Blitze, Donner, kreisende Scheinwerfer, wuchtige Trommelschläge – aus dichten Nebel-Wolken ziehen acht Sänger in Mönchskutten auf die Bühne. Mit viel Hall schwillt ihr prächtiger Gesang in der Eigenkomposition „Masters of Chant“ auf Kathedral-Format an: Gregorian, the Masters of Chant, auf großer „Final Chapter Tour“ durch Europa.
Ihr Markenzeichen: gregorianischer Gesang mit Pop, Pathos und Rock, spektakulär präsentiert in bombastischen Shows mit Licht-, Laser- und Pyro-Effekten. Und jetzt nach 17 Jahren das Ende? Zumindest vorerst.
Vor nur 800 Zuhörern, darunter vereinzelt Gothic-Fans und Kuttenträger, schlugen die Sänger im Mönchs-Habit in der Neu-Ulmer Ratiopharm-Arena das letzte Kapitel ihrer Erfolgsgeschichte auf. Mehr als zehn Millionen verkaufte Alben, 20 Gold- und Platinauszeichnungen, Tourneen vor 2,5 Millionen Fans zwischen Europa und Japan machen Gregorian zu einem der erfolgreichsten deutschen Acts weltweit.
Auch mal nahe am Kitsch
Würdevoll in synchronen Choreografien wandelnd, entführen die acht klassisch ausgebildeten Sänger aus England und USA, die sich als brillante Leadsänger wie auch in deutschsprachiger Moderation abwechseln, mit „Stay“, „Shout“ oder im AC/DC-Hit „Hells Bells“ mit Glocken- und Orgelklang in ihr Musik-Universum.
Mal mit Gänsehaut-Faktor, mal nahe am Kitsch inszeniert – etwa bei „Engel“ von Rammstein mit Sarah Brightmans Schwester Amelia als Engelsgestalt mit großen Flügeln und glockenreiner Stimme. Eine Offenbarung ist der 21-jährige Rumäne Narcis Iustin Ianau. der in Seals „Kiss From a Rose“ und in „Gloria“ bis in Sopranhöhen singt: ein phänomenaler Countertenor.
Der deutsche Produzent Frank Peterson hatte 1999 die Idee für das Pop-Crossover-Projekt. Mit deutschen Musikern ist auch die erstklassige Vier-Mann-Band besetzt, darunter der Ulmer Harry Reischmann. Seit sechs Jahren tourt der 39-jährige Schlagzeuger mit Gregorian. Heiß erwartet wirbelte er beim Showdown zu „World Without End“ akrobatisch seine brennenden Sticks und schluckte Feuer, um es in hohen Stößen auszuspeien.
Beim Herzschlag-Finale suchten die Kuttenträger das Bad in der Menge. A-cappella, unplugged, direkt unter den begeisterten Fans bei „Gute Nacht Freunde“. Mehrfach riss nach „Time to Say Goodbye“ der üppige Zugaben-Teil mit Feuerregen, Seifenblasen und Luftschlangen das Publikum zu Standing Ovations hin. Und „Sky and Sands“ mit den tanzenden „Mönchen“ war ein Bild für die Götter. Christa Kanand