Er hatte Sprüche auf Lager wie sonst keiner – und bestückte damit schwäbische Kalender. „Enne, denne, duz/ dr Deifel lesst an Fuz/ duad an en a Schächdale/ brengt’n dr Frau Lutz.“ Er schrieb Bücher, vor allem Kochbücher, wie sonst keiner. Waren es 25, 26 oder gar 27? Der Autor selber hatte etwas den Überblick verloren. „Ja, des läppert sich. Dia Schreiberei hot oin halt em Griff.“ Er trug Rezepte zusammen über „Omas Restleseküche“, über saure Nierle, Kutteln und Hirnsupp’ (“a bissle Hirn ka ma domma Menscha ned schada“) oder über Schupfnudeln und Spätzle. Legendär sein illustriertes Kochbuch über die schwäbische Nationalspeise, der Titel: Im Spätzleshimmel. Und neben dem Schreiben gab es für ihn eigentlich nur drei Dinge, die er noch lieber tat: kochen, essen und übers Kochen und Essen reden. Die Rede ist von Siegfried Ruoß. Wie jetzt erst bekannt wurde, ist der gelernte Koch und Spätzles-Botschafter bereits Anfang Oktober im Alter von 78 Jahren gestorben.
Siegfried Ruoß war ein schwäbisches Original, ausgestattet mit einer gehörigen Portion Humor. Wer sonst kommt auf die Idee, den 1. Söflinger Kartoffelsalat-Wettbewerb zu veranstalten? Dass er nur Fünfter wurde, löste eine kleine Depression aus. Wer sonst außer ihm spielte mit dem Gedanken, das kleinste Spätzles-Museum der Welt einzurichten? Im Kornhäusle, dem Lokal seines Sohnes Frank in der Kornhausgasse, hat er 55 Gerätschaften aus der Küche der schwäbischen Hausfrau präsentiert.
Nicht ausgestellt ist dort die Todsünde schlechthin, das No-go schwäbischer Küche: Spätzle aus der Gugg. Oder wie Ruoß sagte: „Faule-Weiber-Spätzle“.