Es besteht die Möglichkeit, dass es noch in diesem Sommer bei der Bahn zu unbefristeten Streiks mit zahlreichen Zugausfällen kommen wird. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur hat der Bundesvorstand der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) am Donnerstag in Berlin beschlossen, die Mitglieder in einer Urabstimmung darüber abstimmen zu lassen. Sowohl die Fahrgäste der Deutschen Bahn als auch der Konkurrenzunternehmen müssen sich somit auf turbulente Wochen einstellen.

Bundesvorstand der EVG gibt Urabstimmung über unbefristete Streiks bekannt

Der Bundesvorstand der EVG teilt die Einschätzung der Zentralen Tarifkommission, die Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn für gescheitert zu erklären. Einen entsprechenden Beschluss fasste das nach dem Gewerkschaftstag beschlusshöchste Gremium am Donnerstagvormittag in Berlin einstimmig.
„Wir werden jetzt in die Vorbereitung der Urabstimmung gehen, mit allen damit verbundenen Folgen. Unbefristete Streiks werden dadurch möglich“, sagte EVG-Chef Martin Burkert. „Wir sind nach wie vor verhandlungsbereit.“ Um zu einem Abschluss zu kommen, müsse die Deutsche Bahn jetzt noch mal „ordentlich nachlegen“. „Wir fordern nichts Unmögliches. Unsere Kolleginnen und Kollegen sind es, die dafür sorgen, dass Bus und Bahn trotz aller nicht von ihnen zu verantwortenden Widrigkeiten täglich fahren und erwarten dafür zu Recht eine angemessene Bezahlung“, sagte Burkert.
Angesichts der nach wie vor hohen Inflation fordern die Beschäftigten eine unverzügliche und deutliche Erhöhung ihrer Löhne. Die Deutsche Bahn AG hingegen ist zunächst nur bereit, eine Steigerung um höchstens 200 Euro anzubieten, und das auch erst im Dezember. Dieses Angebot wird als zu gering und zu spät angesehen. Burkert sagte: "Es ist klar, dass wir unsere Forderung nicht in vollem Umfang durchsetzen werden, aber wir streben zumindest eine Annäherung an."

Gescheiterte Tarifverhandlungen

Am Mittwochabend erklärte die EVG das Scheitern der Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn. Kristian Loroch, der Verhandlungsführer der EVG, teilte mit, dass insbesondere die Laufzeit des Tarifvertrags als "deutlich zu lang" und die angebotene Lohnerhöhung als "zu niedrig und zu spät" bewertet wurden. Die Deutsche Bahn kritisierte den Abbruch der Tarifverhandlungen seitens der EVG scharf und betonte, dass eine Einigung "zum Greifen nah" gewesen sei. Martin Seiler, der Personalvorstand der DB, äußerte sich enttäuscht: "Was jetzt passiert, ist unglaublich."
Obwohl sich die Gewerkschaft und der Konzern in den Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn zuletzt eigentlich angenähert hatten, konnte die EVG diese Woche Einigungen mit anderen Eisenbahnunternehmen verkünden. Am Dienstag wurde ein erster Abschluss mit dem Unternehmen Transdev verkündet, gefolgt von Tarifabschlüssen mit Abellio und der NEG, zwei weiteren Wettbewerbern der DB, am Mittwoch.

Fahrgästen der Bahn steht ein unruhiger Sommer bevor

Aufgrund des jüngsten Vorstandsbeschlusses drohen nun längere Streiks, die die Sommerferien in mehreren Bundesländern beeinträchtigen könnten. In Nordrhein-Westfalen haben die Ferien bereits begonnen, während sie in Niedersachsen, Bremen und Sachsen-Anhalt am 6. Juli starten.