Ulm wirbt gerne mit dem Image der Sportstadt. Zurecht, wie sich in diesen Tagen wieder zeigt. Nach den Fußball-Junioren sind nun die Turner zu Gast – mit weitaus größerer Wirkung. Die Menschen der Region lassen sich begeistern, auch dafür, sich selbst zu bewegen. Das beweisen Jahr für Jahr der Einstein-Marathon, der Frauenlauf oder kommende Woche der Triathlon.

Ulm glänzt auch gerne als perfekter Gastgeber. Besonders die Leichtathleten heimsen als Ausrichter nationaler Großereignisse beständig Lob ein. Doch beim Turnfest hakt es dieses Mal. Noch bis kurz vor dem Start fehlten freiwillige Helfer. Es seien jetzt genug, heißt es. Aber es ist zumindest auf Kante genäht. Am Donnerstag fehlte beim Schwimmen das Wettkampfgericht, es sind zu wenig Verpflegungsstände, lange Warteschlangen die Folge. An manchen Stellen ging das Wasser aus oder war gar nicht erst zu bekommen.

Das Problem ist kein Problem der Turner. Ehrenamtliche zu bekommen gestaltet sich immer schwieriger. Altgediente Funktionäre finden keine Nachfolger, Schiedsrichter fehlen ebenso wie ausgebildete Übungsleiter. Immer mehr Menschen sehen den Verein nur noch als Dienstleistungs-GmbH. Sie wollen ihre Kinder hinbringen oder selbst die Trainingsstätten nutzen, wann immer sie Zeit und Lust haben, aber nur ja keine Verpflichtung eingehen. Aber genau davon lebt jeder Verein.

Wenn es darum geht, an Schulen Unterricht zu übernehmen, wird es bei vielen Vereinen eng. Wer eine bezahlte Trainergilde hat, kann breit einsteigen. Der Rest muss mit den Ressourcen haushalten. Sie können nur punktuell, an eine, vielleicht an zwei Schulen, gehen. Eine Win-win-Situation ist dies bislang für die wenigsten Vereine.

Die Stadt tut gut daran, ihr Engagement nicht nur auf Basketball und Fußball zu beschränken. Nicht umsonst sind in den olympischen Sportarten Turnen, Rudern und Leichtathletik, ja sogar im Wintersport Biathlon, Ulmer Talente bis in die internationale Spitze vorgedrungen. Diese Vielfalt auch für die Breite zu erhalten, das ist Aufgabe einer Sportstadt.

Dass wieder mehr Menschen Verantwortung übernehmen, Zeit investieren, das kann allerdings keine Stadt verordnen. Diese Basis bröckelt bedenklich. Das ist nicht zu übersehen, auch beim Blick auf die Reihen der freiwilligen Helfer beim Turnfest. Viele sieht man immer wieder. Seit Jahren. Aber sie werden nicht jünger. Wenn kein Umdenken einsetzt, werden auf Dauer nur die großen und reichen Vereine überleben. Veranstaltungen wie das Landesturnfest wären dann nicht mehr möglich – oder zumindest für viele unbezahlbar.