflaschen mit Wasser gefüllt und versucht, sie zu löschen - sie gingen nicht aus. Dann sind wir weggelaufen.“ In Bodrum wiederum wurden drei Menschen festgenommen, weil sie Zigarettenstummel aus dem Auto geworfen haben sollen.
Doch auch der Verdacht der Brandstiftung ist nicht ausgeräumt. Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte kürzlich, Verdächtige mit Verbindungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK seien festgenommen worden. Auch Medien befeuerten die Theorie, dass zumindest hinter einem Teil der Brände die PKK stecken könnte.
Beweise dafür gibt es bislang nicht. Zwar habe die PKK in der Vergangenheit auch Anschläge durch Brandstiftung verübt, sie reklamiere diese aber in der Regel für sich, sagt Berkay Mandiraci, Analyst für die International Crisis Group in der Türkei. Bevor keine glaubwürdigen Beweise oder Bekennerschreiben vorlägen, könne man nicht wissen, ob die PKK in irgendeiner Weise mitverantwortlich sei.
Antalya und Mugla besonders betroffen von Bränden
Die Feuer wüteten tagelang an der bei Touristen beliebten Mittelmeerküste. Besonders betroffen waren die Regionen Antalya und Mugla. Allein in Mugla wurden zwischenzeitlich knapp 12.000 Häuser und mehr als 36.000 Menschen evakuiert. 2000 Häuser wurden offiziellen Angaben zufolge bisher beschädigt.
Das Feuer hatte weite Landstriche verkohlt. Expertenschätzungen nach sind mindestens 100.000 Hektar Wald und Felder den Flammen zum Opfer gefalle. Landwirte klagten in türkischen Medien, Haus, Land und Vieh verloren zu haben. Touristen wurden teilweise auf dem Wasserweg aus Ferienorten evakuiert.
Schlimmste Brände seit Jahren in der Türkei
Etliche Menschen mussten vor den Bränden fliehen. Eine vergleichbar heftige Brandsaison gab es in dem Land laut EU-Angaben seit 2003 nicht mehr. In türkischen Fernsehsendern erzählten Betroffene von ihrer Flucht vor den Flammen. Landwirte der Region berichteten, sie hätten teilweise ihr Vieh dem Feuer überlassen müssen und all ihr Hab und Gut verloren.
Waldbrände gingen auf Kohlekraftwerk in der Türkei über
In
Milas in der Region Mugla griffen die Flammen schließlich auf ein
Kohlekraftwerk über. Der
Bürgermeister der Gemeinde, Muhammet Tokat, twitterte am Mittwochabend, die Flammen hätten das Kraftwerk erfasst. Das Werk würde evakuiert. Zunächst war das Übergreifen noch mit Hilfe von spanischen Löschflugzeugen verhindert worden.
Seit Beginn der Brände wurde immer wieder Kritik an der Ausstattung der Einsatzkräfte laut. Mittlerweile sind offiziellen Angaben zufolge 16 Löschflugzeuge im Einsatz, Unterstützung kommt demnach aus Kroatien, Spanien, der Ukraine, Russland, dem Iran und Aserbaidschan.
Feuer in der Türkei: Brand in Antalya – Löschflugzeuge kommen zur Hilfe
Die Einsatzkräfte kämpfen aus der Luft und vom Boden aus gegen die Flammen. Die Türkei bedankte sich für den Einsatz von drei Löschflugzeugen, die aus Spanien und Kroatien in die Waldbrandgebiete an der türkischen Mittelmeerküste verlegt wurden. Die Ursache der Brände war zunächst unklar. Einige Brände sind bereits unter Kontrolle. Es ist noch die Rede von zehn aktiven Brandherden.
Evakuierung Manavgat in Antalya: Brände gefährden Bewohner
Im Bezirk Manavgat von Antalya wurden Anadolu zufolge zwei weitere Viertel wegen der Brände vorsichtshalber evakuiert. Bereits zuvor waren dort Häuser niedergebrannt. Auch zahlreiche Tiere waren gestorben. Freiwillige der Tierschutzorganisation Haytap behandelten verletzte Tiere. Erdogan reiste nach Antalya, um sich ein Bild von der Lage zu machen.
Brand in der Türkei: Bilder und Videos zeigen Feuer in Manavgat
Unter dem Hashtag #Manavgatyanıyor posten Anwohner Bilder und Videos des verheerenden Feuers. Mehrere Waldbrände bedrohen Stadt und Leute. Es mussten drei Stadtteile evakuiert werden, wie lokale Medien berichten. Überall Rauch und Flammen:
Waldbrand in Antalya greift auf Stadt über: Teile von Manavgat evakuiert
Was zunächst als Brand in den Wäldern begann, wurde für die Bewohner der Stadt Manavgat schnell zur ernsten Gefahr. Live auf CNN TÜRK sagte Şükrü Sözen, Bürgermeister von Manavgat: „Das Feuer hat die Siedlungen erreicht und Häuser beschädigt. Das Feuer hat das Zentrum von Manavgat erreicht und sich ausgebreitet. Es gibt Siedlungen, die evakuiert wurden, wir hoffen, dass es keine Verluste gibt.“
Waldbrände in Antalya, Mugla und Aydin – Auswärtiges Amt rät zur Vorsicht
Das
Auswärtige Amt riet angesichts der großflächigen Waldbrände insbesondere in den Provinzen Antalya, Mugla und Aydin zur Vorsicht. Reisende sollten sich vor ihrer Abreise bei den
Reiseveranstaltern über die aktuelle Lage informieren und vor Ort die Anweisungen des Hotelpersonals und der Behörden befolgen.
Brände in Urlaubsregionen: Pauschalreise stornieren?
Pauschalurlauber haben, so berichtet die Nachrichtenagentur DPA, das Recht, ohne Gebühren zu stornieren, wenn ihre Reise durch unvermeidbare, außergewöhnliche Umstände absehbar erheblich beeinträchtigt ist. Ein Brand in der Nähe des Hotels mit Asche und Rauch in der Luft wäre ein solcher Grund.
Aber: Ein Recht auf kostenlose Stornierung besteht nicht für Reisen, die erst in einigen Wochen beginnen sollen, wie der Rechtsanwalt Roosbeh Karimi aus Berlin erklärt. „Ich rate dazu, allenfalls ganz kurzfristig zu stornieren. Wann die Feuer gelöscht sind, lässt sich nicht vorhersagen.“ Für die Stornierungsfrage kommt es aber darauf an, ob die konkrete Reise des Urlaubers erheblich beeinträchtigt sein wird. Wochen im Voraus lässt sich das noch nicht sagen.
Daher lautet der Ratschlag des Juristen: Unbedingt noch abwarten. „Je kurzfristiger Sie stornieren, umso besser ist die Prognose, ob die Reise erheblich beeinträchtigt ist - und umso mehr Rechtssicherheit haben Sie bei einer Stornierung“, erläutert Karimi.
Liegt mein Urlaubsort tatsächlich im Katastrophengebiet?
Selbst wenn die Brände in einigen Wochen noch toben sollten, leitet sich daraus allein nicht automatisch ein Recht auf kostenlose Stornierung ab. „Wenn es irgendwo in der Türkei brennt, kann ich nicht meinen Türkei-Urlaub absagen, es muss die konkrete Reise betroffen sein“, stellt der Rechtsanwalt klar. Es geht also darum, ob tatsächlich der eigene Urlaubsort beeinträchtigt ist. Nur dann ist die Absage der Pauschalreise ohne Stornogebühren möglich.
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