Immer häufiger trifft man in der Öffentlichkeit, vor allem beim Einkaufen, Menschen, die Einweghandschuhe tragen. Damit versuchen sie sich vor einer Infektion mit dem Coronavirus zu schützen. Doch wie sinnvoll sind Einmalhandschuhe – geben sie vielleicht sogar ein Gefühl falscher Sicherheit oder können sie uns gar schaden? Wir haben alle Informationen und Expertenmeinungen zu Einweghandschuhen für euch.

Übertragung des Coronavirus über die Hände

Das Coronavirus wird im Wesentliche über die Tröpfcheninfektion übertragen, also durch Husten und Niesen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und das Robert Koch Institut (RKI) geben bekannt, dass auch eine indirekte Übertragung des Coronavirus zu bedenken ist. Das heißt, sich mit dem Virus über eine Schmierinfektion anzustecken, ist nicht gänzlich ausgeschlossen. Das könnte passieren, wenn Erreger, die sich auf den Händen befinden, an die Schleimhäute der Nase, des Mundes oder der Augen gelangen. Dort können sie in den Körper eindringen und eine Infektion auslösen.

Arzt kritisiert das Tragen von Handschuhen in der Öffentlichkeit

Nicht wenige ziehen sich zurzeit aus Angst vor einer Infektion mit dem Coronavirus Einweghandschuhe über. Doch erst kürzlich kritisierte ein Arzt dieses Vorgehen scharf. Folgendes schrieb der Allgemeinmediziner, Marc Hanefeld, dazu auf Twitter:
„Hört auf, medizinische Handschuhe in der Öffentlichkeit zu tragen. Das ist eine hygienische Sauerei großen Ausmaßes“, twittert der Mediziner. Die Nachricht des Arztes verbreitet sich schnell. Doch warum rät Hanefeld vom Tragen der Handschuhe ab?

Einweghandschuhe bieten kaum einen Nutzen oder Schutz vor Corona

Derzeit empfehlen weder das RKI noch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Einmalhandschuhe zu tragen. Auch Prof. Janne Vehreschild vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI) erachtet Handschuhe zum Schutz vor einer Corona-Infektion nicht als sinnvoll. Denn Einmalhandschuhe aus Latex oder Nitrilkautschuk schützen ihre Träger kaum vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus Sars-CoV2. So ein Handschuh sei nicht hundertprozentig dicht und nehme außerdem alles auf, was man berühre – etwa von Türklinken oder Einkaufswagen. „Er bietet damit kaum einen Vorteil.“

Falsche Sicherheit durch Einweghandschuhe?

Ein kurzes Video des WDR verdeutlicht gut, warum Einmalhandschuhe ein Gefühl falscher Sicherheit vermitteln können. Gerade wenn man sich mit den Handschuhen geschützt fühlt, läuft man Gefahr Flächen mit Viren eher zu berühren und sich dann versehentlich ins Gesicht zu fassen. Doch auch für die Menschen um uns herum steigt das Risiko, denn mit den Handschuhen gibt man Viren genau so leicht weiter.
Auch der Mediziner Marc Hanefeld betont auf Twitter die Gefahr einer erhöhten Infektionsrate. „Im medizinischen Alltag sind sie zur Reduktion größerer Verunreinigungen, zum Beispiel durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten gedacht.“ Vor und nach dem Gebrauch sei eine gründliche Desinfektion der Hände notwendig, was „Nicht-Profis“ wohl zu 99 Prozent falsch machen, schätzt der Arzt. Zudem gebe Plastik viel mehr Keime an die Umgebung ab als die menschliche Haut.

Einmalhandschuhe: Was du unbedingt wissen und vermeiden solltest

Ob Handschuhe nun einen eingeschränkten Nutzen gegen Infektionen haben oder nicht, klar ist in jedem Fall, wenn man sie falsch verwendet, können sie sogar schaden. Deshalb solltest du auf folgendes achten:
  • Einmalhandschuhe sollte man nicht über eine längere Zeit tragen, etwa bei Spaziergängen oder Radtouren
  • Starkes Schwitzen unter den Handschuhen, das mit der Zeit unvermeidbar wird, ist für die Hautflora auf Dauer nicht gut. Ausgetrocknete Haut oder Allergien können die Folge sein
  • Trägt man die Handschuhe länger, sammeln sich dort viele Keime
  • Werden die Handschuhe falsch ausgezogen, läuft man Gefahr, mit den darauf gesammelten Erregern eher in Kontakt zu kommen
  • Auch Mediziner tragen niemals den ganzen Tag das gleiche Paar Handschuhe, sondern wechseln sie ständig

Wie Handschuhe richtig angewendet werden können

Prof. Janne Vehreschild sagt jedoch auch, dass Einmalhandschuhe richtig angewendet nicht vollkommen nutzlos sind. „Wenn Sie Handschuhe in die Hosentasche stecken, und sie zum Beispiel speziell zum Einkauf anziehen, und nach dem Verstauen der Lebensmittel und dem Wegbringen des Einkaufswagens wegwerfen“. Damit senke man das Risiko einer Infektion möglicherweise ein bisschen. Wer unsicher ist, könne vorher aber auch den Griff des Einkaufswagens desinfizieren oder danach die Hände reinigen.

Richtige Hygiene: Händewaschen löst Coronaviren gut ab

Als am Donnerstag in Düsseldorf Zwischenergebnisse einer Corona-Feldstudie vorgestellt wurden, hob der Infektionsschutzexperte Martin Exner noch einmal die Bedeutung von Hygienemaßnahmen im Kampf gegen Corona hervor. Gründliches Waschen der Hände mit Seife löse die Viren gut ab und könne sie „inaktivieren.“ Es klinge banal, sei aber wichtig, solche Hygiene-Maßnahmen zu trainieren.
Der wichtigste Rat ist zudem, sich draußen oder beim Einkaufen nicht mit der Hand an die Nase, den Mund oder in die Augen zu fassen. Bei der Rückkehr nach Hause wäscht man sich dann gründlich die Hände – das RKI empfiehlt mindestens 20 Sekunden lang. Durch diese Dauer ließe sich die Zahl der Keime an den Händen extrem reduzieren.