Um die Hochzeit von Harry und Meghan am 19. Mai wird schon seit Monaten mächtig Wirbel gemacht. Dabei steht der 33-jährige Prinz in der Thronfolge gerade mal an fünfter Stelle, rückt mit der Geburt des dritten Kindes seines großen Bruders demnächst sogar auf Platz sechs. Der ARD-Adels-Experte Rolf Seelmann-Eggebert kennt die Bedeutung der britischen Royals im Allgemeinen und die ganz besondere Bedeutung von Prinz Harry.
Rolf Seelmann-Eggebert: Ich weiß gar nicht, ob das so sehr an ihr liegt. Er ist ja eigentlich der Drollige, derjenige, der seit jeher aus der Rolle fällt. Ich würde sagen, sie sind beide gleich publikumswirksam. Das Besondere an Meghan ist, dass manche ihr offenbar nicht zugetraut haben, eine Rolle ausfüllen zu können, die weitaus größer ist, als die in einer Soap Opera.
Ich weiß davon nichts. Dass entsprechende Dienste beauftragt worden sind, kennt man bisher nur in einem Fall: nämlich vom niederländischen Hof, wo vor der Heirat des Thronfolgers, Willem-Alexander, Máximas Vergangenheit durchleuchtet worden ist. Die Rolle ihres Vaters in der argentinischen Militärregierung war damals tatsächlich problematisch. In Meghans Vorleben gibt es meines Wissens nichts Derartiges. Man darf aber davon ausgehen, dass ihr Gesundheitszustand ausgiebig geprüft worden ist – auch im Hinblick auf die Möglichkeit, Kinder zu bekommen.
Da bin ich mir ganz sicher. Bei der Begeisterung Harrys für Kinder – ob auf seinen Reisen durch die Welt oder in der eigenen Familie. Dass Harry eigene Kinder haben wird, steht für mich außer Frage. Und dass die Mutter über 35 ist, das ist heutzutage ja wirklich kein Problem mehr.
Von Schulung würde ich hier gar nicht sprechen. Sicherlich wird Meghan bestens Bescheid wissen müssen über den Stammbaum der Königsfamilie und ähnliche Dinge. Und natürlich gibt es Protokollbeamte, die ihr bei öffentlichen Auftritten zur Seite stehen. Aber Harry wird ihr die schlimmsten Fallstricke frühzeitig aus dem Weg geräumt haben. Mit ihm hat sie jemanden an ihrer Seite, auf den sie sich absolut verlassen kann. Bei Diana war das damals etwas ganz anderes. Sie wurde vor der Eheschließung ja regelrecht isoliert und litt schon vor der Hochzeit an einer besonderen Form der Vereinsamung. All das bleibt Meghan erspart.
Sehr gut sogar. Ich habe Meghan zum ersten Mal erlebt, als sie eine Rede zum Thema Emanzipation gehalten hat. Sie sprach frei und flüssig, war überzeugend und zeigte, dass sie eine außergewöhnliche Persönlichkeit ist.
Meghans Interessen sind bekannt, seit sie und Harry sich kennengelernt haben. Außerdem sind Frauenrechte und Emanzipation ja längst überall ein Thema. Das weiß auch die Queen. Natürlich wird sorgfältig abzuwägen sein, wie Meghan sich äußert. Doch die Rolle der Royals wird sich hier ohnehin ändern; das Königshaus muss auch hier mit der Zeit gehen.
Das ausgeprägte Engagement der Royals in Afrika und ihr Interesse an diesem Kontinent ist natürlich durch die Geschichte des Commonwealth bedingt. Man muss bedenken, dass es allein dort hunderte Organisationen und Institutionen gibt, für die die Königsfamilie die Schirmherrschaft oder gar Präsidentschaft übernommen hat. Und mit dem Rückzug des Herzogs von Edinburgh (Prinz Philip) ist dort ein großes Loch entstanden, das gestopft werden muss.
Sie stehen – wie William und Kate – Gewehr bei Fuß. Zumal ja nicht nur Prinz Philip, sondern auch die Queen kürzer treten muss. Die Königin wird wohl keine große Commonwealth-Reise mehr antreten, sondern vielmehr im eigenen Land unterwegs sein, wo sie nicht die Strapazen langer Fahrten auf sich nehmen muss. Mit ihren bald 92 Jahren ist sie ja in einem Alter, in dem man es sehr zu schätzen weiß, wenn man abends ins eigene Bett gehen kann.
Nachdem sich die Monarchie zurzeit in einer Art Umbruch befindet, gibt es für die jungen Royals mehr als genug zu tun. Außerdem sind William und Kate mit ihrer dritten Schwangerschaft familiär zurzeit stark eingebunden.
Das Verhältnis zwischen den Jungs scheint sehr gut zu sein. Dass William und Harry ein Herz und eine Seele sind, konnte man erst im vergangenen Sommer sehen, als die beiden anlässlich des 20. Todestages ihrer Mutter in einer Fernseh-Dokumentation sehr offen über ihre Schwierigkeiten bei der Bewältigung ihres Verlustes sprachen. Man kann nur wünschen, dass das Verhältnis zwischen den Brüdern so bleibt. Und dass sich ihre Frauen auch gut verstehen. Die größte Gefahr dürfte darin bestehen, dass die Frauen den Männern die Schau stehlen. Das darf natürlich nicht passieren.
Ich gehe davon aus, dass Prinz Harry am Hochzeitstag einen weiteren Herzogtitel verliehen bekommt und Meghan damit zur Herzogin wird; vermutlich wird es das Herzogtum Sussex sein. Meghan würde dann Duchess of Sussex. So wie Kate am Tag ihrer Hochzeit zur Duchess of Cambridge wurde.
Nein, es gibt eine Vereinbarung zwischen ARD und ZDF, dass die beiden Sender im Wechsel von solchen Feierlichkeiten berichten, die in der Kategorisierung als B-Ereignis eingestuft werden. Und nachdem die ARD beim letzten Mal dran war, kommt jetzt das ZDF zum Zug. Ich selbst werde die Feierlichkeiten am 19. Mai von Hamburg aus begleiten.
Dass zunächst keine großen Hochzeiten mehr anstehen, ist einfach des Lebens Lauf. In allen Familien ist es so, dass es Phasen gibt mit vielen Festlichkeiten und dann wieder festlose Zeiten. Auch ich feiere die Feste so wie sie kommen. Außerdem: Königshäuser sind immer für Überraschungen gut.
Rolf-Seelmann-Eggebert (81) berichtet seit Ende der 70er Jahre für die ARD über europäische Adelshäuser. Zuvor war er sieben Jahre Korrespondent in Afrika (Elfenbeinküste und Kenia), ehe er als Studioleiter nach London wechselte. Über die großen Königshäuser hat er mehrere Bücher verfasst und TV-Dokus produziert. Seelmann-Eggebert ist verheiratet, hat drei Kinder, lebt im Wendland und betreibt mit seinem Sohn Florian ein Film-Produktionsstudio in Hamburg.