Die Bahnstrecke von Ulm nach Friedrichshafen, genannt „Südbahn“, wurde bereits zwischen 1846 und 1850 errichtet und von 1905 bis 1913 zweigleisig ausgebaut. Es war die erste Schienenstrecke, die Städte am Bodensee mit den oberschwäbischen Zentren Ravensburg, Biberach und Ulm verband. Jetzt soll die Strecke erneut ausgebaut – und vor allem elektrifiziert werden.
Die Deutsche Bahn verspricht sich davon „eine Verbesserung der Anbindung des Bodenseeraumes und Oberschwabens an das nationale und internationale Schienenstreckennetz“, heißt es in der Pressemitteilung. Außerdem sollen so Impulse für einen umweltfreundlichen Tourismus gesetzt werden.
Gab es Anfang diesen Jahres schon die ersten Vorbereitungen für das Großprojekt, beginnt nun die heiße Phase, die auch einige Unannehmlichkeiten für Reisende mit sich bringt. Um einen reibungslosen Ablauf der Bauarbeiten zu garantieren, sind Streckensperrungen nötig. Mit Beginn der Bauarbeiten wird es im Bauabschnitt Ulm – Laupheim West vom 10. September bis 21.Dezember zu einer Vollsperrung kommen. Es sollen drei Stützwände erneuert und die Oberleitung gebaut werden. Außerdem wird in diesem Zeitraum die Brücke an der Benzstraße im Ulmer Donautal neu gebaut. Reisende werden sich mit dem Schienenersatzverkehr arrangieren müssen.
Die IRE-Züge aus Stuttgart werden über Ulm nach Neu-Ulm weitergeleitet. RB-Züge aus Stuttgart enden fahrplanmäßig am Ulmer Hauptbahnhof. Am Neu-Ulmer Omnibusbahnhof fahren von 6 bis 22 Uhr alle 30 Minuten die Express-Busse des Schienenersatzverkehrs nach Laupheim-Stadt und -West. Zudem starten SEV-Busse an der Ulmer Haltestelle Schillerstraße mit Stopps im Donautal/Erbacher Straße und am Erbacher Bahnhof bis Laupheim-Stadt und -West. Zwischen Laupheim-West und Lindau fahren die RE-Züge im gewohnten Stundentakt.

Bahn verspricht kleinstmöglichen Zeitverlust

Oliver Mayer, Teilnetzmanager bei der Deutschen Bahn und unter anderem zuständig für  den Ersatzfahrplan während der Vollsperrung, verspricht sich von dem ausgearbeiteten System den kleinstmöglichen Zeitverlust für Reisende. „Natürlich ist die Fahrt mit dem Zug schneller als mit dem Bus, aber die Zeitverluste werden in den meisten Fällen nicht mehr als 35 Minuten betragen.“ Bei Fernverbindungen werde etwa mit einer Stunde Verzögerung gerechnet.
An Samstagen, Sonn- und Feiertagen wird bis zum 21. Oktober die Möglichkeit bestehen, sein Fahrrad mitzunehmen. Ermöglichen soll das ein Begleitfahrzeug. An den Umsteigepunkten in Ulm, Neu-Ulm und Laupheim-West sollen Ansprechpersonen eingesetzt werden, deren Hilfe Reisende in Anspruch nehmen können. Im Bauabschnitt Laupheim West – Aulendorf werden dieses Jahr noch Rodungs- und Tiefbauarbeiten durchgeführt. Außerdem beginnt der Bau der „Eselsbergbrücke“. In den Bauabschnitten Aulendorf – Friedrichshafen und Friedrichshafen – Lindau soll es 2018 keine Bauarbeiten geben.

Die Elektrifizierung der Südbahn auf einen Blick

Zeitplan Am 23. März 2018 fand bei Niederbiegen (Baienfurt) der Spatenstich für die Elektrifizierung der Südbahn statt. Die Bauarbeiten werden in vier Bauabschnitten durchgeführt: Ulm – Laupheim-West, Laupheim-West – Aulendorf, Aulendorf – Friedrichshafen und Friedrichshafen – Lindau.   Für die Elektrifizierung werden etwa 4000 Masten errichtet und rund 250 Kilometer Oberleitung verlegt. Dabei werden auch Eisenbahn- und Straßenüberführungen angepasst und Arbeiten am Gleisoberbau durchgeführt. Insgesamt werden drei Straßenüberführungen, zwei Geh- und Radwegverbindungen und eine Eisenbahnüberführung neu gebaut. Die Kosten für die Elektrifizierung der Strecke werden voraussichtlich bei 290 Millionen Euro liegen.
Verbesserung Abgeschlossen werden die Arbeiten in allen vier Bauabschnitten voraussichtlich im Jahr 2021. Die Streckengeschwindigkeit wird an manchen Stellen von 140 auf 160 Stundenkilometer erhöht werden können.