Welcher Gemeinderat kennt das nicht. Die Verwaltung legt ein Baugesuch vor, aber jeder weiß: „Das steht ja schon!“ So ging es jüngst dem Gremium in Staig – nur umgekehrt. Ein Bauherr hatte die Sanierung seines Hauses beantragt und genehmigt bekommen. Wie bei einer Sanierung üblich, sollten wesentliche Teile des Gebäudes stehen bleiben. Doch dann waren entgegen der Planung plötzlich die Wände verschwunden, berichtete Ortsbaumeister Thomas Bailer. Das Landratsamt Alb-Donau-Kreis stoppte die Arbeiten und verlangte einen aktualisierten Plan. Der liegt jetzt vor. „Das, was bisher schwarz war, ist nun rot“, erklärte Bailer. Dazu muss man wissen: Schwarz gekennzeichnete Gebäudeteile bleiben stehen, rote werden neu gebaut. Und nun waren die Mauern rot. Abgesehen von dieser Umkehr der Sanierungsverhältnisse stimme der Neubau auf den Zentimeter mit dem ursprünglichen Gebäude überein.
Die Staiger Gemeinderäte erwiesen sich als echte Schwaben, in deren Innerstem stets ein Häuslebauer wohnt – und der bevorzugt eben massive Bauweise. „Das hätte ich wahrscheinlich auch so gemacht.“ „Hat sich ja nichts geändert.“ „War ein Fertighaus der ersten Generation, wer weiß, was da alles rausgekommen wäre.“ Dieser Generalabsolution schloss sich Bürgermeister Martin Jung gerne an. „Was ist schon passiert? Der Bauherr hat halt Formaldehyd (wie es früher in Pressspanplatten verwendet wurde; d. Red.) gegen solides Mauerwerk getauscht.“ So geht Sanieren auf Schwäbisch.