Im Ulmer Biomüll ist viel zu viel Plastik – überhaupt Plastik, um genau zu sein. Es gehört nicht in die braune Tonne, darf dort auch gar nicht sein. Denn aus Biomüll wird Kompost, und Kunststoff ist nicht kompostierbar. Weil das Kompostierwerk in Heidenheim, das den Ulmer Biomüll verarbeitet, schon mehrfach über das angelieferte Material geklagt hat, geben die Entsorgungsbetriebe Ulm (EBU) den Druck nun weiter: auf die Bürger.
EBU-Geschäftsführer Thomas Mayer setzt auf eine mehrstufige Strategie: erst Information, dann Kontrolle und letztlich Sanktion.
Plastik im Biomüll: So geht die Stadt Ulm jetzt vor
Die verstärkte Öffentlichkeitsarbeit ist im vergangenen Jahr bereits angelaufen und wird jetzt ausgebaut. Alle Haushalte mit Biotonne und Hausverwaltungen erhalten Mitte des Jahres ein Schreiben mit Infos zum Thema Plastik im Biomüll. Die EBU legen dem Flyer zwei Biomülltüten aus Papier bei als Beispiel dafür, wie Bananenschalen, Gemüsereste und welke Salatblätter ohne Plastiktüte entsorgt werden können, ohne dass der Biomüll ein einziger Matsch in der Tonne wird. Die EBU lassen sich diese Aktion rund 39 000 Euro kosten.
Im Handel gebe es verschiedene Papiertüten für Küchenabfälle, sie könnten aber auch in Zeitungspapier gewickelt oder in Bäckereitüten gesteckt werden. Ein Film, der über einen QR-Code abgerufen werden kann, zeigt, wie sich aus Zeitungspapier schnell und einfach ein biomüll-tauglicher Papierbehälter basteln lässt.
Wo Bio drauf steht, darf nur Bio rein
„Viele machen das richtig mit dem Biomüll“, sagte Mayer im Betriebsausschuss Entsorgung. Einige aber eben nicht. Selbst Tüten aus biologisch abbaubarem Kunststoff seien nicht zulässig: Sie kompostieren viel zu langsam. Deshalb gelte die Regel: „Wo Bio drauf steht, darf nur Bio rein.“
Darauf weisen die EBU dann auch mit Aufklebern hin. Die Mitarbeiter kleben einen kleinen runden mit der Aufschrift „Kein Plastik im Biomüll“ und leicht verständlichen Bildern auf den Deckel jeder braunen Tonne. Biomüll-Tonnen, die neu ausgegeben werden, erhalten zudem einen Aufkleber mit ausführlicheren Informationen.
Plastik im Biomüll: Wie die Bürger kontrolliert werden
Im zweiten Halbjahr wollen die EBU dann verstärkt kontrollieren. Damit die Mitarbeiter nicht Tonnen voll halb verrotteter Abfälle durchwühlen müssen, setzt ihr Chef Mayer auf technische Hilfe. Er will testweise ein rund 60 000 Euro teures Detektoren-System für ein Müllfahrzeug anschaffen. Es erkennt bei der Leerung zwar kein Plastik, aber Metall. Und die Erfahrung lehre: „Wenn Kunststoff in der Biomüll-Tonne ist, sind oft auch Büroklammern und andere Metallteile dabei.“
Diese Strafe erwartet Biomüll-Sünder
Schlägt der Detektor an, zücken die EBU-Mitarbeiter erst einmal die gelbe Karte: Sie heften einen gelben Aufkleber auf den Deckel der Biomülltonne mit dem Hinweis auf die Fehlbefüllung. Eine Strafe gibt es dann noch nicht. Die folgt erst auf die rote Karte. Sie erhalten alle Biotonnenbesitzer, bei denen der gelbe Aufkleber nicht zum Erfolg geführt hat. Eine Tonne mit rotem Aufkleber wird nicht geleert und bleibt stehen. Gegen eine Sonderleerungsgebühr von 25 Euro holen die EBU den Biomüll dann doch noch ab.
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Kilogramm Biomüll fallen durchschnittlich bei jedem Ulmer pro Jahr an, acht Kilo weniger als im baden-württembergischen Mittel. Insgesamt leeren die Entsorgungsbetriebe (EBU) im Stadtgebiet 13 544 Biomüll-Behälter.