Als guten Einstieg in die Kommunalpolitik bezeichnet August Schirle einen Posten beim „kleinen Bruder“ des Gemeinderats, dem Ortschaftsrat. Dieses Gremium hat Schirle bereits zum zweiten Mal zum Ortsvorsteher und damit auch zum Vorsitzenden des Ortschaftsrats gewählt.

Herr Schirle, wie sehen die Aufgaben eines Ortschaftsrates aus?

August Schirle: Der Ortschaftsrat kümmert sich speziell um die Belange seiner ehemaligen Gemeinde und deren Ortschaftsteile. Er wird in Vorgespräche, beispielsweise bei einem Neubaugebiet, eingebunden und trägt Vorschläge an den Gemeinderat heran. Der Ortschaftsrat fasst zudem Beschlüsse, die allerdings noch vom Gemeinderat abgesegnet werden müssen. Der Ortsvorsteher überbringt Nachrichten.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat aus?

Die ist sehr gut. Ich denke, es ist wichtig, dass ich auch diesem Gremium angehöre. Empfehlungen des Ortschaftsrates werden gerne angenommen. Fast alle Beschlüsse wurden in der gewünschten Form vom Gemeinderat abgesegnet. Allerdings gibt es aus finanziellen Gründen manchmal auch unterschiedliche Auffassungen von der Realisierung. Die Anregung für Schlotfeld kam beispielsweise vom Ortschaftsrat. Es gibt nämlich eine sehr große Nachfrage nach Bauplätzen in Weipertshofen und deshalb brauchen wir dieses Neubaugebiet. Mit dem Bauen in Schlotfeld II wird eventuell schon im Herbst dieses Jahres begonnen.
Am Reiglersbachsee kann vor Juni wohl nicht gebadet werden
Badesee bei Stimpfach
Am Reiglersbachsee kann vor Juni wohl nicht gebadet werden
Stimpfach

Was steht in diesem Jahr noch alles an?

Insbesondere für die nächste Generation der Weipertshofener wollen wir weiter wachsen. Am Herzen liegt mir, dass das Dorfgemeinschaftshaus zukünftig ein anderes Bild abgibt. Es ist inzwischen in die Jahre gekommen und könnte zumindest innen einen neuen Anstrich vertragen. Auch der Kindergarten soll im Außenbereich mit neuen Spielgeräten noch attraktiver werden. Das Feuerwehrmagazin braucht dringend einen Anbau, aktuell ist nicht einmal genügend Platz für die 28 Feuerwehrleute zum Umkleiden. Dieses Projekt werden wir allerdings erst in Angriff nehmen, wenn das neue Feuerwehrmagazin in Stimpfach gebaut ist.

Neue Baugebiete schaffen auch neue Herausforderungen ...

Es gibt mehr Verkehr, den es zu regeln gilt. Zudem versuchen wir, die Menschen aus den Neubaugebieten ins Dorfleben schnell einzubinden. Mit der neuen Siedlung im Hinterkopf muss man sicherlich auch über eine Erweiterung des Kindergartens nachdenken. Und mit der Zunahme der Bevölkerung sollte auch die Infrastruktur wachsen, ideal für uns wäre beispielsweise eine Bäckerei.

Der Reiglersbachsee muss alle paar Jahre abgelassen und entschlammt werden. Dies ist im Oktober 2019 geschehen. Dabei gab es aber größere Probleme …

Der Stausee wurde 19 Jahre nicht mehr abgelassen und deshalb hat sich vor allem am Auslauf viel Schlamm angesammelt. So waren beim Ablassen des Wassers die Fische überwiegend in einer Senke in der Mitte des Sees gefangen und wir konnten sie nicht einfach am Auslauf abfischen. Deshalb mussten wir die Fische einzeln abkäschern, was aber nur teilweise gelang, da viele Fische bereits im Schlamm feststeckten. Ohne die tolle Unterstützung durch den Angelsportverein Jagstheim wäre die Zahl an toten Fischen sicherlich noch viel größer gewesen. Als wir am nächsten Tag wieder etwas Wasser angestaut hatten, hat es einige Hundert Fische an das Seeufer gespült, die bereits verendet waren. Das war rund ein Viertel des Besatzes und natürlich sehr traurig. Dennoch bin ich der Meinung, wir haben alles richtig gemacht.
Stimpfacher Gemeinderat streitet sich mit Ortschaftsrat
Baugebiet in Weipertshofen
Stimpfacher Gemeinderat streitet sich mit Ortschaftsrat
Stimpfach

Was kann man dennoch daraus lernen?

Damit sich so etwas nicht wiederholt, dürfen wir nicht mehr so lange warten bis zur nächsten Entlandung. In Planung ist deshalb ein zweiter Damm im hinteren Drittel des Sees. So haben wir die Möglichkeit, immer nur einen Teil abzulassen.

Warum sind Sie Ortsvorsteher geworden?

Ich war früher stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei einer großen Baufirma in der ­Region. Ich habe mich schon immer in das Gemeindeleben von Weipertshofen eingebracht und als Ortsvorsteher kann ich dies noch besser. Ich sehe mich als einen sehr ausgleichenden Typ. Dies ist äußerst wichtig bei diesem Posten. Viele Menschen kommen mit ihren Sorgen und Nöten zu mir und da bin ich oft als Vermittler gefragt. Wir haben allerdings eine ganz tolle Dorfgemeinschaft und das macht es mir leicht. Wenn wir beispielsweise Feste organisieren oder Helfer für den Umzug beim Crailsheimer Volksfest suchen, brauche ich wirklich nie zu betteln, um welche zu finden.

Was trägt Weipertshofen zum Leitbild „Stimpfach 2030“ bei?

Momentan erkunden wir gemeindliche Flächen, auf denen zukünftig Blühstreifen entstehen könnten. Zur Ergänzung ist zudem der Bau eines Insektenhotels vorgesehen. Außerdem wollen wir Ruhebänke an markanten Stellen wie Aussichtspunkten oder in der Nähe des Fluggeländes aufstellen.

Einige Gemeinden im Landkreis haben die unechte Teilortswahl in den letzten Jahren abgeschafft. Wie stehen Sie dazu als Gemeinderat von Stimpfach, wo es diese Form der Wahl noch gibt?

Man sollte es lassen, wie es ist. Es hat sich bewährt.

Örtliche Bedürfnisse berücksichtigen

In Weipertshofen setzt sich der Ortschaftsrat aus sechs Räten sowie Ortsvorsteher August Schirle zusammen. Neben Roland Opferkuch, Steffen Bleher und Markus Schlegel sind dies die im Mai vergangenen Jahres neu gewählten Dr. Amalie Facher, Martin Munzinger und Manja Holl.
Der Ortschaftsrat soll die Mitwirkung der Bürger bei der Erledigung von Gemeindeaufgaben in den Ortschaften fördern. Er soll darauf hinwirken, dass die unterschiedlichen örtlichen Bedürfnisse angemessen berücksichtigt werden. rama