Sie rechnen mit ganz viel Spaß und einer tollen Kameradschaft. Aber auch mit Schweiß, Muskelkater und schmerzenden Hinterteilen: Sieben mehr oder minder gut trainierte Hobbyradler aus Wain brechen am Freitag, 8. September, nach Arriach ins schöne Kärnten auf. Exakt 514 Kilometer laut Navi wollen die Männer in acht Einzeletappen meistern. „Wenn wir uns verfahren, werden es mehr. Oder, wenn wir  für einen schönes Gasthaus einen Umweg in Kauf nehmen“, sagt Bürgermeister Christian Schlenk lachend. Wie viele Höhenmeter zu bewältigen sind, das haben sich die Freunde lieber nicht schwarz auf weiß ausdrucken lassen. Und der, der es weiß, Chef-Organisator Gunther Albrecht, geht damit nicht hausieren. Der 54-Jährige ist die Strecke vor Jahren schon zweimal abgefahren.  Ihre Tücken sind ihm bekannt.
Die große Radtour hat ihren Grund. Seit 45 Jahren sind die Gemeinden Wain und Arriach freundschaftlich verbunden. Alle fünf Jahre wird die Partnerschaft in größerem Rahmen gefeiert: in den ungeraden Jahren  in Arriach, in den geraden in Wain. Jetzt haben also die Arriacher ihre schwäbischen Freunde eingeladen, die wie immer mit dem Bus anreisen. Rund 100 wollen mit.

Kein E-Bike

Die Idee, das Fest-Wochenende mit einer sportliche Auszeit zu verbinden, kam von Gunther Albrecht. Sein Freund Christian Schlenk, der Wainer Alt-Bürgermeister, fand den Vorschlag klasse. „Ich war sofort dabei.“ Nach einer Ausschreibung im Amtsblatt im April sagten weitere fünf Männer zu: Karl Heber, Richard Kobler, Uli Böhringer und Wolfgang Kromer. Der Jüngste ist 49, der Älteste 66 Jahre alt. Allerdings könnte der Altersschnitt noch gesenkt werden. Denn auch dem Bürgermeister jucke es„ganz gewaltig“, erzählt Albrecht. Bislang hindern Stephan Mantz terminliche Schwierigkeiten. „Wenn er es hinkriegt, nehmen wir ihn natürlich noch gern mit“, versichern die beiden. Alle wollen bei der Tour ausschließlich die eigene Muskelkraft beanspruchen. Keiner fährt ein E-Bike, dafür jeder nur mit leichtem Gepäck. Ein Begleitfahrzeug gibt es nicht. „Wir müssen alles selber schleifen“, sagt Schlenk.
Seit dem Frühjahr trainiert die Gruppe alle 14 Tage für den Ausflug. Drei größere Tagestripps mit je 60 Kilometer waren dabei. Albrecht hat die Acht-Tage-Tour minütiös geplant. Bei 80 Kilometern und fünf Fahrstunden pro Tag liegt die absolute Obergrenze. Geplant sei ein Schnitt von 15 Stundenkilometern. „Das ist bequem, auch für Hobbyradler.“ Jeder solle gut mithalten können. Gleichwohl wird es ohne Anstrengung nicht gehen. „Es kommen schon ein paar markige Buckel“, sagt Albrecht und denkt an den Ehrwaldsattel oder den Brennerpass. Auf der alten Brennerstraße geht es zum Beispiel 35 Kilometer lang bergauf. „Da hat am Abend dann jeder steinharte Oberschenkel“, schwört er die Truppe schon einmal ein. Doch: Je steiler die Berge, desto kürzer die Tagesetappen. Dann ist schon nach 50 Kilometern Schluss. „Wir plagen uns da nicht über Gebühr. Dann wird halt mal abgestiegen und geschoben“, gibt Schlenk das Motto vor. Er hat für die Gruppe die Quartiere gebucht. Übernachtet wird in Gasthöfen und Pensionen. Nur einmal bezieht die Clique ein ganz nobles Haus in den Dolomiten, im Pustertal. Dort können die geschundenen Muskeln mit Wellness und Massagen verwöhnt werden.

Spaß und Besichtigungen

Überhaupt soll der Spaß ja nicht zu kurz kommen. Es gibt ein kleines Besichtigungsprogramm und vor 9 Uhr morgens geht es grundsätzlich nicht los. „Und wenn uns ein schöner Biergarten anlacht, dann lassen wir uns auch von einem spontanen Frühschoppen nicht abhalten“, sagt Schlenk und geht darin einig mit seinen Kameraden. Jetzt hoffen alle auf akzeptables Wetter. Möglichen Pannen sehen Albrecht und Schlenk recht gelassen entgegen. „Wir haben mit Karl Heber einen grandiosen Bastler dabei.“
Für die Tour haben sich die Männer eigens einheitliche Trikots anfertigen lassen. „Tour de Arriach“ steht in großen Lettern auf der Vorderseite. Und hinten: „Die Wainer kommen“.

Die Route zum Partnerschafts-Jubiläum

Partnerschaft  Die gemeinsamen Wurzeln der Gemeinden Wain und Arriach reichen bis ins 17. Jahrhundert. Im Zusammenhang mit der Gegenreformation in Österreich mussten viele Arriacher Familien vom Jahr 1650 an um ihres lutherischen Glaubens willen ihre Heimat verlassen. Sie wurden  von der freien Reichsstadt Ulm vor allem in Wain angesiedelt, das damals zur Ulmer Herrschaft gehörte. Am 7. Juli 1972 unterzeichneten die  Bürgermeister Walter, Wain, und Kohlweiß, Arriach, die Partnerschaftsurkunden. Seither wird die Freundschaft durch viele Begegnungen  auch zwischen Vereinen und Privatleuten gepflegt.
Radtour Start am Freitag, 8. September, in Wain. Geplante Ankunft in Arriach  am Freitag, 15. September, nachmittags. Tag 1: Wain über Ottobeuren bis Unterthingau, ca. 78 Kilometer. Tag 2: Unterthingau über Füssen, Reute bis Bichlbach, ca. 66 Kilometer. Tag 3: Bichlbach über Lermoos, Inzing nach Zirl, ca. 58 Kilometer. Tag 4: Zirl über Brennerpass bis Sterzing ca. 65 Kilometer. Tag 5: Sterzing über Bruneck nach Valdaora di Mezzo (Mittelorang), ca. 72 Kilometer. Tag 6: Mittelorang über Mittewald nach Lienz, ca: 72 Kilometer. Tag 7: Lienz über Dellach nach Spittal, ca. 83 Kilometer. Tag 8: Spittal über Millstadt nach Arriach, ca. 45 km.