Sportler brauchen einen langen Atem, Sportvorstände oft noch mehr. Andreas Oettel jedenfalls ist als Vorsitzendem des Ulmer Basketballvereins BBU `01 die vergangenen fünf Jahre viel Ausdauer abverlangt worden. Doch der Einsatz hat sich gelohnt. Das unter dem Namen Orange Campus bekannte Projekt eines Nachwuchs- und Leistungszentrums ist in der Spur und wird umgesetzt. Oettel: „Das war nicht immer leicht, das hat ja jeder mitbekommen. Aber jetzt ziehen die Städte und der Verein an einem Strang.“
Tatsächlich ist die Idee mehr als fünf Jahre alt. Mittlerweile aber sind die Verträge unterzeichnet und notariell beurkundet. Am 7. November erfolgt der Spatenstich, wenn alles wie geplant läuft, dann sollte das Projekt auf dem Gelände des ehemaligen Donaufreibades im Frühsommer 2020 fertig sein. Generalunternehmer ist die Firma Matthäus Schmid aus Baltringen, die nach den Plänen von Scherr+Klimke baut. Oettel: „Das ist eine sehr gute Lösung. Ich bin froh, dass wir das regional regeln konnten.“
Im Grunde handelt es sich um zwei Projekte in einem. Mit der Besonderheit, dass es zwei Bauherren gibt und zwei voneinander getrennte Finanzierungen. Zum einen einen öffentlich bezuschussten sportlichen Bereich (14 000 Quadratmeter), den der Verein baut. Als Gegenstück gibt es einen rein wirtschaftlich-gewerblichen Bereich (4000 Quadratmeter), den die Orange Campus-GmbH betreibt und in den keine öffentlichen Gelder fließen.
Das hierfür aus dem Erbbaurecht herausgelöste kleinere Grundstück hat die GmbH zwischenzeitlich für 1,6 Millionen Euro von den Städten gekauft, wobei Ulm im Besitz von etwa drei Viertel und Neu-Ulm von einem Viertel der Fläche war. Finanziert wird dieser Bereich von den drei Volks- und Raiffeisenbanken Langenau, Laupheim-Illertal und Neu-Ulm, die jeweils knapp drei Millionen Euro beisteuern. Die restlichen zwei Millionen Euro werden aus Eigenkapital finanziert.
Auch der Bau des sportlichen Teils erfordert wie der wirtschaftliche etwa 11,5 Millionen Euro an Gesamtinvestitionen, wenngleich die Finanzierung ungleich differenzierter ist. Die Städte Ulm und Neu-Ulm geben entsprechend ihrer Sportförderrichtlinien 4,5 Millionen Euro Zuschuss (Ulm 3 Millionen, Neu-Ulm 1,5 Millionen) und zusätzlich 3,9 Millionen Euro als Darlehen je nach Grundstücksanteilen. Der Württembergische Landessportbund gewährt dafür etwa 600 000 Euro Zuschuss.
Bleiben 2,5 Millionen Euro für den Verein. 1,4 Millionen hat er bereits aufgebracht, die verbleibenden etwa 1,1 Millionen Euro muss er den Städten bis zum 30. Juni 2020 nachweisen. „Da gibt es noch etwas zu tun für uns“, sagt Oettel: „Das ist eine kontrollierbare Größenordnung, die zu schaffen sein sollte. Wir sind aber noch auf Hilfe angewiesen.“
Der Wirtschaftsteil besteht aus einem fünfstöckigen Bürogebäude, das bereits zur Hälfte vermietet ist. Auch der Betreiber des öffentlichen Fitness-Zentrums ist gefunden. Ein Pächter für die Gastronomie fehlt noch.
Kernstück des sportlichen Bereichs sind drei Trainings- und Wettkampfhallen mit Spezialgeräten für das Basketball-Training, Umkleide- und medizinischen Räumen. Zukunftsmusik ist ein Wohnheim mit 40 Plätzen, das im Idealfall als Basketball-Internat betrieben werden soll.
Dabei steht die Ausbildung des Basketballnachwuchses schon jetzt im Fokus des Vereins, der öffentlich meist nur über seine Profi-Mannschaft wahrgenommen wird. Das schlägt sich in der Belegung des Orange Campus nieder, der nach Worten von Oettel nur zu fünf Prozent von der Bundesligamannschaft genutzt werden wird – und dafür auch Miete an den Verein bezahlen muss.
In allen Altersklassen top
32 Amateur- und Jugendmannschaften laufen aktuell auf. „Wir sind von der U 8 an in jeder Altersklasse sowohl im Jungen- als auch im Mädchenbereich mit durchschnittlich zwei Mannschaften vertreten und spielen in jeder Altersklasse in der jeweils höchsten Liga in Deutschland“, erklärt Oettel. Das Ziel ist Spieler auszubilden, die später in den Profibereich wechseln oder sogar Nationalspieler werden.
Bestes Beispiel ist derzeit der aus Österreich stammende David Krämer, der vor vier Jahren als 16-Jähriger zum Verein gekommen war und jetzt in der Bundesliga und im internationalen Wettbewerb zum Rollenspieler mit festen Einsatzzeiten herangewachsen ist. Die U 14 ist so gut, dass es in Deutschland kaum mehr adäquate Gegner gibt. Und die ersten geborenen Ulmer, die den Sprung in den Profi-Bereich schaffen können, spielen derzeit in der zweite Liga Pro B. „Das ist die Spitze unserer Ausbildungskette. Wir sehen uns als Sportentwickler. Das ist unser Anspruch“, sagt Oettel.
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Erste Ideen wurden schon 2013 diskutiert
Zeitlauf Die ersten Überlegungen für ein großes Trainingszentrum sind im Grund schon mehr als fünf Jahre alt.
2012 Im März wird die Nelsonhalle als Trainingshalle in Betrieb genommen. Sie ist von Anfang an zu klein und so reifen erste Überlegungen für einen Orange Campus ein Jahr später im März 2013.
2015 Zwei Jahre später werden im ersten Quartal den Stadtverwaltungen und Stadtgremien Pläne vorgestellt.
2015 Im Juli gibt der Neu-Ulmer Finanzausschuss grünes Licht, das alte Donaubad-Gelände im Erbbaurecht zur Verfügung zu stellen.
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2016 Im Juli wird der
Bebauungsplan
eingereicht.
2017 Im Juni stuft der Württembergische Landessportbund (WLSB) den Campus als Leuchtturmprojekt ein.
2018 Im Juli stimmen der Gemeinderat Ulm und der Stadtrat Neu-Ulm für die Investitionsförderung. Im September wurde das Gelände freigeräumt, am 15. Oktober die Baustelle eingerichtet. Am 7. November ist Spatenstich.
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