Eine Welt ohne Masern – das ist das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Auch Jens Spahn (CDU) will das Virus ausrotten. „Masernschutz ist aktiver Kinderschutz“, sagte der Gesundheitsminister vor der Verabschiedung des Masernschutzgesetzes am Donnerstag im Bundestag. Man wolle die Jüngsten „vor einer unnötigen Erkrankung“ schützen.
Das Gesetz gilt vom 1. März 2020 an. Bevor Kinder in eine Kindertageseinrichtung, einen Hort oder eine Schule aufgenommen werden können, müssen Eltern nachweisen, dass ihr Nachwuchs gegen Masern geimpft ist.
Impfverweigerern droht ein Bußgeld von bis zu 2500 Euro. Aufgrund der Schulpflicht können Kinder nicht aus der Schule ausgeschlossen werden – wohl aber vom Besuch einer Kita. Für Kinder, die bereits in eine Kita oder die Schule gehen, gibt es eine Übergangsfrist. Ihre Eltern müssen den Impfnachweis bis zum 31. Juli 2021 vorlegen.

72 Todesfälle in Europa

Die Impfpflicht gilt auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kitas, Schulen, Arztpraxen, Krankenhäusern und Asylunterkünften. Auch die Bewohner der Gemeinschaftsunterkünfte müssen in Zukunft gegen Masern geimpft sein. Wer den Impfstoff nicht verträgt, ist von der Impfpflicht ausgenommen.
Derzeit haben 97 Prozent der Schulanfänger die erste Masernimpfung bekommen. Bei der entscheidenden zweiten Impfung sind es aber nur 93 Prozent. Das zeigen Zahlen des Robert Koch-Instituts. Um das lebensgefährliche Virus auszurotten, ist Wissenschaftlern zufolge eine Impfquote von 95 Prozent nötig.

Mehrheit der Deutschen für Impfpflicht

Bei Erwachsenen in Deutschland wird dieses Ziel noch deutlicher verfehlt, ebenso in vielen anderen europäischen Ländern. 2018 starben nach Angaben der WHO 72 Menschen in Europa an Masern. Für Säuglinge ist die Krankheit besonders gefährlich. Eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zeigt, dass 73 Prozent der Deutschen für eine Impfpflicht bei Kindern und Mitarbeitern in Kitas und Schulen sind.
Den Kita-Mitarbeitern verlange das Gesetz zusätzliche Arbeit ab, sagte Andrew Ullmann (FDP) in der abschließenden Bundestagsdebatte am Donnerstag. Die großen Impflücken bei Erwachsenen von 20 bis 50 Jahren würden nicht adressiert, kritisierte Kordula Schulz-Asche (Grüne). Gesine Lötzsch (Linke) bezeichnete das Impfen als „Akt der Solidarität“. Sie forderte mehr Investitionen in die öffentliche Gesundheit. Detlev Spangenberg (AfD) lehnte es ab, Menschen zu Impfungen zu zwingen. Union, SPD und FDP stimmten für das Schutzgesetz, die AfD dagegen. Grüne und Linke enthielten sich.