Als Reisende in Sachen illegaler Teilebeschaffung sollen zwei Brüder in großem Stil Lastwagen ausgeschlachtet und das Diebesgut nach Litauen verschoben haben. Da die Staatsanwaltschaft darin den Tatbestand des schweren Bandendiebstahls erfüllt sieht, müssen sich die Männer derzeit vor dem Landgericht Ulm verantworten.
Die Vorwürfe bleiben weitgehend in der Familie und richten sich gegen einen 29-Jährigen, der mit seinem Bruder zur Tat geschritten sein soll. Dass es sich um eine Familienbande – um eine Bande überhaupt – handelt, wollte der Jüngere so nicht stehen lassen. Die meisten Diebstähle habe er aus Finanznot alleine begangen, aber auch sein Bruder räumte eine Tatbeteiligung ein. Die Täter Täter hatten so beherzt zugegriffen, dass sich die Staatsanwaltschaft eine alleinige Täterschaft nicht vorstellen kann.
Von Ulm bis Oldenburg reichte der Wirkungskreis der Diebe, die überall dort eingedrungen waren, wo viele Lastwagen standen wie Lkw-Niederlassungen. Bisweilen durfte es auch eine Baustelle sein oder die Autobahnmeisterei in Dornstadt. Dort betätigten sie sich als illegale Monteure und schraubten alles ab, was nicht niet- und nagelfest war: Von elektronischen Kontrollgeräten, über Computerkomponenten, Kühlschränke und Scheinwerfer bis hin zu Karosserieteilen, etwa einer Kühlerhaube.
21 Fahrzeuge in einer Nacht
Allein in einer Nacht wurden einmal 21 Lkws aufgebrochen und obendrein gleich noch ein Sattelschlepper zum Abtransport der Ware gestohlen. Mit dem fuhr der 29-Jährige bei Nürnberg prompt in eine Polizeikontrolle, konnte aber zu Fuß flüchten. 18 derartig gelagerte Diebstähle stehen in der Anklageschrift. Der angerichtete Schaden dürfte „im höheren sechsstelligen Bereich“ liegen, sagte der Vorsitzende Richter Gerd Guggenhan.
Verkauft wurden die Teile nach Angaben des 29-Jährigen an einen Abnehmer aus Litauen, der die heiße Ware in Polen entgegennahm. Die Indizien weisen darauf hin, dass die Diebe europaweit zugange waren, der jüngere saß bereits ein Jahr in Frankreich im Gefängnis – allerdings unter falscher Identität. Überhaupt ist er ein Mann mit vielen Namen und war mit ebenso gefälschten Papieren unterwegs, wie sein älterer Bruder.
Genutzt bat es den beiden letztlich wenig, denn gestolpert ist das diebische Duo über Fotos und Fingerabdrücke und die Aufmerksamkeit der Ulmer Polizei. Die konnte ihren Kollegen in Cloppenburg bei der Identifizierung behilflich sein. Das Verfahren läuft über mehrere Verhandlungstage.