Ein Jahr musste Peter Arenz warten, um von oben auf die Ulmer Innenstadt zu blicken. Am Tag des offenen Denkmals geht es dann ganz schnell, er bewältigt 70 Meter in 90 Sekunden. Der Burlafinger benutzt einen Rollstuhl, lange Treppen steigen kann er nicht mehr. Deswegen nimmt er den Bauaufzug an der Frontseite des Münsters. Das geht jedoch nur einmal im Jahr.
„Früher bin ich regelmäßig nach oben gelaufen“, sagt der 80-jährige. Dass der Aufzug außen am Münster hochfährt und nicht einmal die halbe Höhe des Turms schafft, trübt seine gute Laune nicht. Auch Ehefrau Susi freut sich auf die Aussicht. Sie hätten sich schon letztes Jahr beworben. „Dieses Jahr hat es endlich geklappt.“
Plätze im Münster-Aufzug schon früh ausgebucht
Elfriede Pfarr fährt heute auch zum ersten Mal mit dem Bauaufzug. „Hochgelaufen bin ich natürlich schon oft, vor allem wenn Besuch da war.“ Sie arbeitet für den Diakonieverband Ulm/Alb-Donau, der die Auffahrt für Rollstuhlfahrer gemeinsam mit der Münstergemeinde organisiert.
Da der Platz auf dem Baugerüst begrenzt ist, mussten sich die Rollstuhlfahrer vorher anmelden. 30 Plätze konnte Pfarr in diesem Jahr vergeben, sie waren schon Wochen vorher ausgebucht.
Handwerker begleiten Rollstuhlfahrer
Man merkt dem Fahrstuhl an, dass er für den Baubetrieb gedacht ist. Unten führt eine steile Rampe zur Tür, die Rollstuhlfahrer müssen sich hochschieben lassen. Außer ihren Begleitern unterstützen sie Handwerker der Münsterbauhütte dabei. Letztere begleiten pro Fahrt zwei Rollstuhlfahrer. Der orangefarbene Fahrstuhl mit manuellen Schiebetüren wirkt wie ein Metallkäfig. Durch kleine runde Löcher in den Wänden können die Mitfahrer beobachten, wie sie Meter für Meter nach oben gefahren werden. Schon nach wenigen Sekunden versperrt kein Gebäude mehr die Sicht.
Atemberaubender Ausblick über Ulm
Oben angekommen blickt Peter Arenz zunächst auf ein Sicherheitsnetz. Er muss jedoch nur ein paar Meter über die ausgelegten Holzplatten fahren, bis er eine Stelle ohne Netz erreicht. Von dort haben er und die anderen Besucher einen atemberaubenden Ausblick auf die Stadt und die zwei gegenüberliegenden kleinen Münstertürme. In der Ferne sind wegen des wolkigen Wetters jedoch nur die umliegenden Hügel sichtbar.
Bis 2025 soll das Gerüst an der Frontseite des Münsters stehenbleiben, sagt ein Handwerker. Gut möglich, dass es das Angebot an Rollstuhlfahrer auch bei den kommenden Tagen des offenen Denkmals gibt.