Die Sagengestalt Eschagore treibt sich der Überlieferung nach an stürmischen Herbst- und Frühlingstagen in den Weißenhorner Wäldern herum. Seit Freitagabend wacht der Geist aber für gut zwei Wochen über die Altstadt: Große Banner am Oberen Tor sowie am Alten Rathaus zeigen den Eschagore, das Höllenvieh und den Ziegenbock. Alle drei Figuren gehören zur Weißenhorner Narrenzunft D‘r Eschagore, die in der diesjährigen Fastnacht ihr 22-jähriges Bestehen feiert. Höhepunkt der Festivitäten war das Narrenbaumschmücken mit 25 Gruppen.
Nach einem Umzug durch die Hauptstraße brachten die anwesenden Kapellen den Kirchplatz mit Guggenmusik-Stücken und Schlagern zum Beben. Hauptprogrammpunkt war das Verlesen der Weißenhorner „Narraordnung“: Diese besagt etwa, dass sich während der Fastnacht alle Fuggerstädter duzen und alle Narren in den „Boiza“ vom Wirt mit einem Freigetränk zu begrüßen sind. Aber auch soziale Gedanken sind in dem Fastnachts-Gesetz verankert: So ist jeder Weißenhorner dazu verpflichtet, zu später Stunde „liegengebliebene Maschkerer“ einzusammeln und bei Bedarf Hilfe zu leisten.
Bei der anschließenden Party in der Fuggerhalle feierten die Gruppen bis spät in die Nacht. „Wir kommen immer wieder gerne nach Weißenhorn, weil die Stimmung beim Narrenbaumschmücken super ist“, sagte Carolin Laub von der Hochwanger Narrenzunft Schilfgräbsler. „Man merkt einfach, dass Weißenhorn eine Fastnachtshochburg ist.“ Ebenfalls begeistert war Julian Abele von den Gmendr Gassafetza. Die Guggenmusiker reisen aufgrund ihrer Freundschaft zu den Weißenhorner Giggalesbronzern fast jährlich extra aus Schwäbisch Gmünd an. Ein positives Fazit zog Florian Kull, Zunftmeister der Eschagore: „Das war ein gigantischer Abend mit vielen tollen Gruppen.“ Seiner Schätzung nach kamen mehr als 1000 Maschkerer zur närrischen Jubiläums-Veranstaltung.
Einen Tag später waren die närrischen Tüftler an der Reihe: Bei der Erfindermesse stellten drei Teilnehmer ihre Schöpfungen den 150 Besuchern in der Stadthalle vor. Das Rennen machte der „Wild-Pinkel-Hund“ von der Guggenmusikkapelle „Giggalesbronzer“. Das Prinzip der Spaß-Erfindung ist einfach: Um Bußgeldern beim Wildpinkeln zu entgehen, wird der Urin per Trichter in einen Hund gefüllt. Dieser pinkelt, ohne bestraft zu werden. „Wir haben eine Möglichkeit gesucht, die Polizei auszutricksen“, sagte Joe Mayer augenzwinkernd.
Die Attenhofer Brüder Alexander und Tobias Haberes schafften es mit ihrem selbstgebauten Automaten „Jackqueline“ auf den zweiten Rang. Hierbei handelt es sich um eine Vorrichtung, um hochprozentige Getränke wie „Jacky Cola“ oder „Havana Cola“ herzustellen. „Die Kühlung funktioniert sogar an heißen Sommertagen“, erläuterte Tobias Haberes. Die Jugendabteilung der Eschagore präsentierte den Nahrungsmittel-Wagen „GoFenDi“. Dieser soll die Versorgung der älteren Bevölkerung rund um die Hasenwiese und im Osten der Stadt sicherstellen. „Das soll eine Anspielung auf den seit Jahren geplanten, aber noch nicht verwirklichten Bau der Supermärkte sein“, sagte Jakob Hinträger von den Eschagoren.
Für zahlreiche Lacher sorgten Karola Dirr-Simons und Gabi Ruszetzki mit ihrem „Durelau“. Bei der schwäbischen Büttenrede nahmen sie kommunalpolitische Themen aufs Korn.