Nach jedem Satz von Laurence Nagel meint man, ein Aufatmen zu hören: „Jetzt ist der Moment gekommen, wo wir anfangen können, Dinge zu tun, die wir seit Jahren in der Schublade haben“, sagt die Geschäftsführerin des Roxy. Endlich könne man mutiger neue Projekte planen und nicht nur auf die betriebswirtschaftlichen Aspekte, sondern mehr auf die künstlerische Qualität achten. Dass dem so ist, hat allerdings mit dem wirtschaftlichen Faktor Nummer eins zu tun: dem Geld.
1,2 Millionen Einnahmen hatte das soziokulturelle Zentrum im vergangenen Jahr insgesamt, sagt Nagel, damit sei man praktisch bei der schwarzen Null, was für einen gemeinnützigen Träger ja ohnehin die Ziellinie sei. Außerdem gebe es 2018 von der Stadt 40.000 Euro mehr fürs Programm, das bedeutet für das Jahr 2019 weitere 20.000 Euro mehr vom Land. „Damit können wir neue Projekte an den Start bringen.“ Momentan erwirtschafte das Roxy einen Eigenanteil von 70 Prozent – „für einen Kulturbetrieb unsäglich“ –, das Ziel sei, auf 60 Prozent zu kommen.
In die Stadt hinein wirken
Erfreulich sei, dass auch die Stadt inzwischen die Notwendigkeit sehe, mehr Raum zu schaffen. 60.000 Euro bekommt das Roxy, um das Labor zur Bühne für die freie Szene umzubauen; unter anderem muss der Boden geebnet und weicher gemacht werden, damit man darauf tanzen kann.
Den Raum könne man dann freien Tanz- oder Theatergruppen zur Verfügung stellen – und im besten Falle könne man Projekte selbst auswählen und unterstützen. Im Lager wird eine zweite Ebene eingezogen. So entsteht ein größerer Backstage-Bereich. Das neue Labor soll dann in der Spielzeit 2018/2019 startbereit sein.
Mit diesem Rückenwind wollen die Macher des Roxy stärker als bisher in der Stadt präsent sein – von originellen Interventionen im öffentlichen Raum bis hin zu größeren Veranstaltungen: „Das Roxy soll endlich zu dem werden, was wir vorhaben, und als Kulturzentrum in die Stadt hineinwirken“, sagt Nagel.
Was das Inhaltliche angeht, so stehen konkret mehrere neue Reihen im Programm. Das ist zum einen die Musikreihe „Laborphase“: Dort werden Bands „abseits des Mainstreams“ in Wohnzimmeratmosphäre spielen. Los geht’s am 9. Oktober. Für die Gesprächsreihe „Roxy Studio“ wird Dana Hoffmann Ulmer Lokalprominenz interviewen, wobei an „Typen“ gedacht ist – den Beginn macht also Stefan „Obi“ Oberdorfer vom Hemperium. Eher philosophisch soll es in der „Roxy Latenight“ zugehen, wo geladene Gäste sich über ein Thema wie „Räume“ Gedanken grundsätzlicher Natur machen sollen.
Eine neue Party gibt es obendrein, aber mit Haltung! „Revolution auf der Tanzfläche“ verspricht die „Rebellion“, zu der Sebastian Hafner von Itchy sich Gast-DJs einlädt, die mit ihm „ehrliche Songs mit gehaltvoller Botschaft“ auflegen sollen.
Nicht zu vergessen die Großprojekte: Im Dezember richtet das Roxy im CCU die deutsche Meisterschaft im Science Slam aus – ein Event, das allerdings schon lange „radikal ausverkauft“ ist, wie nicht ohne Stolz vermeldet wird. Aber es gibt ja noch die baden-württembergischen Meisterschaften im Poetry Slam, eine dreitägige Großveranstaltung, und auch beim Tanzfestival „Ulm moves“ wird sich das Roxy 2018 stärker beteiligen.
Erst einmal aber wird das Jahr 2017 gebührend verabschiedet. Statt der üblichen Weihnachtspause lädt Ariane Müller zur großen Silvesterparty mit „Lachern, Krachern“ und diversen musikalischen und komödiantischen Gästen ein.
Die neuen Reihen
Party „Rebellion. Revolution auf der Tanzfläche“ heißt es erstmals am Samstag, 23. September, 22.30 Uhr in der Cafébar. Die Veranstaltung soll immer nach passenden Konzerten stattfinden.
Konzerte Die „Laborphase“, die Konzertreihe „live im Wohnzimmer“, geht am Montag, 9. Oktober, 20 Uhr mit Jan Felix May & Band im Labor an den Start.
Leute Die Gesprächsreihe mit Ulmer Promis im Roxy Studio beginnt mit „Obi“ Oberdorfer am Mittwoch, 18. Oktober, 20 Uhr.
Talk Zur Roxy Latenight lädt Dana Hoffmann erstmals am 7. Dezember, 20.30 Uhr.
Ausstellung „Roxy Artists Unchained“ von Fotograf Gerhard Großberger eröffnet am Dienstag, 10. Oktober, 18.30 Uhr in der Galerie (bis 29. Oktober).