Am Donnerstag war großer Betonier-Tag. Arbeiter haben mit Hilfe einer großen Pumpe 600 Kubikmeter Beton in die Schalung für das Fundament der neuen Windkraftanlage bei Berghülen gefüllt. Neben dem Beton sorgt ein Geflecht aus Baustahl, insgesamt 75 Tonnen schwer, dafür, dass das Windrad später sicher steht. Mit einer Nabenhöhe von 141 Metern und einem Rotordurchmesser von 117 Metern wird es deutlich größer als die fünf Räder, die sich bisher im Vorranggebiet zwischen Wennenden und Berghülen drehen. Rolf Böhringer, dessen Alb-Naturenergie GmbH die Anlage projektiert hat und sie nachher auch betreuen wird, macht die neue Dimension noch mit einer anderen Zahl deutlich: Die so genannte „rotorüberstrichene Fläche“ beträgt 10 800 Quadratmeter, bei den benachbarten Windrädern der ENBW ist die Fläche knapp 5400 Quadratmeter groß.
„Wir sind hier in einem Schwachwindgebiet“, sagt Böhringer, der mit seinem Unternehmen schon zwei Anlagen in Westerheim und eine Anlage in Böhmenkirch im Kreis Göppingen verwirklicht hat. Obwohl die Einspeisevergütung mit 7,68 Cent pro Kilowattstunde nicht sehr üppig ist, gibt sich Böhringer vom Erfolg der 4,6 Millionen Euro teuren Windkraftanlage überzeugt. Er ist nicht allein: An der für den Bau der Anlage neu gegründeten Gesellschaft „Energiepark Alöb-Donau“ sind 19 Bürger und die Bürgerenergiegenossenschaft Berghülen beteiligt.
Rolf Böhringer zeigte sich erleichtert als der Beton floss: „Damit läuft alles vom Stapel.“ Er berichtet von vier Jahren Planungszeit, zu der auch archäologische und vor allem geologische Untersuchungen zählten. Nicht nur der Untergrund des Fundaments wurde untersucht, sondern auch die Flächen für die Baustelleneinrichtung. Zum Aufstellen des Turms und der Rotoren wird ein 400-Tonnen-Kran benötigt, und auch der muss sicher stehen. „Hier gibt’s überall Dolinen und unter uns liegt vielleicht die Blautopfhöhle“, sagt Böhringer. Doch die Geologen seien auf keine Hohlräume gestoßen.
Für den Transport der großen Teile wurden bereits Feldwege mit Schotter verbreitert, auch die Fläche vor der Baustelle wurde wegen der großen Fahrzeuge geschottert. Das meiste werde nach Abschluss der Arbeiten wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt, verspricht Böhringer. Am Fuß der Windkraftanlage bleibt aber Schotter. Böhringer folgt damit einem Hinweis von Vogelschützern, die darauf Wert legen, dort keine Grünfläche anzulegen. Sonst bestünde die Gefahr, dass sich dort Mäuse ansiedeln und Raubvögel anlocken. Böhringer verweist auch auf die freiwillige Selbstverpflichtung, den Rotor abzuschalten, wenn Landwirte in einem Umkreis von 100 Metern Bodenarbeiten durchführen. Denn dabei kommen Kleintiere zum Vorschein, die Vögeln als Beute dienen. Durch die Abschaltung soll vermieden werden, dass jagende Vögel in den Rotor geraten.
Schafspferch und Blumenwiese
Als ökologische Maßnahme sind in der Umgebung zehn „Lerchenfenster“ in landwirtschaftlich genutzten Flächen geplant, außerdem ein Schafspferch und eine Blumenwiese. „Das ist in der Genehmigung detailliert geschildert“, berichtet Böhringer.
Nach dem Zeitplan soll sich das Windrad im November zum ersten Mal drehen. „Wir gehen noch dieses Jahr ans Netz“, ist sich der Geschäftsführer der Alb-Naturenergie sicher. Er ist froh, alles noch rechtzeitig auf den Weg gebracht zu haben. Denn seit dem 1. Januar 2017 dürfen neue Windräder nur noch dann geplant werden, wenn der Betreiber beim Ausschreibungsverfahren der Bundesnetzagentur einen Zuschlag erhalten hat. Wie Rolf Böhringer berichtet, ist bei der jüngsten Ausschreibung kein einziger Antragsteller aus Baden-Württemberg zum Zuge gekommen.