Die 25. Ulmer Vesperkirche läuft jetzt in der dritten Woche. „Generell geben wir etwa fünf Prozent mehr Essen aus als in den Vorjahren“, sagt der geschäftsführende Pauluskirchenpfarrer Peter Heiter. Das heißt: Es kommen täglich etwa 20 Menschen mehr als 2019. Damals wurden pro Tag rund 473 Portionen gegessen.
„Den Spitzenwert bislang hatten wir am vergangenen Sonntag mit 615 Mittagessen“, berichtet Heiter. Da standen auf dem Speiseplan Maultaschensuppe, Schweinebraten mit Kümmelsoße, Apfelrotkohl, Spätzle und Eis zum Nachtisch. „Damit waren wir absolut an unserer Kapazitätsgrenze. Noch mehr können wir nicht stemmen, was die Organisation des Nachschubs angeht.“

Sturm Sabine hält nur wenige ab

Auch am Montag zählte die Vesperkirche trotz des Sturms Sabine 460 Besucher. Die Organisatoren hatten mit deutlich weniger gerechnet. „Und wir haben gehört, dass es einige regelmäßige Besucher bedauerten, nicht kommen zu können. Eine Frau meinte: ,Warum schickt Gott so einen Sturm, wo es doch mein Lieblingsessen gibt?“. Es gab paniertes Schnitzel mit Kartoffelsalat.
Was nicht signifikant zugenommen hat, sind die Tageseinnahmen. Laut Peter Heiter ist jeweils ungefähr die selbe Stumme in der Kasse wie in den Vorjahren: „Die Leute geben nicht mehr.“ Dabei hatten sich die Organisatoren vorgenommen, die Besucher dieses Jahr verstärkt darauf hinzuweisen, dass der Wert des Mittagsmenüs – mit Vor- und Hauptspeise, Nachtisch, kaltem Getränk, Kaffee und Kuchen – acht Euro beträgt. Der Grundbeitrag liegt nach wie vor bei 1,50 Euro für Bedürftige und 5 Euro für andere, die „gerne auch mehr geben können“.

„Die Leute sind nicht undankbar“

Pfarrer Heiter hat dafür eine Erklärung: „Das heißt nicht, dass die Leute undankbar sind. Vielmehr sind wohl viele Leute, die vom Essen in der Vesperkirche Gebrauch machen, tatsächlich schon an ihrem Limit. Oder dass diejenigen, die mehr spenden, schon immer sehr großzügig sind.“ Über den Stand auf den Spendenkonten hat er aktuell keinen Überblick. Aber zum Jahresende 2019 war dort ein „erhöhtes Spendenaufkommen“ zu verzeichnen. Damals war bekannt geworden, dass die EU-weite Neuregelung die bisherige Spenden-Praxis von Kirchen in Frage stellt, weil dafür ab 2021 Umsatzsteuer abgeführt werden muss.

Hoffen auf Kulanz beim Finanzamt

„Wir müssen sehen, was das letztlich für uns bedeutet. Noch ist nichts geklärt. Aber wir hoffen auf Kulanz beim Ulmer Finanzamt“, sagt Peter Heiter. Inzwischen sieht er die Sache mit Gottvertrauen: „Bei der Vesperkirche gibt es immer Probleme, und es findet sich immer eine Lösung.“
Dennoch sind 2020 außerplanmäßige Ausgaben angefallen: Eine Spülmaschine hat ihren Geist aufgegeben und musste ersetzt werden, für die Kaffeemaschine war eine aufwändige Wartung nötig.

Info Die Vesperkirche läuft noch bis Mittwoch, 19. Februar.