Das war abzusehen, allein schon wegen der gestiegenen Einwohnerzahlen.“ Mit diesen Worten kommentierte Bürgermeister Kornelius Bamberger das Ergebnis eines Gutachtens, das jetzt im Gemeinderat vorgestellt wurde. Sein Inhalt: Die Stadt braucht einen neuen Kindergarten. Empfohlen wird ein Neubau für drei Kindergartengruppen (drei bis unter sechs Jahre) und für eine Krippengruppe (ein bis unter drei Jahre). Das Gutachten, das vom Stuttgarter Beratungsunternehmen „PAN GEO“ erstellt wurde, schlägt zudem vor, die Kindertagespflege auszubauen.
Das Unternehmen war von der Stadt beauftragt worden, die Prognosen für die Betreuung bis ins Jahr 2027 zu erstellen. Bis dahin wird in Bönnigheim mit rund 103 zusätzlichen Kindern bis sechs Jahren zu rechnen sein. Dafür aber gibt es „augenblicklich keine Kapazitäten“, so Klaus Walz, der Leiter des Fachbereichs Innere Dienste in der Stadt. Die städtischen Betreuungseinrichtungen seien belegt, und auf einer internen Warteliste stehen bereits 15 Kinder für das kommende Kindergartenjahr 2019.
Relativ bald notwendig
Der neue Kindergarten werde „relativ bald“ nötig werden, stellte Bürgermeister Bamberger im Gespräch mit der BZ fest. Sein Platz dürfte im nächsten Bauabschnitt des Schlossfeldes sein, nahe der bestehenden Kita. Dort sei zum einen genügend Fläche in städtischer Hand vorhanden und zum anderen auch künftig mit dem höchsten Zuwachs an Kindern zu rechnen ist, so Klaus Walz.
Die neue Betreuungseinrichtung soll nicht als bloßes Kinderhaus, sondern als multifunktionaler Neubau realisiert werden. Mit Konzeption und Planung sollte laut dem Gutachten sofort begonnen werden. Als Kosten für den Neubau werden für die Kinderbetreuung rund drei Millionen Euro netto grob veranschlagt. Hierin sind die Kosten ergänzender Nutzungen nicht enthalten. Denn auch ein Kinder- und Familienzentrum sollte nach den Vorstellungen der Stadt dort Platz finden.
Bis zur Fertigstellung und Inbetriebnahme des Neubaus plädiert das Gutachten für Container als Zwischenlösung am Standort Schlossfeld, die schon ab Mitte 2019 bereitgestellt werden könnten. Darüber hinaus empfiehlt „PAN GEO“ auch einen Ausbau der häuslichen Kindertagespflege, die über zusätzliche attraktive städtische Bonusprogramme gezielt gefördert werden sollte.
Die Kindertagespflege ergänze das Angebot von Kitas und sei eine vollwertige Betreuungsalternative für Krippenkinder bis unter drei Jahren, so Walz zum Ergebnis des Gutachtens. Die Tagespflegepersonen müssen sich über verschiedene Fachkurse und -seminare qualifizieren, so dass die Betreuungsqualität in der Kindertagespflege gewährleistet sei.
Aktuell wird lediglich ein Bönnigheimer Kind von einer Bönnigheimer Tagespflegerin betreut, was im Vergleich im Landkreis Ludwigsburg deutlich unterdurchschnittlich sei. Durch den Ausbau der häuslichen Kindertagespflege, so „PAN GEO“, werde nicht nur der städtische Haushalt entlastet, sondern auch dringend gesuchtes neues Personal für die Kinderbetreuung gewonnen.
Mehr Personal erforderlich
Denn weitere Investitionen in das Personal seien erforderlich, um auch künftig die Betreuungsqualität stärken zu können. Der künftige Betreuungsaufwand wird infolge steigender Kinderzahlen (darunter auch zunehmend Kinder mit erhöhtem Betreuungsaufwand) und längeren gewünschten Betreuungszeiten nur mit zusätzlichem Personal zu stemmen sein, stellt das Gutachten fest.
Schon heute arbeiten die Erzieherinnen, insbesondere bei krankheitsbedingten Ausfällen (wie durch die jüngste Grippewelle), am Limit. Daher sollte der Personalstand gehalten und Maßnahmen zur Personalbindung, beispielsweise ein Bonusprogramm, ausgebaut und Personalrekrutierung weiter forciert werden.
Gleichmäßige Verteilung
Um ausländische Kinder besser im Ort integrieren zu können, empfiehlt das Beratungsunternehmen „PAN GEO“, die Kinder nach Alter und Herkunft gleichmäßig auf alle Bönnigheimer Kitas und deren Gruppen zu verteilen, auch wenn dies mit Härten (beispielsweise längeren Wegen) verbunden sei. In seinem Gutachten über die Kinderbetreuung schreibt das Beratungsunternehmen, dass „das Gemeinschaftsinteresse der Stadt Bönnigheim auf eine integrationsfördernde Kinderbetreuung höher zu gewichten ist als Einzelinteressen von Eltern“. Die Kindertagespflege könne insbesondere für Migrantinnen als „Integrationsbeschleuniger“ dienen, heißt es weiter. sol