Nicht zum ersten Mal füllte Thomas Scheytt die historische Schranne in Illertissen mit einem begeisterten Publikum. Denn der gebürtige Schwabe, der in Ulm aufgewachsen ist und seit Jahren in Freiburg lebt, zählt zu den weltweit besten Boogie- und ­Blues-Pianisten. Nicht nur seine Auszeichnungen zeigen das, sondern natürlich sein Können am Flügel. Mit blauem Sweatshirt und grauen Jeans betritt Scheytt lässig die Bühne und legt los. Seine schwarzen Lackschuhe mit roten Schnürsenkeln bearbeiten unablässig die Pedale des Flügels und klopfen den Takt. Und seine begnadeten Finger zaubern auf den Tasten ein Hammerstück nach dem anderen hervor, auch wenn der Bass manchmal etwas zu dominant ertönt.
Mit einer Improvisation tastete Scheytt sich ans Publikum heran, dem er dann seine Komposition „Inner Voices“ servierte. Daneben spielte er auch in kluger Mischung Klassiker des Blues, Ragtime und Boogie wie „Suitcase Blues“ von Hersal Thomas und den Karussell-Rag des deutschen Jazz-Pianisten Hans-Jürgen Bock, einem eher leisen Stück mit beredten Pausen. Ganz in die Musik versunken und aufs Spielen konzentriert entließ Scheytt das Publikum mit „Flower Street Express“ in die Pause, einem Stück, das er seiner Wohnstraße gewidmet hat.
Mit dem „Hell Valley Stomp“ folgte die nächste Hommage an die badische Heimat, an das Höllental im Schwarzwald. Die Anfänge als Organist zeigten sich bei der fast schon programmatischen Komposition „Out Of The Dark“, der musikalischen Schilderung eines Sonnenaufgangs. Mit einer packenden Version von „Georgia On My Mind“ (Hoagy Carmichael) und „Boogie Woogie Stomp“ (Albert Ammons) versetzte Scheytt mit aberwitziger Fingerarbeit die Zuschauer in so große Begeisterung, dass drei Zugaben nicht ausbleiben konnten. Dabei spielte er zusammen mit seiner Nichte seinen „Fifty Dollar Boogie“, der mit überbordender Klangvielfalt im Gewirr der vier Hände zum musikalischen Höhepunkt geriet.